Die Infektionszahlen in Deutschland stagnieren auf einem weiterhin hohen Niveau. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) 22.268 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Das waren rund 3600 mehr als am Mittwoch, vor einer Woche waren es 22.609.
Mediziner kritisierten die geplanten Lockerungen über die Feiertage. "Weihnachten wird damit zu einem Fest mit einem Todesrisiko für manche Menschen", sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, SWR Aktuell. Auch die Virologin Helmholtz-Institut für Infektionsforschung, Melanie Brinkmann, äußerte Kritik.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) hält die Zehn-Personen-Grenze für Silvester aber noch nicht für ausgemacht: "Das hängt auch davon ab, wie die Entwicklung jetzt im Dezember sein wird", sagte er im SWR.
Bei einer Veranstaltung der Arbeitgeberverbände sagte Merkel, es sei das sehr starke Wachstum bei den Infektionen gestoppt, aber noch keine Trendumkehr erreicht. Diese sei auch im Wirtschaftsinteresse.
Aus der Wirtschaft kam massive Kritik an den Beschlüssen von Bund und Ländern - vor allem aus dem Handel. In Geschäften mit mehr als 800 Quadratmetern, also in Kaufhäusern und Supermärkten, dürfen künftig weniger Kunden gleichzeitig einkaufen als bisher. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth, warnte vor Warteschlangen. Dies schaffe neue Gelegenheiten für Ansteckungen. Der Verband erwartet, dass ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft weitere Umsätze ins Internet abwandern.
Genth pochte angesichts der Auswirkungen auf den Innenstadthandel auf staatliche Hilfen. Der Bund hatte weitere milliardenschwere Finanzhilfen auch im Dezember angekündigt - sie sollen aber im wesentlichen für Betriebe etwas der Gastronomie gelten, die aufgrund behördlicher Anordnungen geschlossen bleiben.
FDP-Fraktionschef Christian Lindner sagte im Bundestag, die sozialen und wirtschaftlichen Kosten der Pandemie-Bekämpfung explodierten. Es gebe keine langfristig durchhaltbare Strategie von Bund und Ländern. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte, die Beschlüsse griffen erneut tief ins Leben und die Rechte von Bürgern und Unternehmen ein.
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