Mieten Experten der Wohnbau Lörrach erläutern, warum Wohnen immer teurer wird

Bernhard Konrad
Marco Glockner (l.) und Ralf Mohring erläutern eine Entwicklung, die vielerorts zu beobachten ist: deutlich steigende Mieten. Unterdessen können mehr als 90 Prozent der Wohnbau-Wohnungen nach wie vor von Bürgern gemietet werden, die Grundsicherung oder Bürgergeld beziehen. Foto: Bernhard Konrad

Es ist ein bundesweites Phänomen: Die Mieten steigen stetig weiter. Eine zentrale Ursache hierfür war in den vergangenen Jahren insbesondere die Entwicklung der Bau- und Nebenkosten, erklären Marco Glockner und Ralf Mohring von der Wohnbau Lörrach. Und: Sie wissen, was Entlastung bringen könnte.

Zwei Gründe seien im Wesentlichen für steigende Mieten verantwortlich, sagt Marco Glockner, technischer Leiter der Wohnbau Lörrach: Zum einen die Verteuerung der Baukosten – allein seit 2019 um rund 40 Prozent. An diese sei auch die Honorarentwicklung von Planungs- und Behördenleistungen gebunden, was die Kosten zusätzlich erhöhe. Warum? „So funktionieren die Honorarordnungen“, erklärt Glockner. Zum anderen sind steigende Nebenkosten aufgrund baulicher Gegebenheiten von Bedeutung – etwa für Wartung und Sicherungsanlagen. Aber auch Dienstleistungen wie Hausmeister- und Reinigungstätigkeiten sind aufgrund von Gehaltszuwächsen in den vergangenen Jahren kostenintensiver geworden.

Was die Kosten erhöht

Zwei Beispiele: Eine Wärmepumpe koste in der Wartung das Vielfache einer Gasheizung. Und: Auf Dächern sind sowohl Fotovoltaikanlagen als auch Begrünung vorgeschrieben: Damit seien Sicherungssysteme auf dem Dach zum Standard geworden, die früher nicht notwendig waren.

Im Grundsatz sinnvolle Maßnahmen, sagt Glockner, aber: Sie kosten nun mal Geld. Auch die Grünpflege oder der Unterhalt von Spielmöglichkeiten für Kinder seien heute angesichts größerer Biodiversität der Grünanlagen in Wohnquartieren und höherem Qualitätsanspruch in der Freiraumplanung im Vergleich zum Einheitsgrün früherer Tage vielerorts kostenintensiver, erläutert Glockner.

Ralf Mohring, Leiter der Kundenabteilung bei der Wohnbau Lörrach, nennt die Energiekostenentwicklung als bedeutende Ursache steigender Mieten. Kostentreiber sei vor allem das Gas, aber auch beim Strom seien Preiserhöhungen zu verzeichnen.

Derzeit heizt die Wohnbau ihre Wohnungen zu knapp 50 Prozent mit Gas, etwa zu einem Drittel mit Fernwärme, ergänzt durch regenerative Energien wie Holzpellets. 2045 soll der Wandel weg vom Gas abgeschlossen sein, so Mohring.

Wie teuer Bauen ist

Gegenwärtig sei es kaum noch möglich, günstig neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Auf dem freien Wohnungsmarkt müsste bei Neubauten eigentlich rund 20 Euro Miete pro Quadratmeter verlangt werden, bei staatlich gefördertem Wohnraum immer noch 15 Euro, sagte Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt kürzlich im städtischen Hauptausschuss.

Dennoch könnten mehr als 90 Prozent der Wohnbau-Wohnungen von Bürgern gemietet werden, die Grundsicherung oder Bürgergeld beziehen, informiert die Homepage der Wohnbau.

Was nun wichtig wäre

Was tun? „Wir müssen einfacher bauen“, sagt Glockner. Die Gleichung, dass immer mehr technischer Aufwand immer mehr Energie einspare, lasse sich so nicht Aufrecht erhalten. Komplexere Lüftungssysteme und noch massivere Dämmung führten letztlich nicht zum gewünschten Ergebnis, verteuerten aber das Bauen. Aber: Genau solche Maßnahmen würden finanziell gefördert, sagt Glockner.

Einfacheres Bauen sei möglich – werde dagegen aber derzeit noch nicht entsprechend gefördert. Wichtig sei die Schaffung von Rechtssicherheit. Gegenwärtig werde die Landesbauordnung angepasst – insofern sei der richtige Weg eingeschlagen, dieser müsse sich aber noch etablieren.

Von zentraler Relevanz sei auch die Einhaltung sicherheitsrelevanter Normen. Darüber hinaus aber bräuchten Bauträger künftig größere Spielraume.

Was Mieter tun können

Und, so betont Glockner abschließend: Auch das Nutzerverhalten sei eine wichtige, gelegentlich unterschätzte Größe. Mit der richtigen Strategie beim Heizen und Lüften lasse sich der Energieverbrauch oft effektiv reduzieren – ganz ohne technische Hilfestellung.

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