Müllheim/Schliengen Erdrückende Spirale der Gewalt

Volker Münch und Alexander Anlicker
Deutsche und französische Soldaten legten den Kranz nieder. Foto: anl

Selten hat ein Volkstrauertag über das Erinnern hinaus so viel Aktualität angesichts der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten oder in Afrika gehabt. Bei der Gedenkfeier am Müllheimer Ehrenmal ging es auch um das Mahnen für den Frieden.

Allerorten wurde am Volkstrauertag den Toten von Kriegen, Terrorismus, Nationalsozialismus und Diktaturen in aller Welt gedacht.

Mahnen allein reicht nicht

„Das heutige Gedenken ist geprägt durch mehr als eineinhalb Jahre Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der kriegerischen Auseinandersetzung im Gazastreifen zwischen Hamas und Israel“, betonte Schliengens Bürgermeister Christian Renkert bei der Gedenkfeier an der Gedächtniskapelle. Diese beiden Kriege hätten vor Augen geführt, dass man sich in vielerlei Hinsicht getäuscht habe. „Die überwiegende Zahl der Bevölkerung war der Auffassung erlegen, dass wenn wir nur eindringlich und wiederholt zum Frieden mahnen, Krieg verhindert wird“, stellte Renkert fest und betont: „Wir sehen, dass wir Dinge angehen müssen, die uns Anstrengungen und Aufwand abverlangen werden.“ Pater Norbert ging in seiner Ansprache auf die Bedeutung der hebräischen Grußformel „Schalom“ – zu deutsch Frieden – ein. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Musikverein Schliengen.

Mehr Zuspruch erwartet

Bei der Gedenkfeier am Müllheimer Ehrenmal ging es auch um das Mahnen für den Frieden. Im Vorfeld gab es manche Menschen in Müllheim, die wegen der Aktualität einen deutlich größeren Zuspruch zur Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof an der Hügelheimer Straße erhofft hatten. Besonders angesichts der Protestbewegung vieler junger Menschen und Schüler setzte man auf eine entsprechende Beteiligung. Doch Fehlanzeige. Der Volkstrauertag hat anscheinend – zumindest in Müllheim – wenig Ausstrahlungskraft auf die junge Generation. Dass der Gedenktag aber mit seiner Mahnung für den Frieden und durch das Erinnern an die vielen Schicksale gefallener Soldaten, an die unzähligen zivilen Opfer, an Opfer des Terrorismus und der Verfolgung von Minderheiten aus verschiedensten Gründen in der heutigen Zeit wieder große Aktualität hat, zeigte die Rede von Müllheims Bürgermeister Martin Löffler.

„Die Ukraine und Israel sind Opfer von Angriffen geworden, gegen die sie sich zur Wehr setzen. Hier ist eine bedrückende Spirale der Gewalt in Gang gekommen, immer wieder wiederholt sich die Geschichte“, betonte der Bürgermeister. Das Gedenken an die Opfer versteht Löffler als eine Aufforderung, in dem Bestreben für den Frieden nicht nachzulassen. „Unsere Intention ist es, aufeinander zuzugehen und zu versöhnen“, unterstrich Löffler. Dazu dient nach Überzeugung Löfflers der Volkstrauertag, an dem der Soldaten, die in den beiden Weltkriegen gestorben sind, der Menschen, die Opfer der Kriegshandlungen geworden waren, an die Vertriebenen und an Flüchtlinge gedacht werde.

Der Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade, Brigadegeneral Christian Friedl, ging besonders auf die Geschichte der Erzfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich ein, die sich nach drei Kriegen in 152 Jahren längst ausgesöhnt hätten und heute eine Freundschaft und vertrauensvolle Zusammenarbeit pflegen. „Genau dafür steht unsere Brigade heute“, betonte der Kommandeur. Hier vertrauen seit nun mehr 35 Jahren deutsche und französische Soldaten im Einsatz gegenseitig ihr Leben an. Die heutigen Kriege beobachte man mit Schrecken. Er sagt: „Die Opfer mahnen zu Frieden und Verantwortung.“

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier von der Stadtmusik und der Sängervereinigung. Als die Glocke am Ehrenmal bimmelte, wurden Kränze niedergelegt.

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