Müllheim „Es findet kein Kahlschlag statt“

Weiler Zeitung
So soll der Müllheimer Eichwald laut der Stadt auch in 70 Jahren noch aussehen. Foto: zVg/Stadt Müllheim

Stellungnahme: Stadt Müllheim und Forstbehörde äußern sich zu Maßnahmen im Eichwald.

Müllheim - Seit Wochen wird, initiiert von der Gemeinderatsfraktion ALM/Grüne und der Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Eichwald“, in der Stadt über die Pflege und Bewirtschaftung des Müllheimer Eichwalds diskutiert. Nachfolgend wollen Stadt und Forstbehörde zu den in der Unterschriftenaktion der BI gemachten Vorwürfen Stellung nehmen.

Zum Hinweis, dass Eichen bis zu 1000 Jahre alt werden könnten, heißt es in der Stellungnahme, dass es in ganz Mitteleuropa nur sehr wenige Eichen gebe, die dieses „biblische Alter“ erreicht haben.

Unter den Standort- und Bodenverhältnissen in Müllheim stellten bereits 250 bis 300 Jahre ein hohes biologisches Alter dar. Die Eichen, die zuletzt gefällt wurden, waren um die 200 Jahre alt. Bei rund 50 Prozent dieser Bäume habe bereits eine Fäule am Stammfuß eingesetzt.

Verjüngungskur

„Allein in den kommenden 30 Jahren sollen 64 Hektar Altbestände gefällt und durch Jungpflanzen ersetzt werden“, lautet ein weiterer Vorwurf.

Der Erhalt des Eichwalds, der insgesamt eine Fläche von 400 Hektar umfasst, setze voraus, dass die darin enthaltenen 200 Hektar Altholzflächen in einem angemessenen Zeitraum verjüngt werden und dass die Eiche gegenüber der Buche deutlich gefördert werden müsse, heißt es von Seiten der Stadt. Die Alteichenbestände im Müllheimer Eichwald sollen moderat über einen Zeitraum von 70 Jahren verjüngt werden. Das bedeute in zehn Jahren eine Eichenverjüngung auf insgesamt 27 Hektar. Das seien rund 13 Prozent der Alteichenfläche.

Holzeinschlag

Dass in den kommenden Jahren 30 Prozent mehr Holz geschlagen werden soll, erklärt die Stadt damit, dass im Eichwald der Baumvorrat innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 176 000 Festmeter auf 190 000 zugenommen habe. Um den bereits heute „sehr hohen Vorrat“ nicht noch mehr anwachsen zu lassen und vor allem um die die Eichen bedrängenden Buchen aus waldbaulichen Gründen zurücknehmen zu können, habe die Forsteinrichtung eine Erhöhung der Nutzung auf 40 000 Festmeter vorgesehen. Trotz dieser Erhöhung verblieben jedoch 6000 Festmeter Zuwachs ungenutzt im Wald.

Erholung

Seitens der BI heißt es weiter, dass bei der jüngsten Planung kaum berücksichtigt worden sei, dass sich der Eichwald immer mehr zu einem Erholungsschwerpunkt entwickelt habe.

Die Stadt erklärt, dass mit Rücksicht auf die Erholungsfunktion des Walds beispielsweise heute die Eichen nicht mehr großflächig verjüngt würden, sondern kleinflächig und punktuell. Diese „Dachfenster“ im Kronendach hätten auch noch einen weiteren Vorteil: Es könnten sich mehr Blühpflanzen entwickeln, die wiederum Lebensraum für Insekten bieten.

Waldwege

Durch die Holzerntemaßnahmen würden zudem die Waldwege leiden, meint die BI.

Die Beeinträchtigung der Waldwegeinfrastruktur lasse sich nutzungsbedingt nicht vermeiden, wobei die entnommene Holzmenge dabei eine untergeordnete Rolle spielt, heißt es in der Stellungnahme von Stadt und Forstbehörde. Die Wege würden nach Abschluss der Maßnahmen zeitnah wieder hergerichtet.

Kahlhiebe

Des Weiteren weist die BI auf Kahlhiebe an der Sonnhohle hin. Und am Breiteweg seien bereits mehrere dieser neuen Kahlflächen mit aufgebauten Wuchsröhren zu finden.

Die Schirmschlagfläche an der Sonnhohle sei bereits 2014 – also vor der neuen Forsteinrichtungsplanung – entstanden, erklärt die Stadt. Sie sei ein Beispiel dafür, wie die Eichenverjüngung heute gerade nicht mehr durchgeführt werden soll. Gepflanzte Eichen müssten in den ersten Jahren gegen Wildverbiss geschützt werden. Dies könne durch Zäune oder Wuchshüllen erfolgen.

Hoyerstännle

„Das Abholzen von Flächen am Hoyerstännle hat bereits vor kurzem begonnen. Dort befinden sich die ältesten, stärksten und ökologisch wertvollsten Eichen“, schildert die BI. Sie weist außerdem auf Brutgebiete des Mittelspechts hin.

Selbstverständlich beginne man bei der Nutzung der Eichen mit den ältesten und dicksten Bäumen, denn diese befänden sich in einem Entwertungsprozess, so die Erklärung der Stadt dazu. Die ökologischen Funktionen würden dadurch beachtet, dass 87 Prozent der Altholzfläche in diesem Planungsjahrzehnt erhalten und auch auf den Verjüngungsflächen die Habitatbaumgruppen dauerhaft stehen blieben. Zudem hätten in den Waldbiotopen keine Verjüngungsmaßnahmen stattgefunden, die das Brutgebiet beeinträchtigen würden.

Fazit

„Nein, im Müllheimer Eichwald wird kein Raubbau betrieben und es findet auch kein Kahlschlag statt“, lautet das Fazit von Stadt und Forstbehörde.

Am Mittwoch, 20. Februar, werden das Forsteinrichtungswerk und die aktuellen Maßnahmen noch einmal in öffentlicher Sitzung im Gemeinderat erläutert und es wird ein Sachstandsbericht gegeben. Beginn ist um 18 Uhr im Sitzungssaal im Müllheimer Rathaus.

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