Bei uns ging die Ausleihe der Printmedien um zehn Prozent zurück, die der Onleihe allerdings um 15 Prozent nach oben. Gerade anfangs haben sich viele Leser aus Risikogruppen zurückgezogen und nichts mehr vor Ort ausgeliehen, aber trotzdem gelesen – die eigenen Bücher, die schon lange ungelesen im Schrank standen oder wiedergelesen werden wollten. Andere wiederum haben die Onleihe als kontaktlose Form des Ausleihens neu für sich entdeckt.
Frage: Die Onleihe hat bestimmt während des Lockdowns geboomt? Oder steigen unabhängig von Corona immer mehr Leute auf E-Book-Reader um?
Viele, die zu uns kommen, bevorzugen das physische Buch in der Hand, die Haptik, das Umblättern, dass man jederzeit sieht, was man liest – im E-Reader sieht man ja nur die einzelne Seite –, dass man sieht, wie viel man schon gelesen hat und wie viel noch kommt bis zum Ende. Nehmen allerdings die Zipperlein zu – Schlaflosigkeit oder eine schmerzende Schulter – ist so ein leichter E-Reader in der Hand, gerade auch im Bett, wieder sehr willkommen. Ebenso natürlich auch im Urlaub bei Viellesern, die dann keine schwere Büchertasche mitschleppen müssen.
Frage: Wurde im Sommer – ohne Urlaubsreise – mehr gelesen?
Vereinzelt sicherlich. Aber in unserem schönen Ländle kann man ja viele Tagesausflüge in herrliche Gegenden machen, sodass auch ohne Urlaubsreise nicht mehr Zeit zum Lesen da ist. Viele Tipps dazu in den Zeitungen hat es ja gegeben.
Frage: Welche Bücher waren im vergangenen Jahr besonders gefragt?
Bei den Romanen waren es Matthias Brandts „Blackbird“ und von Lilli Marbach „Das beste wartet noch auf dich.“, Lucinnda Rileys „Die sieben Schwestern“, Jostein Gaarders „Genau richtig : die kurze Geschichte einer langen Nacht“, sowie das Klimawandel-Trio von Maja Lunde mit 19 bis 23 Ausleihen in 2020. Das war nur möglich, weil wir von den Titeln zwei Exemplare haben. Das zweite wurde uns jeweils geschenkt und weil so brandneu natürlich von uns auch eingearbeitet. Mit 18 Ausleihen bei nur einem Exemplar lag Ute Wehrles Regio-Krimi „Bächle, Gässle, Todesstoß“ eigentlich ganz vorne.
Bei den Sachbüchern führt „111 Orte im Schwarzwald, die man gesehen haben muss“ vor einem Rezeptbuch zu „Hummus“ und einem über Kurkuma. Unter den 20 besten waren auch: „Das Zero Waste Nähbuch“, „Zuckerfrei für Berufstätige“, „Der Brotbackkurs“, „Nachhaltig Gärtnern“, Stephen Hawkings „Kurze Antworten auf große Fragen“, Frank Sierens „Zukunft? China! „“ie die neue Supermacht unser Leben, unsere Politik, unsere Wirtschaft verändert“.
Frage: Waren auch Wanderführer gefragt, gerade das Wandern hat ja im vergangenen Jahr enormen Zuspruch erfahren?
Ja auch, aber auch die „Vanlife diaries: von Glück und Freiheit auf vier Rädern“ mit persönlichen Erfahrungsberichten und Erzählungen aus der Vanlife-Szene war sehr gefragt.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass es vor allem Themen zur Gesundheit, zur Umwelt, Politik und kleine Fluchten – draußen sein, im Wohnwagen Weite erleben – waren, die besonders gut gingen.
ist im Schwarzwald aufgewachsen und in Donaueschingen zur Schule gegangen. Sie studierte an der Fachhochschule für Bibliothekswesen (FHB) in Stuttgart. Liebrecht ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Ihre Hobbys sind – außer lesen: walken, wandern, e-biken und gärtnern.