Müllheim Die Mehrheit ist für den Fällstopp

Volker Münch

Eichwald: Widerstand gegen Fällarbeiten im Müllheimer Forst geht weiter. Info-Veranstaltung.

Müllheim - Der Widerstand gegen die Fällarbeiten im Müllheimer Eichwald formiert sich weiter: Rund 60 Personen folgten der Einladung der jungen Bürgerinitiative „Rettet den Eichwald“, die nochmals ihre Standpunkte deutlich machte. Schützenhilfe erhielt die Protestbewegung vom ehemaligen zuständigen Förster und Stadtrat Michael Nutsch.

Auf die Stadtverwaltung, auf die Forstverwaltung als fachliche Beratungsstelle und den Gemeinderat können heiße Zeiten zukommen: Geht es nach dem Willen der Unterstützer, die an der Informationsveranstaltung im Hotel Stadthaus teilgenommen haben, drohen Zustände wie im Hambacher Forst. Die Bandbreite der vorgeschlagenen Aktionen reicht darüber hinaus vom „Zivilen Ungehorsam“ über die Einleitung rechtlicher Schritte wie beispielsweise das Erwirken einer einstweiligen Verfügung oder gar die Erhebung einer Klage.

Unterschriften sammeln

Vorerst wollen die Sympathisanten der Bürgerinitiative an der Unterschriftenliste weiter arbeiten, mit Infoständen auf den Protest aufmerksam machen und Briefe an Landrätin Dorothea Störr-Ritter schreiben, die der Müllheimer Fällaktion Einhalt gebieten soll. Mit viel Beifall begrüßt wurde die Idee, mit einer großen Zahl an Gegnern der Müllheimer Forstpolitik die Gemeinderatssitzung am 20. Februar, in der der Antrag der ALM/Grünen-Fraktion behandelt werden soll, sprengen zu wolle.

Die promovierte Forstwissenschaftlerin Beate Kohler erklärte nochmals die klassischen Grundzüge einer Waldnutzung, der es im Müllheimer Eichwald nach der Auffassung Kohlers nicht nur an ökologischen Aspekten, sondern vor allen Dingen an der Schutz- und Erholungsfunktion fehle. Dass es nicht völlig ohne Nutzung und der Herausnahme von konkurrierenden Bäumen geht, machten sie und ihr Ehemann, selbst ein studierter Forstfachmann, allerdings deutlich. Es geht also vor allen Dingen um Mengen und Methode, wie eine Naturverjüngung vorangebracht werden müsse.

Wenig Glauben schenkte das Organisationsteam der Bürgerinitiative angesichts der Nachfrage nach teurem Eichenholz auf dem Markt den Bekundungen der Stadt, der praktizierte Einschlag bei den Eichen habe nichts mit Geldverdienen zu tun. Deshalb fordere die Initiative eine Änderung der Nutzungsschwerpunkte, eine ökologische Ausrichtung und die Anerkennung des Eichwaldes als Erholungswald.

„Müllheimer Modell“

„Ich bin sehr traurig, dass es soweit kommen musste“, stellte Michael Nutsch, von 1980 bis 2015 Förster im Eichwald, fest. Nutsch sah das bisher geltende Vertrauen der Verwaltung und des Gemeinderats in die Forstverwaltung im früheren Bemühen begründet, einer deutlich waldverträglicheren Hiebplanung den Vorrang zu geben. Nutsch nannte es das „Müllheimer Modell“, das auf der Philosophie einer genauen Betrachtung beruhe und bei dem auf vorgegebenen überschaubaren Flächen über mehrere Jahre Baum für Baum herausgenommen wurde. Die Ursache sieht der ehemalige Förster in einem Strategiewechsel der Forstverwaltung und ihres Leiters, mit der das Vertrauen in eine bisher erfolgreiche Forstarbeit verspielt werde.

Martin Richter, Fraktionssprecher von ALM/Grüne, macht einen Stimmungswechsel im Gemeinderat aus: „Der geforderte Fällstopp wird in den Fraktionen zwar noch diskutiert. Eine überwiegende Mehrheit ist aber für den Stopp.“

Dass es bei der Unterschriftenaktion allerdings nicht immer mit der Wahrheit zugeht, zeigen Beobachtungen an Orten, wo die Listen ausgelegt sind. Dort wird gerne auf Nachfrage neugieriger Bürger erklärt: „Es geht um das Abholzen des Eichwalds.“ Doch davon reden nicht einmal die gemäßigten Mitglieder des Organisationsteams – und es entbehrt auch der Realität.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading