Müllheim Lieber Projekte als Jugendparlament

Weiler Zeitung
Wie können und wollen sich Jugendliche in Stadt und Ortsteilen beteiligen? Damit beschäftigte sich das sechste Müllheimer Jugendforum. Foto: zVg

Jugendforum: Veranstaltung in Müllheim lotet Beteiligungsmöglichkeiten von Jugendlichen aus.

Müllheim - Im Paragraph 41a der baden-württembergischen Gemeindeordnung heißt es: „Die Gemeinde soll Kinder und muss Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise beteiligen. Dafür sind von der Gemeinde geeignete Beteiligungsverfahren zu entwickeln. Insbesondere kann die Gemeinde einen Jugendgemeinderat oder eine andere Jugendvertretung einrichten ...“

Eines dieser Beteiligungsinstrumente sind sogenannte Jugendforen. Das Stadtjugendreferat und der Fachbereich Bildung, Jugend, Familie der Stadt Müllheim haben kürzlich zur sechsten Auflage des Müllheimer Jugendforums eingeladen. Adressaten waren alle Müllheimer Jugendlichen ab zwölf Jahren. Bereits seit 2014 werden regelmäßig Treffen mit Jugendlichen durchgeführt. Ergebnisse dieser Foren waren beispielsweise der Bau des „Soccer Court“ im Kleinfeldele. Ging es in den bisherigen Foren darum, mit den Jugendlichen über deren konkrete Wünsche, Sorgen und Projekte zu sprechen, stand diesmal die Vorstellung und Diskussion um das künftige Beteiligungsformat im Vordergrund, mit Modellen, die von der Installation eines Jugendgemeinderates bis hin zu Beteiligungsmodellen per App reichten.

Jugend denkt quer

Insgesamt 35 Jugendliche nahmen an der Veranstaltung teil. Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich machte auch im Hinblick auf die bevorstehenden Europa- und Kommunalwahlen deutlich, wie wichtig es sei, dass sich gerade junge Menschen beteiligen und für ihre Interessen eintreten. Die Jugend habe durchaus einen Vorteil, sagtr die Rathauschefin. Deren Rolle sei es schließlich, zu rebellieren, querzudenken und sich ihre Gedanken „jenseits der Leitplanken der Erwachsenen“ zu machen. Wichtig war ihr aber auch, den Jugendlichen die Grenzen des Machbaren aufzuzeigen. Nicht alles, was wünschenswert wäre, könne von Stadt und Bürgern auch tatsächlich umgesetzt werden, da die Stadt in ihren Entscheidungen ihrerseits abhängig von geltenden Vorgaben und Vorschriften sei und bei der Ansiedlung von Gewerbe und Dienstleistungen nur bedingt Einfluss nehmen könne.

Umfrage an den weiterführenden Schulen

Vor der Diskussion über die künftige Form der Jugendbeteiligung wurden seitens des Stadtjugendreferats die Ergebnisse einer Umfrage an allen weiterführenden Schulen vorgestellt. Die Schüler wurden unter anderem zu ihrem Freizeitverhalten, ihren Wünschen für Angebote in Müllheim und das Interesse an möglichen Beteiligungsformen befragt. Insgesamt konnten 1800 Fragebögen ausgewertet werden. Dabei spielte der Wohnort keine Rolle: Auch Schüler, die nicht in Müllheim oder in den Ortsteilen wohnen, konnten an der Umfrage teilnehmen, und diese Gruppe machte sogar den größten Teil an Rückmeldungen aus.

Gewünscht wurden dabei vor allem mehr Angebote im Sport- und Freizeitbereich (32 Prozent), mehr Geschäfte, wie beispielsweise ein H&M Modegeschäft (22,7 Prozent) sowie mehr Fastfood-Ketten in der Innenstadt (13 Prozent), gefolgt von einer verbesserten ÖPNV-Infrastruktur (acht Prozent). Genannt wurden darüber hinaus auch ein flächendeckendes freies WLan, ein Multiplex-Kino, ein Platz für Jugendliche und ein Jugendzentrum.

Beteiligen würden sich die Jugendlichen gerne in den folgenden Bereichen: Gestaltung des Schulgeländes (29,3 Prozent), bei Planungen von Freizeitangeboten (22,4 Prozent) und Veranstaltungen (15,9 Prozent) sowie bei Planungen für ein neues Jugendzentrum (13,2 Prozent) oder auch bei den Planungen von Neubaugebieten (10,2 Prozent) sowie von Spielplätzen (9,1 Prozent).

Gefragt nach gewünschten Beteiligungsformen haben rund zwölf Prozent angegeben, sich eine Beteiligung in Form von Projektarbeit vorstellen zu können, dem gegenüber standen allerdings auch rund 61 Prozent Jugendliche, die sich gar nicht beteiligen möchten.

Mögliche Beteiligungsformen

An fünf Gesprächsinseln informierten sowohl Vertreter des Gemeinderates als auch der Stadtverwaltung über die verschiedenen Möglichkeiten und beantworteten die aufkommenden Fragen. Zur Wahl standen: Die Installation eines Jugendgemeinderates, die Gründung eines Vereins für Kinder- und Jugendangelegenheiten, Projektbeteiligungen, Umfragen an Schulen oder Beteiligungsformen per App. Am Ende der Vorstellungsrunde sollten die Jugendlichen ihren Favoriten wählen und sich wenn möglich auch in eine entsprechende Liste eintragen. Das größte Interesse zeigten die Jugendlichen dabei für das Modell Projektbeteiligung, was auch schon die Schulumfrage gezeigt hatte, gefolgt vom Modell des Jugendgemeinderates und des Vereins für Kinder‐ und Jugendangelegenheiten. Das geringste Interesse bestand an einer digitalen Beteiligungs-App.

Ergebnisse werden dem Gemeinderat präsentiert

Die Ergebnisse werden nun aufbereitet und dem Gemeinderat beziehungsweise Hauptausschuss vorgestellt, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zudem hat das Team von Stadtjugendreferat und dem Fachbereich Bildung, Jugend, Familie beschlossen, die Umsetzung mehrerer Beteiligungsformen in Betracht zu ziehen. Schon bald soll es deshalb ein Treffen mit den zwölf Befürwortern der projektbezogenen Beteiligung geben, um entsprechende Projekte auszuloten. Darüber hinaus wird man sich aber auch mit den acht Jugendlichen zusammensetzen, die sich für die Installation eines Jugendgemeinderates interessierten. Auch wenn die Beteiligungs-App wenig Zuspruch fand, will man hier prüfen, ob diese nicht zumindest als Kommunikationsmittel mit den Jugendlichen genutzt werden kann.

Und auch die Form des offenen Jugendforums soll beibehalten werden. Hier wurde bereits der nächste Termin für Anfang November festgesetzt.

www.stadtjugendreferat.com

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