Nachruf Er war ein Theatermacher mit Leib und Seele

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Unter dem Namen „Mühli-Max“ schrieb Erwin Sütterlin in unserer Zeitung die Mundart-Kolumne „Solli zämme“. Foto: Siegfried Feuchter

Trauer um Erwin Sütterlin: Der Gründer des Weiler Theaters am Mühlenrain (TAM) und fast 25 Jahre dessen engagierter Leiter, ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Der Name des Altweiler Urgesteins Erwin Sütterlin ist auf das Engste mit der Kleinkunstszene in der Region verbunden. Denn der gelernte Malermeister mit einem starken Hang zur Kultur hat vor seinem kulturellen Engagement in Weil am Rhein 18 Jahre lang bereits das von ihm ins Leben gerufene Kleinkunsttheater Rießgässli in Lörrach betrieben.

Erwin Sütterlin war ein Mann mit vielen Talenten und ein Theaterleiter mit Leib und Seele. Er hatte das TAM zu einer Institution gemacht und steckte immer voller Ideen und voller Unternehmungsgeist.

Malerlehre und Meisterprüfung

Nach seiner Malerlehre absolvierte der gebürtige Altweiler, der am 19. April 1936 geboren wurde, bereits mit 23 Jahren erfolgreich die Meisterprüfung und machte sich bald darauf in der Nachbarstadt selbstständig, als er das Malergeschäft Schwärtzel im Lörracher Rießgässli übernahm.

Sein Faible für die Kunst war schon damals ersichtlich, denn er betrieb neben seinem Malergeschäft erfolgreich eine Galerie. Außerdem richtete er im Gewölbekeller ein Kleinkunsttheater ein und gründete das „Theater im Rießgässli“. Zahlreiche Künstler, darunter auch über die Region hinaus bekannte, konnte er für sein Kleinkunsttheater gewinnen und sich einen Namen machen.

Aus einem alten Bauernhof wurde ein Theater

Da es am Lörracher Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten für seinen Malerbetrieb gab, verlegte er diesen in seine Heimatstadt – zunächst in den Schutzacker. 33 Jahre führte der Vater einer Tochter das Malergeschäft, ehe er sich ganz seinem Theater widmete. 1987 hatte Erwin Sütterlin den alten Bauernhof Mühlenrain in Alt-Weil gekauft. Das Rießgässli in Lörrach gab er auf und gründete nach Umbauten in seiner Liegenschaft, zu der ein Wohnhaus, eine kleine Gaststätte sowie ein Ökonomiegebäude gehörten, das Theater am Mühlenrain, kurz TAM genannt.

Komödien, Kabarett, Musik

Es dauerte nicht lange, bis Erwin Sütterlin sein geliebtes Kleinkunsttheater mit Herzblut und Idealismus zu einer beliebten Adresse machte, auch wenn es nicht immer einfach war, es am Leben zu erhalten. Mit Komödien, Kabarett oder musikalischen Aufführungen lockte der Altweiler Impresario das Publikum an, ebenso veranstaltete er auch Schauspiel- und Stepptanzkurse.

Theatergruppe sorgt stets für ein volles Haus

1995 gründete er eine Theatergruppe, das TAM-Team, das erfolgreiche Eigenproduktionen in Mundart darbot und stets für ein voll besetztes Haus sorgte. Erwin Sütterlin war umsichtiger Regisseur und hatte die Theaterstücke ins Alemannische umgeschrieben. Denn der Erhalt des Dialekts war ihm ein großes Anliegen. Bis im Herbst des vergangenen Jahres hat er für unsere Zeitung alle zwei Wochen eine Mundartkolumne verfasst.

2017 hat er sein Theater verkauft

Ende 2014 hatte er sich als Leiter des TAM zurückgezogen und seinen Wohnsitz nach Bad Bellingen verlegt, ehe er aus gesundheitlichen Gründen in ein Pflegeheim kam. 2017 verkaufte der umtriebige und leidenschaftliche Theaterleiter seine Liegenschaft im Mühlenrain an die Stadt Weil am Rhein, die das TAM an Klaus-Peter Klein verpachtet hat.

Vielseitig talentiert

Erwin Sütterlin war ein vielseitig engagierter und talentierter Mann. Neben seiner Aufgabe als Theaterleiter spielte er Gitarre und Mundharmonika, schrieb Gedichte, fertigte Skulpturen und kochte gerne. Auch widmete er sich im (Un-)Ruhestand den Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch. Wie jetzt bekannt wurde, ist der rührige Weiler in der vergangenen Woche in einem Freiburger Krankenhaus verstorben.

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