Müllheim Ein Baum ist ein Lebewesen

Alexander Anlicker
Bürgermeister Martin Löffler (r.) und Johannes Weitzel (l.) weihen die neue Infotafel am „Luginsland“ ein.     Foto: Alexander Anlicker

Naturdenkmal: Infotafel informiert über die Luginslandlinde die 2020 gefällt wurde

Wissenswertes über den „Luginsland“ im Müllheimer Gewann Reggenhag und die von vielen Künstlern in ihren Bildern verewigte „Luginslandlinde“ vermittelt seit Donnerstag eine Informationstafel. Von der Linde steht seit November nur noch der Stamm, die Krone musste aus Sicherheitsgründen gefällt werden.

Von Alexander Anlicker

Müllheim. „Ein Baum ist ein Lebewesen“, sagte Müllheims Bürgermeister Martin Löffler bei der Einweihung der Tafel. „Dieser Baum war ein besonderes Lebewesen“, ergänzte er, auch mit Blick auf die vielen Erinnerungen welche die Müllheimer mit der „Luginslandlinde“ verbinden. „Wir haben alles versucht, gemeinsam mit dem Baumpfleger Ulrich Pfefferer, um diesen Baum zu retten“, betonte der Rathauschef. Im Jahr 2020 habe man eine Entscheidung treffen müssen und entschieden, den Baum bis auf den Stamm zu kürzen, und ihn als Totholz-Habitat stehen zu lassen. Die Löcher sollen Fledermäusen und Vögeln als Quartier dienen, zudem hat sich eine seltene Käferart im Baum eingenistet.

Dass der Stamm größtenteils hohl und die Krone abzubrechen drohte, bestätigte der Baumexperte Pfefferer. Als Ursache für den schleichenden Tod des Baumes vermutet er die in den 1970er Jahren im angrenzenden Feldweg verlegte Wasserleitung. Aus Sicherheitsgründen war daher auch die um den Baum führende achteckige Sitzbank entfernt worden.

Auch für die Kinder des Kindergartens Auggener Weg war die Luginslandlinde ein beliebtes Ziel für ein Picknick. Sie sorgten mit dem Lied „Ich wachse“ für die musikalische Umrahmung der Einweihung.

Gestaltet wurde die Tafel vom Hügelheimer Grafiker Johannes Weitzel, der auch die Informationen für die Tafel zuammentrug. Ulrich Pfefferer sei an ihn herangetreten und so habe er angefangen zur Linde zu recherchieren, berichtete Weitzel.

Offen sei die Frage, wann der Baum gepflanzt wurde. ob er eine nach dem deutsch-französischen Krieg 1872 gepflanzte Friedenslinde ist, oder schon früher dort stand. Der „Luginsland“ selbst war schon vorher ein beliebter Aussichtspunkt. Karl Moser berichtete in einem Gedichtband von einem Besuch des badischen Großherzogs Leopold mit seiner Frau Sophie Wilhelmine am Luginsland. Hierfür hatten die Müllheimer Bürger eigens Eichen gefällt um einen Pavillon zu errichten, der noch bis nach der Jahrhundertwende dort stand. Die Luginslandlinde erwähnte Moser nicht. Durch Zufall fand Weitzel im Markgräfler Museum ein Ölgemälde aus dem Jahr 1962, dass den Luginsland ohne Linde zeigt. Für Weitzel steht damit fest, dass der Baum erst nach 1962 gepflanzt wurde.

„Die Linde ist ein sozialer Baum“, sagte Weitzel und verwies darauf, dass es kaum ein Dorf ohne Dorf- oder Tanzlinde gebe. Für die Tafel hat er auch viel Wissenswertes über Linden zusammengetragen, unter anderem, dass früher Heiligenstatuen aus Lindenholz geschnitzt wurden.

Zudem zieren zwei Gemälde der Luginslandlinde die Infotafel. Darunter ist ein Bild von Julius Kibiger, dessen Tochter Gerda Sehringer-Kibiger der Bürgermeister bei der Veranstaltung besonders willkommen hieß.

Außerdem ist ein Gedicht der Heimatdichterin Lina Kromer aus Obereggenen über die Linde auf der Tafel zu finden.

Finanziert wurde die rund 4000 Euro teure Tafel von der Stadt Müllheim und der Firma Baumkultur Pfefferer.

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