Von Jutta Schütz
Landwirtschaft: Geladene Stimmung bei BLHV-Kreisversammlung in Eschbach / Flächenverbrauch ein Problem
Von Jutta Schütz
Die Stimmung unter den Landwirten bei der bestens besuchten BLHV-Kreisversammlung in Eschbach war geladen. Viele der Landwirte fühlen sich von den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend in die Ecke gedrängt.
Markgräflerland. Mit Blick auf die Region stand vor allem das Vorgehen der Höheren Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Freiburg (RP) in der Kritik, die das Verfahren zur Erweiterung des Vogelschutzgebietes in Bremgarten eingeleitet hat.
Wohnraumsituation hat auch für Landwirte Folgen
Misstraut wird zudem den Bahnplänen, was den Flächenverbrauch in der Raumschaft angeht. Und Stichwort Flächenverbrauch: Auch die Kommunen gerieten in einer lebhaften Diskussion unter Beschuss, denn diese sind mit dem hohen Siedlungsdruck konfrontiert, aber auch mit der Forderung von Unternehmen, neue Gewerbeflächen auszuweisen. Die Bauern geraten ins Hintertreffen, wenn es um frei werdende Flächen und Pachtverlängerungen geht – „bei Preisen für Land, die dann gefordert werden und die Gemeinden und Investoren zahlen, können wir nicht mehr mithalten“, vermeldeten gleich mehrere Landwirte.
Heitersheims Bürgermeister Martin Löffler hielt fest, dass er mit dem Gemeinderat in Sachen Flächenverbrauch die Kompromisssuche mit den Landwirten anstrebe, beschrieb aber auch das Dilemma der Kommunen: In Heitersheim etwa gebe es keinen Wohnraum und keine freien Flächen mehr, die Preise für Land, Häuser und Wohnungen „gehen durch die Decke“, konstatierte er.
Hoher Siedlungsdruck auf Kommunen
„Wir haben Nachfragen von Familien und müssen demnächst Wohnraum für 103 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung stellen – wenn alle Möglichkeiten erschöpft sind, müssen wir nach draußen gehen“, warnte er.
Eschbachs Bürgermeister Mario Schlafke lobte für seine Gemeinde vor allem „den kurzen Draht zur Landwirtschaft vor Ort“.
Benjamin Fiebig, Hauptgeschäftsführer des BLHV, fand harte Worte für die derzeitige Agrarpolitik in der Europäischen Union und in Deutschland und deren Auswirkungen auf die eher kleinteilige Landwirtschaft im Südwesten. Die Landwirte machten drei Prozent der Gesellschaft aus, „die für 97 Prozent der Gesellschaft, die nicht unmittelbar in den Produktionsbetrieb eingebunden sind, die Lebensmittel produzieren“, bemerkte er.
Regionale Erzeugung von Lebensmitteln immer schwieriger
Die Landwirte sollen Lebensmittel produzieren und gleichzeitig die Landschaft schützen und pflegen – Letzteres müsse aber auch Niederschlag in einer angemessenen Vergütung finden.
Die regionale Erzeugung von Lebensmitteln werde wegen der EU-Standards, der Gier nach Land, Natur- und Gewässerschutzauflagen, Cross Compliance sowie dem Bahnbau immer schwieriger. Glyphosat sei ein weiteres Thema. Es gebe wissenschaftliche Studien, die das Unkrautvernichtungsmittel als unbedenklich einstufen, allerdings auch gegenteilige Berichte, meinte Fiebig.
„Hinzu kommen Pressemeldungen, dass etwa die Molkerei Berchtesgaden ganz aktuell für sich bereits ein Glyphosatverbot für Vertragslandwirte beschlossen hat, das setzt die Landwirte hier nun in Zugzwang, denn der Verbraucher ist aufmerksam“, fuhr er fort. Man stelle sich als Verband mittlerweile die Frage: „Wie können wir uns den Spagat angesichts vieler Multiplikatoren leisten, ohne dass es uns zerreißt“, sagte Fiebig unter großem Beifall.
Verginiya Kaerger neue Geschäftsführerin in Müllheim
Michael Fröhlin, Kreisverbandsvorsitzender Müllheim, übergab das Wort an die neue Geschäftsführerin des BLHV in der Bezirksgeschäftsstelle Müllheim. Verginiya Kaerger verwies darauf, dass ihr beliebter Vorgänger Albert Zimmermann „sehr große Fußstapfen hinterlassen hat“. Sie freue sich aber als „Kind vom Land“, Juristin und studierte Landwirtin auf einen vielfältigen Aufgabenbereich von der Hofübergabe bis zum Bauen im Außenbereich.
Wie eine Flurneuordnung aussehen könnte, wenn das dritte und vierte Gleis gebaut wird, dazu informierte Edgar Faller vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Ihm ging es darum, im Vorfeld des Gleisbaus den Grundstückseigentümern und Bewirtschaftern Vorteile einer sogenannten Unternehmensflurneuordnung zu erklären, die Eingriffe minimieren kann, Maßnahmen und Flächenzuschnitt optimiert und Zusammenlegungen steuert.