Müllheim Rehkitz-Rettung per Drohne

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Das Frühjahr ist für den Rehnachwuchs eine gefährliche Zeit. Die Kitze verstecken sich im hohen Gras, werden von den Landwirten beim Mähen nicht gesehen und kommen durch die Mähmaschine zu Tode. Foto: Czybik/DJV

Frühjahrsmahd: Jägervereinigung Markgräflerland bietet Hilfe an / Seit zwei Jahren Drohne im Einsatz

Wenn bei trockenem Wetter die hohen Wiesen gemäht werden, werden oft Rehkitze durch die Mähwerke verletzt oder getötet. Jäger aus dem Markgräflerland wenden deshalb jedes Jahr viele Stunden auf, um die schutzlosen Jungtiere vor dem Mähtod zu bewahren, heißt es in einer Pressemitteilung der Jägervereinigung Markgräflerland.

Markgräflerland (gau/boe). Seit zwei Jahren kommt bei solchen Rettungsaktionen auch eine Drohne zum Einsatz, die über die Jägervereinigung vermittelt wird.

Mit Wärmebildkamera

Bei der Suche nach Rehkitzen und anderen Tieren im Feld überfliegt der Pilot mit speziell ausgestatteten Multicoptern, die über eine Wärmebildkamera verfügen, das zu mähende Gelände. Wenn er einen warmen Punkt sieht, positioniert er die Drohne über dem Punkt und schickt per Funk den Jäger an diesen Standort. Dieser steckt das Rehkitz zunächst in einen luftdurchlässigen Sack. Nach der Mahd werden die Tiere wieder freigelassen. Die Kitze werden nur mit Handschuhen angefasst, damit die Tiere nicht den Geruch der Helfer annehmen.

Ein Nachteil der Arbeit mit Drohnen ist, dass aufgrund der Temperaturempfindlichkeit eine Suche nach Kitzen nur am frühen Morgen möglich ist.

Drohnenteam

Die Jägervereinigung Markgräflerland vermittelt bei Bedarf ein Drohnenteam an Jäger beziehungsweise Landwirte. Dieses kann über Paul Schmid, Tel. 07633/82222, angefordert und koordiniert werden. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass der Bewirtschafter der Flächen – in der Regel der Landwirt – dafür verantwortlich ist, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, allen voran das Tierschutzgesetz.

Kitze leben gefährlich

Rehe beziehungsweise ihr Nachwuchs leben im Frühjahr äußerst gefährlich. So verlieren in ganz Deutschland jährlich etwa 100 000 Rehkitze ihr Leben, weil sie unter Mähmaschinen geraten.

Rehe bringen in der Regel jeden Frühsommer ein bis drei Kitze zur Welt – meist von April bis Juli. Gerade in den ersten Wochen legen die Muttertiere ihre Jungen im vermeintlich sicheren hohen Gras einer Wiese ab. Droht Gefahr, verharren die Kitze instinktiv tief geduckt und reglos auf dem Boden, anstatt zu fliehen. Das hilft bei Raubtieren wie dem Fuchs oder dem Dachs – nicht jedoch, wenn der Schnitt ansteht, denn das ist auch die Zeit der ersten oder zweiten Grünmahd. Den modernen Mähmaschinen sind die Rehkitze schutzlos ausgeliefert.

Auch andere Tiere in Gefahr

Doch nicht nur Rehe, sondern auch Fasane, Rebhühner, Hasen und andere Wildtiere sind den Gefahren oft schutzlos ausgesetzt. Um die Tierverluste, aber auch die daraus finanziellen Risiken der Landwirte – zum Beispiel durch das kadaververseuchte Futter – so gering wie möglich zu halten, werden mittlerweile viele Mähaktionen in enger Zusammenarbeit mit Jägern und Wildschützern durchgeführt. So konnten im Jahr 2021 mehr als 10 000 Rehkitze sowie tausende Feldhasen, Jungvögel und Gelege vor dem Mähtod bewahrt werden, teilt die Jägervereinigung mit.

Appell an Hundebesitzer

In diesem Zusammenhang weist die Jägervereinigung Markgräflerland die Hundebesitzer auf ihre besondere Verpflichtung im Umgang mit ihrem Hund hin. „Es kann leider immer wieder beobachtet werden, dass Hunde in Wald und Feld ohne Leine laufen und dann Rehen oder anderen Wildtieren nachjagen“, berichtet Kreisjägermeister Marek Meder. „Das wird vor allem dann zum Problem, wenn der Hund nicht abrufbar ist und er die Tiere hetzt und schließlich reißt.“ Immer wieder komme es dadurch zu gerissenen Rehkitzen oder Muttertieren, die durch die frisch gesetzten Jungtiere geschwächt seien.

Brut- und Setzzeit

In Baden-Württemberg gibt es keine allgemeine Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit, wobei es den einzelnen Gemeinden möglich ist, entsprechende Satzungen zu erlassen. Die Jägervereinigung bittet deshalb alle Hundebesitzer um Verständnis und Mithilfe, indem sie ihre Tiere von Mai bis Juli im Wald und im Feld anleinen.

Der Jägervereinigung Markgräflerland gehören rund 300 Jägerinnen und Jäger an. Sie umfasst die Jagdreviere zwischen Steinenstadt und Badenweiler im Süden bis nach Bad Krozingen und Münstertal im Norden.

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