In Theresienstadt inhaftierte Künstler haben dem Hass und der Menschenverachtung der nationalsozialistischen Ideologie auf ihre besondere Weise getrotzt: Sie haben diesem Hass mit ihrer künstlerischen Imagination und ihrer schöpferischen Kraft eine Fantasie-Offensive entgegengesetzt. „Die überlieferten literarischen Texte, die dort entstanden sind, können uns heute Mut machen, die Spirale von Hass, Gewalt und Zerstörung zu durchbrechen“, heißt es von Veranstalterseite.
Mahnung zur Toleranz gegenüber Anderen
Ein Appell an die Toleranz: „Sie mahnen uns, eine tolerante Haltung gegenüber Andersdenkenden und anderen Kulturen zu haben“, sagt Stephen Batsford vom MB Musik- und Kulturverein. Er hat die Lesung mit von Leitis vor gut einem Jahr privat erlebt und war sehr beeindruckt. Die Texte aus Theresienstadt hätten ihn „tief bewegt und sehr aufgewühlt, traurig und wütend gemacht“, beschreibt er die Gefühle, die ihn damals ergriffen. „Wie kann man anderen Menschen so etwas antun?“, sei die nur schwer zu ertragende Frage, die sich stelle, zumal sie bis heute grausame Aktualität habe – unter anderem in Syrien.
Zugunsten des Sozialfonds der Musikschule
Aus dem Besuch der Lesung ist die Idee zur Benefizveranstaltung entstanden. Unterstützung gab es vom Lions Club Schliengen, der 1000 Euro spendete (wir berichteten). Dank weiterer kleiner Spenden von Privatleuten sind die Fixkosten gedeckt, die Einnahmen – Erwachsene bezahlen acht Euro Eintritt – fließen komplett in den Sozialfonds. Der springt bei Kindern ein, deren Eltern nicht beziehungsweise nicht mehr für den Musikunterricht aufkommen können. Mittlerweile profitieren auch Flüchtlingskinder von der Unterstützung.
Um möglichst viele junge Menschen mit der Lesung zu erreichen, hat Batsford bei sämtlichen Schulen in der Umgebung die Werbetrommel gerührt. „Jugendliche können durch diese Veranstaltung an die Schätze der Exilkunst herangeführt werden, um mit dem Wissen aus der Geschichte eine lebenswerte und verantwortungsvolle Zukunft mitzugestalten“, ist die Intention.
Die Lesung bringt das Publikum auch in Kontakt mit den Biographien der Künstler. Eine, die den Gaskammern entkommen konnte, ist Pianistin Alice Herz-Sommer, die Theresienstadt mit ihrem kleinen Sohn durchleben musste. Die in Prag geborene Künstlerin ist 2014 im Alter von 110 Jahren in London gestorben. „Musik rettete mir das Leben“, sagte sie immer wieder.
Herz-Sommer: Der Mensch darf nicht lernen zu hassen
Ihre Lebensweisheiten zeugen von ihrem unerschütterlichen Optimismus und ihrer großen Menschenfreundlichkeit. Beim Eichmann-Prozess in Jerusalem erneut mit den Gräueln des Holocaust konfrontiert, war ihr eindringliches Fazit: „Man darf nicht hassen! Der Mensch darf nicht lernen zu hassen!“