Müllheim Mehr Straftaten

Alexander Anlicker
Florian Katz (v.l.), Revierleiter Thomas Müller und Fabian Weißenberger stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 für den Revierbereich Müllheim vor. Foto: Alexander Anlicker

Kriminalstatistik: Aufklärungsquote steigt um fünf Prozent / Rauschgift- und Sexualdelikte im Visier

Zwei Themen lagen dem Leiter des Müllheimer Polizeireviers, Polizeioberrat Thomas Müller, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2021 besonders am Herzen: die Rauschgiftkriminalität mit ihren sozialen Folgen sowie die zunehmende Zahl der Sexualstraftaten.

Von Alexander Anlicker

Müllheim. Die Zahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Müllheim ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent (264 Fälle) auf 4641 gestiegen. Bei der Häufigkeitsziffer, der Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100 000 Einwohner, liegt das Revier mit 4826 über dem Durchschnitt des Landkreises mit 3949. Revierleiter Müller begründete dies damit, dass die Polizei im Bereich der Rauschgiftkriminalität seit einigen Jahren genauer hinschaue und damit zwangsläufig mehr Straftaten entdeckt würden. Das spiegelt sich auch in der um fünf Prozent höheren Aufklärungsquote von 65,2 Prozent wider.

Rauschgiftkriminalität

Insgesamt wurden in diesem Deliktbereich 682 Fälle gezählt, 184 mehr als noch im Vorjahr. Davon entfielen 210 Fälle (Vorjahr 252) auf Müllheim, 164 (56) auf Bad Krozingen sowie 140 (84) auf Neuenburg. Den Zuwachs in Bad Krozingen erklärte Müller damit, dass die Beamten im vergangenen Jahr verstärkt den Bad Krozinger Kurpark im Auge hatten.

In 85 Prozent der Fälle handelte es sich um Cannabis und Cannabis-Zubereitungen. Auf Amphetamin entfielen sechs Prozent sowie zwei Prozent auf Kokain. Weitere sieben Prozent auf sonstige Betäubungsmittel. Heroin, LSD und Metamphetamin spielen in der Statistik keine Rolle.

Die Statistik zählt bei den Rauschgiftdelikten insgesamt 566 Tatverdächtige (157 mehr als im Vorjahr), darunter 493 Männer und 73 Frauen. Die Tatverdächtigen verteilen sich auf 322 Erwachsene, 140 Heranwachsende sowie 199 Jugendliche und fünf Kinder.

Es gehe auch um Begleitstraftaten wie Raub, Diebstahl und Einbrüche, mit denen der Drogenkonsum finanziert wird sowie deren soziale Folgen, machte Müller deutlich, warum das Revier hier eine eigene Ermittlungsgruppe eingesetzt hat. Angesichts der Gewinne, die sich mit Drogenhandel erzielen lassen, gehe es auch darum, kriminelle Strukturen im Keim zu ersticken. „Wir wollen keine organisierte Kriminalität in Müllheim haben.“

„Für uns wird die Arbeit weniger“, antwortete der Revierleiter auf die Frage nach den Auswirkungen der im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP angedachten Legalisierung von Cannabis. Die Entscheidung müsse die Legislative treffen. „Was wir bei Autofahrten mit Alkohol- und Drogenkonsum haben, ist schon erschreckend“, gab der frühere Leiter des Verkehrskommissariats Weil jedoch zu bedenken.

Sexualstraftaten

Sorge bereitet dem Revierleiter die Entwicklung bei den Sexualstraftaten. Waren es im Jahr 2019 noch 63 Fälle, stieg die Zahl 2020 auf 92 und 2021 auf 115 Fälle. Davon entfielen 2021 jeweils 21 Fälle auf Müllheim und Neuenburg sowie 18 Fälle auf Bad Krozingen. In 62 Fällen ging es um die Verbreitung pornographischer Schriften und in 51 Fällen um Kinderpornographie. Die Statistik weist acht Fälle von Vergewaltigung beziehungsweise sexuellen Übergriffen sowie 29 Fälle von sexuellem Missbrauch auf. Unter den 96 Tatverdächtigen sind 53 Erwachsene. Betroffen seien alle Schichten, erklärte Müller und warb um mehr Sensibilität in der Bevölkerung. Man müsse genauer hinschauen, forderte er.

Diebstahl

Die Zahl der Diebstahlsdelikte war mit 988 Fällen so niedrig wie lange nicht mehr. Dies gilt auch für die Zahl der Wohnungseinbrüche. Müller sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung. Als Ursache für den Rückgang sah er die Corona-Pandemie und verwies auf Lockdown und Home Office.

Zunahme häuslicher Gewalt

Die Zahl der Rohheitsdelikte ist mit 694 Fällen, darunter 493 Fälle von Körperverletzung, im Vergleich zu den Vorjahren relativ konstant. Gleichzeitig ist die Straßenkriminalität, also die Straftaten, die sich im öffentlichen Raum abspielen, im Vorjahr nochmals leicht zurückgegangen. Dies spreche für eine deutliche Zunahme häuslicher Gewalt in Coronazeiten.

Das Polizeirevier Müllheim ist für ein Gebiet von 350 Quadratkilometern mit 96 164 Einwohnern zuständig.

Straftaten (tatortbezogen): 4641 (+ 264)

Aufklärungsquote: 65,2 Prozent (+ 4,3 Prozent)

Häufigkeitsziffer: 4826 Straftaten pro 100 000 Einwohner

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