Müllheim Melodien zum Träumen und Trauern

Weiler Zeitung
Die Flötisten Winfried-Meier Ehrat (links) und Frank Michael beim Benefizkonzert für die ai-Gruppe Müllheim in der Martinskirche. Beide Musiker begleiten diese Veranstaltungsreihe seit über drei Jahrzehnten. Foto: Bianca Flier Foto: Weiler Zeitung

Benefizkonzert: 33. Auflage der Traditionsveranstaltung von Amnesty International Müllheim

Von Bianca Flier

Das mittlerweile 33. Benefizkonzert der Amnesty-International-Gruppe (ai) Müllheim fand in der Martinskirche statt. Die Sprecherin von ai Müllheim, Luise Hoffmann-Grotz, konnte zahlreiche Musikfreunde und Unterstützer von ai begrüßen. Leider würden die Menschenrechte auch heute noch weltweit mit Füßen getreten, so Hoffmann-Grotz, es gebe aber auch Gegenbewegungen.

Müllheim. Ai bemühe sich nicht nur um die Opfer, die in die Schlagzeilen geraten, sondern auch um diejenigen, die keine öffentlich wirksame Presse bekämen, betonte sie.

Organisiert hat die Veranstaltung wie seit dem Beginn der Konzertreihe der Flötist Winfried-Meier-Ehrat. Mit ihm musizierten der Flötist und Komponist Frank Michael, Ulrich Müller-Froß (Mundharmonika), Joanna Rabitzko (Klavier) sowie Maria Wicht und Georg Zielinski (Flöten).

Die Darbietungen von Johann Stamitz‘ „Trio C-Dur“ op. 1/1 und Joseph Bodin de Boismortiers „Konzert Nr. 6 e-Moll“ für vier Flöten, Mundharmonika und B. c. rahmten mit klassischen und barocken Klängen ein Programm mit Musik der Neuzeit ein. „China Sounds“, ein 2011 entstandenes Werk von Wai Cheung Hui, erforderte von Ulrich Müller-Froß und Joanna Rabitzko ein subtiles Gefühl für Kontraste: Dramatische, meditative und verspielte Sequenzen machten die drei Sätze zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis.

Die weiche Melodieführung und lyrische Intensität der Flöte, gespielt von Maria Wicht, ließ das Publikum bei Philippe Gauberts „Madrigal for flute and Piano“ ins Träumen geraten.

Ein ganz besonderes Geschenk für seinen Kollegen Winfried Meier-Ehrat hat sich der Komponist Frank Michael ausgedacht. Mit seinen „Meditationen“ über „Density 21.5“ von Edgar Varèse für Flötensolo tauchten der Musiker und die Hörer ein in eine Welt bizarrer, gebrochener Klänge. Meier-Ehrat spielte sowohl das Original von Varèse als auch Michaels fantastisches Arrangement mit virtuosem Duktus.

Eine ganz besondere Performance boten Frank Michael und Georg Zielinski mit Friedrich Leufgens Werk „Trauerfarbene Seelen – Trauerfarbenes Land“ für Flöte und Rezitator. Die Tristesse der klagenden Melodie fand ihren erschütternden Widerhall in dem Text, der Krieg und Vergehen gegen die Menschenrechte geißelt. Worte und Musik bündelten sich in einem Porträt, das den Zuhörern mit seinen Blut- und Feuerfarben optisch das Grauen nahebrachte: Ein halbes Gesicht, dessen düstere Kraternarben die Politik verbrannter Erde symbolisierten.

Frank Michaels Komposition „Mysterien des Lichts“ für Mundharmonika wurde inspiriert von einem Gedicht, welches von einer Anderwelt spricht, in der alles, was im Diesseits nicht möglich ist, im Jenseits als Hoffnung aufscheint. Ulrich Müller-Froß gelang es, ungeweinte Tränen, zurückgehaltenes Lachen, unausgesprochene Gedanken mit seinem Instrument auf ergreifende Weise „sichtbar“ zu machen.

Eine Hommage an den leider viel zu wenig beachteten Komponisten Charles Koechlin (1867 bis 1950) war die Darbietung von dessen Sonate op. 75 für zwei Flöten. Meier-Ehrat und Michael spielten die drei Sätze – Lente, Allegretto und Final – mit kongenialer Virtuosität.

Die souveräne Pianistin Joanna Rabitzko war für ihre Ensemblekollegen an diesem Abend ein wahrer Piano-Fels in der Brandung. Im Hintergrund, und doch stets präsent.

Das Konzert brachte die Gegensätze in der Musik und in der gesellschaftlich-politischen Welt auf greifbare Weise zum Ausdruck. Neben der Schönheit der Harmonien gibt es eben hier wie da immer die Dissonanzen, die wehtun. Ein gelungenes Konzept.

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