Untersucht wurde auch, ob es Opfer in Köln und Frankfurt/Main geben könnte, wo der Mediziner früher gearbeitet hat. In Nordrhein-Westfalen war der Beschuldigte aber noch nicht als Palliativmediziner tätig, wie Büchner sagte. "Bei den Frankfurter Fällen wurden keine Auffälligkeiten festgestellt", so der Sprecher.
Einer der größten Fälle bundesweit?
Bestätigen sich die Vorwürfe gegen den Palliativmediziner in Berlin, könnte der Fall einer der größten bundesweit sein. Bislang gilt eine Mordserie in Niedersachsen als die wohl größte der deutschen Nachkriegsgeschichte: Ex-Pfleger Niels Högel wurde 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Motiv für die Taten blieb unklar. Es sei ihm um die "Gier nach Spannung" gegangen, so das Gericht damals. Zuvor war Högel bereits wegen weiterer Morde verurteilt worden.
In Aachen steht derzeit ein Krankenpfleger vor Gericht, der in einer Klinik in Würselen reihenweise Patienten mit tödlichen Injektionen ermordet haben soll. Der Deutsche ist wegen neunfachen Mordes und 34-fachen Mordversuchs angeklagt. In Berlin wurde im Jahr 2007 eine ehemalige Krankenschwester der berühmten Charité wegen fünffachen Mordes an schwer kranken Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Frau brachte ihre Opfer mit Medikamenten um.
Brände bei Patienten lösen Ermittlungen aus
Die Ermittlungen gegen den Berliner Palliativmediziner wurden ausgelöst durch Brände, die er gelegt haben soll, um Tötungen von Patienten zu verdecken. Die Polizei ermittelte wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Dabei geriet zunehmend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetragen haben laut Staatsanwaltschaft Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hatte.
Mitarbeiter des Pflegedienstes in Berlin zeigten sich bestürzt. "Wir waren erschüttert über das Ausmaß der Ermittlungen und sind es auch angesichts der aktuellen Erkenntnisse", teilte die Geschäftsführung mit. "Wir haben intensiven Anteil an der Aufklärung der Hergänge und kooperieren weiterhin bestmöglich mit der Staatsanwaltschaft."
Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz sind "Serienverbrechen gegen das Leben in der Pflege und Medizin" Einzelfälle. "Dahinter stecken oft Machtfantasien, Eigensucht und Selbstüberschätzung", erklärte Vorstand Eugen Brysch. Gerade im ambulanten Bereich hätten Täterinnen und Täter ein "zu leichtes Spiel", weil der Tod bei schwerstkranken Menschen nicht überrasche, so Brysch. Anders als in einer stationären Einrichtung seien Auffälligkeiten im mobilen Einsatz nur sehr eingeschränkt erkennbar.