Müllheim Mehr Grün in der Stadt

Alexander Anlicker

Gemeinderat: Klimawandel und Hitzeschutz / Stadtbäume, Dachbegrünung und Multifunktionsflächen

Um Städte für den Klimawandel und künftige Hitzewellen zu wappnen, braucht es mehr Dach- und Fassadenbegrünung, Grünflächen und Stadtbäume, lautete das Fazit des Vortrags von Sabine Barden, Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, im Müllheimer Gemeinderat.

Von Alexander Anlicker

Müllheim. Klimaschutz bedeute Bekämpfung der Ursachen, das heißt Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen. Klimaanpassung heißt, lernen mit den geänderten Rahmenbedingungen zu leben, erklärte Barden zu Beginn ihres Vortrags. Am Beispiel des vom physikalischen Institut der Universität Freiburg erstellten Klimasteckbriefs für Müllheim machte sie deutlich, wie sich der Klimawandel auf die Stadt auswirkt. Betrug die Jahresdurchschnittstemperatur in Müllheim zwischen 1971 und 2000 noch 9,1 Grad Celsius, steigt sie im Zeitraum von 2021 bis 2050 auf 10,5 und ab 2071 sogar auf 12,9 Grad Celsius. Die Zahl der Sommertage (mit mehr als 25 Grad Celsius) steigt von ehemals 28 auf aktuell 52 und 83 Tage ab 2071. Die Hitzetage (mehr als 30 Grad Celsius) steigen von einst 7,5 auf aktuell 14 beziehungsweise bis zu 36,8 Tage. Auch die Tropennächte werden weiter zunehmen.

Hitze werde je nach Umgebung unterschiedlich wahrgenommen. Eine gemessene Lufttemperatur von 30 Grad Celisus wird auf einer versiegelten Fläche, bei schlechter Durchlüftung und ohne Schatten gefühlt als 45 Grad Celsius wahrgenommen. Umgekehrt beträgt die gefühlte Temperatur in einem gut durchlüfteten, schattigen und grünen Bereich mit Verdunstung nur 25 Grad Celsius.

Klimaschutz und -anpassung sind in der Bauleitplanung zu fördern, heißt es daher auch im Baugesetzbuch.

Hitzevorsorge bedeutet mehr Grün, unterstreicht die Klimaschutzbeauftragte. Dies gelte auf öffentlichen Flächen ebenso wie auf privaten. Für letztere könnte beispielsweise auch ein Wettbewerb ins Leben gerufen werden. Wichtige Bauseteine sind außerdem Dach- und Fassadenbegrünungen. Auch Wasser als kühlendes Element trägt zur Klimaanpassung bei.

Barden verweist auf Synergieeffekte durch mehr Grün wie Gesundheitsschutz, schöneres Ortsbild und bessere Aufenthaltsqualität sowie Biodiversität. Insbesondere Gründächer seien wahre Multitalente. Ein Quadratmeter Gründach halte bei Starkregen bis zu 30 Liter Wasser zurück und verdunstet bis zu zwei Liter Wasser am Tag, was die Temperatur in der Unmittelbaren Umgebung um 1,5 Grad Celsius verringert. Bei der Kombination Gründach und Photovoltaik sorgt die Kühlung für einen höheren Wirkungsgrad und einen um vier bis sechs Prozent höheren Stromertrag. Darüber hinaus sorge das Gründach als Lebensraum für mehr Artenvielfalt und nicht zuletzt entstehe durch die Photosynthese wichtiger Sauerstoff. Auch Fassadenbegrünung diene als Kühlung und Wasserspeicher. Darüber hinaus filtere diese Schadstoffe aus der Luft und erfüllt auch eine Lärmschutzfunktion.

Bei öffentlichen Grünflächen schlägt die Klimaexpertin Multifunktionsflächen vor, die dem Aufenthalt dienen aber bei Starkregen in Mulden Wasser aufnehmen können. Den wichtigsten Beitrag für das Stadtklima leisten aber Bäume.

„Grün im Siedlungsbereich bietet einen Mehrwert“, lautet das Fazit von Barden.

Auch die Durchlüftung sei ein Thema, das man schon bei der Flächennutzungsplanung beachten sollte, griff sie einen Hinweis von Stadtrat Eckhard Philipps auf. Hier gelte es wichtige Kaltluftschneisen zu identifizieren und in der Folge Baudichte und -höhe mit der Versieglung der Landschaft abzuwägen. Auf der Bebauungsplanebene ist das Ziel einerseits wichtige Luftleitbahnen nicht zu blockieren und andererseits die Fläche optimal zu nutzen.

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