Müllheim Autoren haben längst Feuer gefangen

Weiler Zeitung
Bürgermeister Joachim Schuster (Mitte) überreicht den Autoren Jürgen Treffeisen (links) und Jörg W. Busch den soeben erschienenen zweiten Band der Reihe „Die Urkunden der Stadt Neuenburg am Rhein“. Foto: Bianca Flier Foto: Weiler Zeitung

Buchvorstellung: „Die Urkunden der Stadt Neuenburg am Rhein“ – Band 2 der Reihe thematisiert

Von Bianca Flier

Der zweite Band der Reihe „Die Urkunden der Stadt Neuenburg am Rhein“ ist brandneu erschienen. Er wurde in Anwesenheit zahlreicher historisch Interessierter von Bürgermeister Joachim Schuster sowie den Autoren Jürgen Treffeisen und Jörg W. Busch im Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt.

Neuenburg am Rhein. In seiner Begrüßung betonte Schuster, dass angesichts der vorhandenen „Urkundenflut“ das Projekt noch längst nicht beendet sei. Insgesamt vier Bände seien geplant, der nächste soll im Jahr 2019 herauskommen.

„Das Gedächtnisder Stadt“

Die Reihe stelle ein Grundlagenwerk dar, mit dessen Hilfe Geschichts-, Sozial- und Rechtswissenschaftler Vergleiche über das Leben in mittelalterlichen Kleinstädten anstellen könnten. Zahlreiche Anfragen aus ganz Deutschland lägen diesbezüglich vor. Da in Neuenburg – zumindest oberirdisch – keine steinernen Zeugnisse aus dem Mittelalter erhalten sind, sei die Urkundensammlung „das Gedächtnis der Stadt“. Dass so zahlreiche Dokumente, Belege und Indices der Stadt Neuenburg in den so genannten Fluchtkisten bewahrt worden sind, sei eine Sensation. 1630 solcher Urkunden sind allein aus der Zeit von 1185 bis 1500 vorhanden.

Schuster dankte den Autoren und ihren Mitarbeitern für die engagierte und aufwändige Arbeit. Dankesworte richtete er auch an den Gemeinderat, der für das Projekt „einige 10 000 Euro“ in die Hand genommen habe. Ein weiterer Dank galt dem Stadtchronisten Winfried Studer, der dies vor 20 Jahren initiiert habe, sowie der Sparkasse Markgräflerland und der Bürgerstiftung Neuenburg für ihre Unterstützung.

Mit Hilfe einer Bilddokumentation erklärte Autor Jürgen Treffeisen den Gästen den langwierigen Prozess der Entstehung eines Urkundenbuchs: von der Findung der Originaldokumente über die Übertragung in ein modernes Deutsch bis zum fertigen Band.

Urkunden vor Gefahren verpackt

Für Neuenburg, führte Treffeisen aus, stellten die Fluchtkisten eine wichtige Fundgrube dar. In diesen zumeist hölzernen, mit Henkeln versehenen Kisten, wurden in Gefahrenlagen – durch „Feind vor den Toren“, Feuers- oder Wassersnot – die städtischen Urkunden verpackt und sichergestellt. Sie waren und sind deshalb so wichtig, weil sie die Besitz- und Rechtsverhältnisse der Bürger der Stadt belegen.

Durch ihren Erhalt war es möglich, dass die Urkunden ihren Weg in die verschiedenen Stadt- und Klosterarchive fanden. Auch im Internet finden sich manche Urkunden, doch das meiste muss in den Archiven im Original nachgelesen werden. Findbücher mit kurzen Zusammenfassungen, Zettelkästen und Kopialbücher müssen eingesehen und altmodische Datierungen überprüft werden. Manchmal sind auch zwei Urkunden aneinandergeheftet oder wichtige Anmerkungen stehen auf der Rückseite. Eine Besonderheit bei Neuenburger Grundbesitzurkunden ist der Vermerk: „Ist in den Rhein gefallen“. Das kam bei den katastrophalen Rheinüberschwemmungen immer wieder vor.

Urkunden in Kurzform zusammengefasst

Wichtig sind auch die so genannten „Regest-Bücher“, in denen die Urkunden in Kurzform zusammengefasst sind. Wird eine Originalurkunde gestohlen, sind sie die einzige Informationsquelle, anhand derer ein Dokument dann verifiziert werden kann, wenn Diebe versuchen, es anzubieten.

Eine weitere umfangreiche Arbeit besteht darin, die in Alt- oder Mittelhochdeutsch abgefassten Urkunden in ein modernes Deutsch zu übertragen. Diesem Vorgang folgen wiederum aufwändige Korrekturverfahren, damit bei der Drucklegung letztlich alles stimmt. Außerdem muss ein korrekter Orts-, Personen- und Sachindex erstellt werden. Auch dabei finden sich immer wieder kleine Fehler, die dann noch ausgemerzt werden müssen. Aber sowohl Treffeisen als auch Busch erklärten, dass sie bei dem Projekt längst „Feuer gefangen“ haben und es fortführen werden.

Über den Vortrag von Jörg W. Busch werden wir noch berichten.

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