Nähtreff in Schopfheim Einmal im Monat surren die Maschinen

Maximilian Müller
Elfriede Hanser an der „Overlock“ Foto: Maximilian Müller

Der Näh- und Upcyclingtreff kommt einmal im Monat zusammen. Zuletzt standen Pumphosen und Sonnenhütchen für Babys auf dem Programm. Für einen frischgebackenen Vater Anlass für einen Selbstversuch.

Erst war es noch kritisch, ob es mit der Betreuung beim Selbstversuch klappt, aber mit Elfriede Hanser fand sich eine geschickte Näherin, die alle Schritte beherrscht und diese verständlich erklären kann. Und das ist auch gut so, denn sonst wäre am Ende noch ein Hosenbein „auf links“, oder die Flieger, die auf dem Stoff, aus dem später die Hose werden soll, sind auf dem einen Hosenbein kopfüber unterwegs – wenn die Hose überhaupt auch nur ansatzweise fertig geworden wäre.

Fallstricke umgangen

Kurz noch einen Kaffee, dann geht es los. Der Schnitt für die Hose muss auf den Stoff. Von einer Papiervorlage mit mehreren Maßen wird das passende Schnittmuster auf eine durchsichtige Folie übertragen. Die wird zugeschnitten und auf der Stoffbahn mit Nadeln festgesteckt.

Elfriede Hanser umgeht die ersten Fallstricke geschickt und legt den Stoff gleich so hin, dass am Ende mit einmal Schneiden – möglichst genau entlang der Folie – beide Hosenbeine entstehen. Gut so, denn räumliches Denken fällt dem einen oder anderen nicht so leicht.

Acht Frauen

Und nach dem Schneiden geht es an die „Overlock“. Für die Anschaffung dieser besonderen Nähmaschine gab es übrigens Fördergelder, wie Andrea Singer, die den Nähtreff seitens der Diakonie betreut, berichtet. Das Angebot von Diakonie, Mehrgenerationenhaus und Familienzentrum könne übrigens gern bekannter und besser besucht sein, sagt sie. Derzeit sei man eine Gruppe von etwa acht Frauen. Es kämen aber immer wieder Besucher vorbei, um Kleidung zu reparieren oder um andere Projekte anzugehen. Ein solcher Besucher ist ein Herr, der seinen Bademantel im Gepäck hat. Dieser soll mit Klettverschluss ausgestattet werden. Zwei Näherinnen helfen ihm. Kurz überlegen sie noch, in welche Richtung der Bademantel bei Männern schließt – rechts über links oder umgekehrt? Dann rattert schon die Nähmaschine los.

Auf Tempo kommt es an

Derweil surrt auch die „Overlock“. Die Hosenbeine müssen zusammengenäht werden. Und am Ende braucht es genügend Faden, um die Naht mit einem Knoten zu sichern. Und die richtige Geschwindigkeit ist beim Nähen auch wichtig. Das merke man sofort an der Naht, sagte Elfriede Hanser, und zeigt, wo das bei der Hose der Fall war. An der Stelle, an der der Stoff zu langsam durch die Maschine ging, sitzen die Einstiche recht nah beieinander. Zum Glück sieht man das als Laie nicht, schon gar nicht von außen.

Derweil befasst sich Andrea Fleig mit dem nächsten Projekt der Gruppe: Aus Krawatten nähen die Frauen Taschen – Upcycling eben. Die Gruppe habe erstaunlich viele Exemplare bekommen. Manche Frauen hätten die Krawatten ihrer Männer gebracht und sich gefreut, dass sie nun eine neue Verwendung finden würden, berichtet Singer. Denn die Männer hätten die Krawatten bei der Arbeit getragen, im Ruhestand würden sie diese aber nicht mehr anziehen.

Zug auf den Bund

Und dann wird es knifflig: Die Hose wird mit dem Bündchenstoff verbunden. Der Bündchenstoff ist dehnbar, zieht sich aber auch zusammen. Und aneinandergelegt sieht es aus, als wären die Bündchen an der Hüfte und am Ende der Hosenbeine zu kurz. Aber das soll so sein. Elfriede Hanser zeigt, wie man diesen Fallstrick umgeht, nämlich indem man den Stoff auseinanderzieht und mit Nadeln fixiert. Das hilft aber nur bedingt, denn beim Zusammennähen, muss man den Zug auf den Bund aufrecht erhalten, während der Stoff weiterhin bündig sein sollte. Elfriede Hanser zeigt es erst an einem Hosenbein, passt dann auf, dass beim anderen Bein nichts schief läuft, und übernimmt dankenswerterweise den Bund an der Hüfte. Das hätte sonst echt schief gehen können.

Eigenes Atelier

Elfriede Hanser hat sich das Nähen selbst beigebracht, berichtet sie. Mit 13 Jahren hat sie sich ihr erstes Kleid genäht. Später hat sie das Nähen zu ihrem Beruf gemacht und hatte sogar – zusammen mit ihrer Tochter – ein eigenes Atelier. Doch das Nähen rechne sich nicht mehr, bedauert sie. Am Beispiel der Pumphose erklärt sie, dass man für das Material heutzutage mehr ausgebe als für die fertige Hose im Laden. Ihre Tochter ist übrigens beim Nähen geblieben, jetzt allerdings in einer Änderungsschneiderei.

Ziel des Näh- und Upcycling-Treffs ist es, dass sich Senioren, Alleinstehende und Familien einmal im Monat treffen können, um beim Nähen ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig bei der Ausbesserung und beim Upcycling der Kleidung zu helfen. Die nächsten Treffen sind an den Donnerstagen am 17. Oktober, 14. November und 5. Dezember jeweils von 15 bis 17 Uhr im Diakonischen Werk, Hauptstraße 94. Um eine Spende wird gebeten. Das Material für eigene Projekte sollte man mitbringen. Der Treff ist mit Nähmaterial und Nähmaschinen ausgestattet.

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