Müllheim Rückblick auf das eigene Leben

Beatice Ehrlich
Die Autorin Frauke Bareiss-Ohloff Foto: Beatrice Ehrlich

Literatur: Autorin Frauke Bareiss-Ohloff verarbeitet im Roman „Fiona“ Persönliches

Von Beatice Ehrlich

Müllheim. Frauke Bareiss-Ohloff, Lyrikerin und Schriftstellerin, lebt seit einigen Jahren in Müllheim. In ihrem vor kurzem erschienenen Roman „Fiona“ setzt sie sich autobiografisch mit ihrem bisherigen Leben auseinander.

Frauke Bareiss-Ohloff ist eine Zurückgekehrte: nach 54 Jahren in der Schweiz, vorwiegend im Kanton Bern, ist sie erst 2016 wieder nach Deutschland gezogen. In der Schweiz ist sie eine bekannte Lyrikerin und Schriftstellerin, sie hat Gedichte und Prosatexte veröffentlicht, wurde mit einem Preis ausgezeichnet und saß selbst jahrelang in der Jury eines bedeutenden Schweizer Lyrikpreises. Zusammen mit ihrem Mann Otto Bareiss hat sie 1978 eine viel beachtete Ingeborg-Bachmann-Bibliographie veröffentlicht, nach gemeinsamen, intensiven Recherchen an den Lebensorten der von beiden verehrten Schriftstellerin.

In ihrem Roman „Fiona“ erzählt sie aus der Sicht einer fiktiven Frauenfigur vom Leben einer jungen Frau in der Schweiz. Das Buch sei autobiografisch gefärbt, bemerkt die Autorin im Gespräch. Darin ruft die in Braunfels/Hessen aufgewachsene Ohloff eine Zeit in ihrem Leben in Erinnerung, in der sie selbst ausbrechen wollte aus dem Alltag als Mutter und Hausfrau in einer als eng empfundenen Berner Vorortsiedlung. Lange Zeit kam die Erfahrung hinzu, ihren Beruf als Bibliothekarin nicht ausüben zu können und als Ausländerin nicht willkommen zu sein. Ihre Romanfigur bricht aus dieser Enge aus: Die Autorin schildert Fionas Begegnungen mit Männern, die sie begehren und anerkennen, anders als ihr Mann, der ganz in seinem Beruf aufgeht. Im Buch zu spüren ist auch die stete Suche nach Nähe von Fionas noch kleinem Sohn, dem einzigen Gefährten in ihrer Einsamkeit.

Was sie empfindet, fasst sie in Wortbilder, die plötzlich ausformuliert in ihrem Kopf entstehen. „Ich schreibe nur, wenn es über mich kommt“, sagt sie über die Entstehung ihrer Gedichte. Wie ihre Prosatexte auch, hätten sie immer zu tun mit Dingen, die sie erlebt habe. Ihre Art zu schreiben ist fotografisch genau, sie lässt ganze Szenen bis in die Details hinein vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Die Beschäftigung mit ihrer Kindheit, die in ihrem ersten Roman „Lisaland“ Thema war, zieht sich auch durch den aktuellen Band. Zwischen die Beschreibung ihrer kühl zurückhaltenden Schweizer Umgebung schieben sich immer wieder von intensiven Gefühlen begleitete Bilder aus der Vergangenheit.

Das „Fremdsein“, wie sie ihren neuen Roman erst nennen wollte, habe sie gelehrt, anders auf Menschen zu blicken, die selbst als erst seit kurzem hier in Deutschland leben. „Man wird tolerant“, sagt sie. Erst nach über zehn Jahren in der Schweiz bekam sie eine Arbeitsgenehmigung und eine Anstellung in der Universitätsbibliothek, was sie mit großem Glück erfüllte. Der Blick zurück in die Schweiz ist jetzt von positiven Erinnerungen geprägt. Dort zurückgelassen hat sie einen großen Kreis enger Freunde, von denen sie manche oft in Müllheim besuchen. Mit ihrem regen Interesse an Literatur, Kultur und Politik treffe sie auch hier immer wieder interessante Gesprächspartner, freut sie sich.

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