Nachtleben in Basel Die perfekte Clubwelt scheitert an den finanziellen Mitteln

Rolf Rombach
Zogen eine zufriedene Bilanz des gegenseitigen Austauschs über das Clubleben: Moderartorin Reena Thelly und die Workshopbesucher Julia Michels, Dominique Rovini, Julia Brun und Gian Covo (von links). Foto: Rolf Rombach

Die Podiumsdiskussion im Rahmen der ersten Basler Clubnacht gibt einen Ein- und Ausblick in die Szene. Ihre Bedeutung wird oft unterschätzt.

Zu den zahlreichen Bereichen, die durch die Corona-Pandemie einen Einbruch erlebten, gehört auch die Clubszene. Weggehen, feiern, Spaß haben – eigentlich lange Zeit ein übliches Vorhaben – sei zuletzt nicht mehr so im Trend gewesen, wie Moderatorin Reena Thelly im Rahmen eines Panelgesprächs zusammenfasste. „Junge Leute sind nicht neu hinzugekommen, manche ältere Besucher nicht zurückgekehrt. Und das Geld ist manchmal auch ein Problem.“

Die Journalistin ging in den Dialog mit DJane Julia Michels, Julia Brun vom Programm-Team der Kuppel Basel, Dominique Rovini (Abteilungsleiterin Musik bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia) und Clubbesucher Gian Covo. Den Tag über waren die vier Personen in zwei Workshops mit weiteren Experten im Austausch, worüber es nun beim Panel zu berichten galt, ehe ab 22 Uhr die Party in elf Locations zur ersten Basler Clubnacht losging.

Stiftungsvertreterin Rovini bedauerte, dass die Bedeutung von Clubs für die Gesellschaft unterschätzt werde. Sowohl für die Sozialisation als auch für die Künstler seien sie wichtige Begegnungsorte. Dem pflichtete Julia Michels bei. „Es gibt zu wenig Forschung über das Clubleben. Das könnte das Verständnis und die Bedeutung fördern“, bemängelte sie. Dabei äußerte sie auch ihre Hoffnung, dass durch externe Geldgeber mehr Qualität entstehen könnte. Allerdings gefährde dies auch die Unabhängigkeit der Freiräume.

„Awareness“ ist im Fokus

Schon durch eine strukturierte Begrüßung in den Club könnten Berührungsängste abgebaut werden, zeigten sich die Diskutanten einig. „Aware-ness-Teams“ (vom Englischen für Aufmerksamkeit, Beachtung) würden immer mehr eine wichtige Rolle spielen. Sei es bei der Einführung in die Clubregeln bis hin zur Intervention bei Vorfällen.

Manchmal kämen diese aber an ihre Grenzen, wenn sie neben dieser Funktion noch ihre Tätigkeit an der Bar ausüben müssten. Bookerin Julia Brun warf ein, dass „Aware-ness“ zum Teil ein geladenes Wort sei. „Als Team sollte man sich auf gemeinsame Werte einigen. Das kostet nicht viel Geld, aber erfüllt schon die Bedürfnisse vor Ort“, versuchte sie eine Brücke zu bauen. „Man kann sich hierzu auch unter den Clubs austauschen.“

Wichtiger Sozialisationsort

Einen Schritt weiter sei man bereits in der Romandie, wie Dominique Rovini berichtete. „Schon zehn Clubs tragen hier ein Label, das nach einer Fortbildung und der Verabschiedung einer Charta verliehen wird. Hier soll man durch den Dialog lernen“, verriet sie. Dazu gehöre eine jährliche Rezertifizierung. „Auch soll man aus Vorfällen lernen“, ergänzte Gian Covo aus Besuchersicht. „Clubs wirken dem aktuellen Problem der Einsamkeit entgegen“, hob er die Bedeutung der Einrichtungen hervor. „Hier kann man verschiedene Orte ausprobieren und Menschen treffen, die die gleiche oder eine ganz andere Einstellungen haben“, ergänzte Julia Brun.

Ideen ausgetauscht

Um das Clubleben trotz mit weniger finanzieller Mittel genießen zu können, kam aus dem Workshop die Abwandlung des „Café Surprise“ auf. Hierbei könne man soziale Teilhabe fördern, indem ein zusätzliches Heißgetränk bezahlt werde, das armutsbetroffene Menschen dann konsumieren können. Ähnlich könne man mit Clubeintritten vorgehen. Zudem gebe es immer mehr Clubs mit kostenlosem Trinkwasser.

Die Organisatoren des Vereins Kultur und Gastronomie waren bereits mit den Vorverkaufszahlen für die Clubnacht zufrieden. Zudem zeigte der Workshop, dass die alle Beteiligten das gleiche Ziel hätten. Entsprechend werde bereits an der Fortsetzung im kommenden Jahr gearbeitet.

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