Müllheim Kein Jahrgang für schwache Nerven

Weiler Zeitung
Landwirtschaftsminister Peter Hauk, Weinbaupräsident Rainer Zeller und die Badische Weinkönigin Katrin Lang (v.l.) ernten die ersten Trauben des Jahrgangs 2021 in Britzingen. Foto: zVg/Badischer Weinbauverband

Herbst: Badischer Weinbauverband informiert in Britzingen über den bevorstehenden Weinjahrgang 2021

Das Weinjahr 2021 war für die Winzer in Baden nicht einfach, trotzdem können sie noch auf ein gutes Ende hoffen: So lautete das Fazit des Badischen Weinbauverbands bei der gestrigen Herbstpressekonferenz in der Winzergenossenschaft Britzingen.

Markgräflerland. Weinbaupräsident Rainer Zeller begrüßte in seiner Heimatgemeinde Britzingen neben Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Ministerialdirigent Konrad Rühl auch Vertreter der lokalen Politik sowie zahlreiche Journalisten.

Frost und Hagel

Zeller ging auf die Unbillen ein, mit denen der Jahrgang 2021 die Winzer auf Trab gehalten hat. Frost und Hagelereignisse hätten insbesondere im Markgräflerland für Ertragseinbußen gesorgt. „Die Winzer mussten in diesem Jahr starke Nerven beweisen und sich im Weinberg besonders anstrengen, um die Erträge zu sichern“, hielt Zeller fest. In solchen Jahren und vor dem Hintergrund kommender klimatischer Veränderungen seien Politik und Wissenschaft gefragt, wenn es darum gehe, die Winzer zu unterstützen und ihnen auch in Zukunft ein auskömmliches Arbeiten zu ermöglichen.

Minister Hauk appelliert

Das außergewöhnlich herausfordernde Weinjahr 2021 und die Frage, wie die Winzer künftig mit solchen Witterungsbedingungen und den Herausforderungen des Klimawandels umgehen sollen, beschäftige auch sein Ministerium, entgegnete Landwirtschaftsminister Hauk. Die Entwicklung nachhaltiger Pflanzenschutzmittel sowie die Förderung des biologischen Anbaus und des Einsatzes neuer pilzresistenter Sorten stünden dabei ganz oben auf der Agenda, führte er aus.

Der Minister appellierte aber auch an die Verbraucher, etwas zum Erhalt der Kulturlandschaft beizutragen, indem sie vermehrt heimische Weine konsumierten.

Im Anschluss ging der stellvertretende Geschäftsführer Holger Klein detailliert auf die Entwicklung des aktuellen Weinjahrgangs ein. Dabei schilderte er insbesondere die Witterungsereignisse, die den Winzern in Baden besonders zu schaffen gemacht haben. „2021 war alles andere als ein einfaches Jahr“, betonte Klein. „Bereits um Ostern haben Windfröste in den Bereichen Markgräflerland, Kaiserstuhl, Tuniberg, Breisgau und der Ortenau zu teilweise starken Schäden geführt.“ Nasse Knospen, ein eisiger Nordwind und die so entstandene Verdunstungskälte hätten zu einem enormen Schaden geführt. Diesen bezifferte Klein stellenweise auf 20 bis 80 Prozent.

Im Juni führte Starkregen zu Blatt- und Gescheinsinfektionen durch die Rebenperonospora. Gleichzeitig stellte die Befahrbarkeit der Rebanlagen bei andauernden Niederschlägen eine zunehmende Herausforderung für die Winzer dar, führte Klein aus.

Heftiger Regen, lokal mit Hagel einhergehend (Markgräflerland), hätten die Verbreitung der Rebenperonospora gefördert. Massive Infektionen an Blättern und Gescheinen waren die Folge. Für die Winzer bedeutete das einen erhöhten finanziellen und arbeitswirtschaftlichen Aufwand, um die Gesunderhaltung von Laubwand und Trauben zu gewährleisten. Weitere Einschränkungen bei Pflanzenschutzmitteln könnten die Winzer in solchen Extremjahren wie 2016 und 2021 an den Rand ihrer Existenz bringen, lautete sein Appell an Minister Hauk.

Ein „neidischer Herbst“

Ende August hätten sich glücklicherweise kühlere und deutlich trockenere Witterungseinflüsse gezeigt. Das gäbe den Winzern zumindest die Hoffnung, die erwartungsgemäß gering ausfallenden Erträge gesund und ausgreift in den Keller bringen zu können. Die Ertragsaussichten seien allerdings regional sehr unterschiedlich. Wo die Spätfrostschäden hoch sind, habe man gedämpfte Erwartungen. In Anlagen, die von Frost und Hagel verschont geblieben seien, fülle sich die Traubenzone auch dank der guten Wasserversorgung im Boden kräftig. Insgesamt erwarte man einen „neidischen“ Herbst.

Nach derzeitiger, sehr vorsichtiger Schätzung werde Baden 2021 eine um 20 Prozent geringere Weinmenge einfahren. Aktuell könne man bei stabilen Witterungsverhältnissen zumindest auf gute Qualitäten mit moderatem Alkoholgehalt und einer animierenden Aromenausprägung hoffen.

Mit einem Lesebeginn bei der Sorte Müller-Thurgau sowie in ertragsreduzierten Spätburgunderanlagen rechnet der Weinbauverband ab dem 20. September.

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