Müllheim Die Facetten des „Literaturdetektivs“

Weiler Zeitung
Bei der Vernissage: (v.l.) Museumsleiter Jan Merk, Manfred Bosch und die beiden Kuratoren Inga Pohlmann und Siegmund Kopitzki Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Museum: Ausstellung zum 70. Geburtstag und vielfältigen Werk von Manfred Bosch / Autor und Herausgeber

Martin Walser adelte ihn als „Sekretär der literarischen Region“, für Ludwig Krapf ist er gar der „fünfte Beatle“. Kollegen und Freunde sehen in ihm einen „Literaturdetektiv“ (Jürgen Thaler) oder gar die „Schutzheiligenmadonna für Opfer des Vergessens“ (Hermann Kinder). Manfred Bosch lässt sich so schnell in keine gängige Schublade stecken, so vielfältig ist sein Werk als Autor, Herausgeber, Impulsgeber, Mitbegründer des Vereins „Forum Allmende“, Entdecker zu Unrecht vergessener Autoren.

Von Dorothee Philipp

Müllheim. Zu seinem 70. Geburtstag präsentierte die Literarische Gesellschaft Forum Allmende zusammen mit dem Hesse-Museum Gaienhofen und dem Franz-Michael-Felder-Archiv in Bregenz eine Ausstellung, die jetzt in leicht abgewandelter Form im Markgräfler Museum zu sehen ist.

Vielfältige Beziehungen zum Markgräflerland

Denn auch zum Markgräflerland hat Bosch vielfältige Beziehungen. Er lebte einige Jahre in Lörrach und war unter anderem maßgeblich am Konzept für die Dauerausstellung „Literatur in der Region“ im Dachgeschoss des Markgräfler Museums beteiligt, die im Juni 2014 eröffnet wurde, wie Museumsleiter und Kulturdezernent Jan Merk in seiner Begrüßung der Vernissage-Gäste erinnerte.

Das Sichten und Ordnen des Materials für die jetzige Geburtstagsausstellung war eine Sisyphusarbeit, wie aus den Beiträgen der beiden Kuratoren Siegmund Kopitzki und Inga Pohlmann deutlich wurde. Mehr als ein Jahr haben die beiden recherchiert, Gespräche geführt, im Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek geforscht, das den umfangreichen Vorlass Boschs aufbewahrt. Und sie durften in Boschs Privatarchiv in seiner Konstanzer Wohnung arbeiten. Das Ergebnis waren nicht nur die beiden Ausstellungen, sondern auch ein von beiden gemeinsam herausgegebenes Buch „Manfred Bosch – Literarischer Sekretär der Region“, das als „Freundschaftsgabe“ literarische Grüße, Zeichnungen, Essays und Aufsätze der Freunde und Weggefährten auf 240 kurzweiligen Seiten zusammenführt. Darunter sind Namen wie Adolf Muschg, Martin Walser, Hermann Bausinger oder Christoph Meckel.

Vieles erschließt sich nur über den Text

In zwölf Vitrinen wird das Werk Manfred Boschs aufgefächert, man sollte sich Zeit nehmen, um diesen leisen und fleißigen „Privatgelehrten“ kennenzulernen, denn vieles erschließt sich nur über den Text. Die Ausstellung sei auch eine Einladung an die Besucher, von der Ausstellung Beziehungsfäden zur eigenen Biografie zu spinnen, ermunterte Kurator Kopitzki, der seit den 1960er Jahren am Bodensee lebt und seit 1985 Kulturredakteur beim Südkurier ist. Kopitzki erinnerte daran, dass auch ein einzelnes Foto oder ein Gedicht eine ganze Epoche abbilden könne.

Preisgekröntes, einflussreiches Schaffen

Kopitzki würdigte Bosch als einen, der aus „kleinem Ruhm keinen Big Deal“, nicht den „Neureichen des Geistes“ gemacht habe, der auf dem Teppich geblieben sei und anderer Leute Meinungen zulasse, auch wenn er sie nicht teile. „Er ist ein Hiesiger, auch wenn er unterwegs war in der Welt“, sagte Kopitzki.

Kuratorin Inga Pohlmann unterstrich Boschs Einfluss auf das kulturelle und historische Gedächtnis der Region, der auch mit zahlreichen Preisen und Ehrungen gewürdigt wurde, so mit dem alemannischen Literaturpreis 1985, dem Hebelpreis 1990 oder dem Reinhold-Schneider-Preis 1992.

Alemannischer Dialekt und politische Seite

Eine Vitrine der Ausstellung ist dem Verhältnis Boschs zum alemannischen Dialekt gewidmet, den er erst auf Umwegen über Bayern wieder als Sprache der Heimat neu entdeckte. Ein Kapitel der Ausstellung zeigt die wichtige Rolle der literarischen Gesellschaft „Forum Allmende“, die Bosch 1998 mitbegründet hat und ab 2002 einige Jahre leitete.

Beleuchtet wird ebenso der politische Autor Bosch und seine frühen Publikationen. Ein regionales Selbstbewusstsein, wie es Literatur und Kunst schaffen können, sei heute wichtiger denn je, „damit es nicht die falschen Leute in die Hände bekommen“ betonte Museumsleiter Merk.

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