Müllheim Altes Handwerk wird erlebbar

Weiler Zeitung
Küfermeister Eugen Bürgin mit dem Zunftkrug und dem „Schoppen“. Im Hintergrund das Stadtfestfass, das jährlich zur Eröffnung des Müllheimer Stadtfestes vom Stadtoberhaupt angestochen wird. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Museum: Eugen Bürgin hat im Müllheimer Museum eine Küferwerkstatt aufgebaut

Wenn man einen Eichenstamm auf den Hof des Markgräfler Museums Müllheim legen würde, könnte Eugen Bürgin daraus ein Fass machen. Sämtliche Werkzeuge, die man dafür benötigt, befinden sich im Gewölbekeller. Dort hat Bürgin eine vollständige Küferwerkstatt aufgebaut mit Exponaten aus seiner eigenen Arbeitszeit, aber auch aus der seines Vaters und Großvaters.

Von Dorothee Philipp

Müllheim/Fischingen. Wenn Eugen Bürgin nicht Küfermeister geworden wäre, hätte er auch Schulmeister werden können, die Beschriftungen an den einzelnen Ausstellungsstücken zeigen eine mustergültige klare Handschrift, seine Erläuterungen schriftlich in einer kleinen Broschüre oder mündlich bei den Führungen durch die Sammlung verraten pädagogisches Geschick.

Meisterstück aus 60 Jahre altem Holz

Sein Meisterstück baute Bürgin im Jahr 1962, ein 700 Liter fassendes Ovalfass aus Eichenholz, das sein Großvater Hermann, „Tannen“-Wirt in Fischingen, im Jahr 1902 geschlagen hat. So gut abgelagert ist Eichenholz selten, wenn es zu Fässern verarbeitet wird. Meistens sind es so um die fünf Jahre, die das Holz im „Daubenturm“ unter freiem Himmel reift, erzählt Bürgin.

Das Fass, das jahrelang gefüllt „mit gutem Rotem“ in der Seefeldener Wirtschaft „Zum Pfauen“ gestanden hatte, wurde nach der Schließung der Wirtschaft an einen Weinhändler in die Schweiz verkauft. Dort verliert sich seine Spur. Eugen Bürgin wüsste zu gern, was aus seinem Meisterstück geworden ist, so langlebig wie Eichenfässer sind. „Es ist halt verschollen“, meint er augenzwinkernd.

Küfer komme von dem alten Wort „Küfe“, das sämtliche Gefäße aus Holz bezeichnet, in denen Flüssigkeiten aufbewahrt oder transportiert wurden, Eimer, Kübel, oder eben auch Fässer, erzählt er weiter. In Bürgins Meisterbrief steht „Böttchermeister“, denn seine Meisterprüfung hat er vor der Prüfkommission der Handwerkskammer Wiesbaden abgelegt, dort heißt Küfer eben Böttcher.

Vater und Großvater wirteten in der Fischinger „Tanne“

Er ist viel herumgekommen, seine Lehre hat er in Broggingen, einem Ortsteil von Herbolzheim gemacht, sein Beruf führte ihn bis nach Düsseldorf, wo er eine Zeitlang für eine Brauerei Fässer machte. Verwurzelt ist Eugen Bürgin im Oberland, obwohl er heute in Britzingen lebt. Sein Vater und Großvater wirteten in der Fischinger „Tanne“, er selbst ist Mitglied in der Winzergenossenschaft der Bezirkskellerei Markgräflerland und zwar seit dem Gründungsjahr 1952, als der Betrieb noch Bezirkskellerei Obere Markgrafschaft hieß. Bevor er 1954 seine Lehre begann, half Bürgin seinem Vater in der Kellerei, wo dieser Erster Kellermeister war.

Ein Schoppenkrug mit besonderer Geschichte

Stolz zeigt Eugen Bürgin neben dem Zunftkrug der Küfer einen hölzernen Schoppenkrug mit einem Fassungsvermögen von 1,5 Litern. Dessen Geschichte geht so: Die „Tanne“ war der Treffpunkt der Sänger, die nach den Proben dort ihren Schoppen tranken. „Schoppen bedeutet im Markgräflerland einen halben Liter“, erklärt Bürgin.

Einer der Sangesbrüder meinte, dass der Männi – gemeint war Bürgins Großvater Hermann – den Schoppen in einem Zug leeren könne. „Männi“ meinte, das könne man ändern und fertigte ein hölzernes Trinkgefäß, in das drei Schoppen hineinpassten. Der Becher war jahrelang am Kellerabgang des Gasthauses deponiert, ging aber im Krieg verloren. Deswegen baute der Enkel 70 Jahre später einen neuen genau nach dem alten Vorbild, den er jetzt im Museum den Besuchern zeigt.

An einen Spruch der Fischinger Sänger kann sich Bürgin noch erinnern: „Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr“. Den letzten Schoppen des Abends spendierte oft der Wirt, der Becher ging dann von Hand zu Hand, wurde vom Nebenmann mit einem Fingerschlag gegen das Glas in Empfang genommen und ebenso mit einem Abschlag weitergegeben. „Er ist ein wackerer Kumpan, wir stoßen freudig mit ihm an“, wurde dabei gesungen.

Auch der „Rausschmiss“ zu vorgerückter Stunde hatte in der „Tanne“ Stil, wie Bürgin berichtet. Als letzte Weigerung zu gehen, sangen die Herren „Mir göhn no lang nit heim, mir sin im Gsangverein, mir göhn no lang nit heim, mir bliebe do“. Als sie sich dann endlich auf den Weg machten, habe ihnen der Wirt „ä gueti hinecht“ gewünscht, zu hochdeutsch „eine gute heutige Nacht“.

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