Narrenzunft Lörrach Wegen Optimismus: Orden für Giesler

Adrian Steineck
Pfarrer Joachim Giesler (Mitte) freute sich über den Drochehüüler-Orden und die dazugehörige Urkunde, die er aus den Händen von Oberzunftmeister Andreas Glattacker (rechts) und seinem Stellvertreter Philipp Buser entgegennahm. Foto: Adrian Steineck

Der Drochehüüler-Orden der Narrenzunft ist am Montag an Pfarrer Joachim Giesler, Leiter der römisch-katholischen Kirchengemeinde Lörrach-Inzlingen, verliehen worden. Dieser reagierte mit einer geschliffenen Verteidigung auf die „Anklage“.

Es hat Tradition, dass die Narrenzunft am Rosenmontag im Rahmen ihrer Rotssuppe den Drochehüüler-Orden verleiht. Dafür sei es auch nicht notwendig, etwas falsch gemacht zu haben, legte Oberzunftmeister Andreas Glattacker dar. „Wir zeichnen Leute aus, die wir auf der Bühne sehen wollen, und dafür finden wir dann schon einen Grund“, sagte er und warnte die Besucher im voll besetzten Hebelsaal des Dreiländermuseums: „Es kann jeden von euch treffen.“

Des Optimismus angeklagt

Was nun den aktuellen Preisträger angeht, so trug Glattackers Stellvertreter Philipp Buser die „Anklage“ vor: Nach „reiflich erwogenem Rat“ wurde beschlossen, dem „ansonsten respektablen und allseits geachteten curio parociarum urbis Lörraculum et vicae Inzlingiim (also Pfarrer der Gemeinden der Stadt Lörrach und des Ortes Inzlingen)“ den Drochehüüler-Orden zu verleihen. Der Grund: Der zukünftige Dekan des großen Wiesentals verbreite in einer Zeit des „irdischen Jammertals“ mit „gläubiger Beharrlichkeit“ die frohe Botschaft. Erst am Sonntag hatte Giesler mit seiner Predigt beim Narrengottesdienst in der St. Bonifatius-Kirche Lacher und Applaus geerntet (wir berichteten). „Der Mensch, der tut sich gerne klammern, in schwier’gen Zeiten an sein Jammern“, brachte Buser die „Anklageschrift“ auf den Punkt.

Geschliffene Verteidigung

Giesler selbst wollte das so nicht auf sich sitzen lassen: Er könne schon rein genetisch nicht anders, als stets das Positive zu sehen, sagte der Pfarrer. Seine Rede begann er auf Latein, womit er die Lacher gleich auf seiner Seite hatte.

Danach wechselte der Pfarrer, der im September 2022 aus Achern kommend die Leitung der römisch-katholischen Kirchengemeinde Lörrach-Inzlingen übernommen hatte, in den Dialekt der Ortenau. Er erinnerte daran, dass auch die Narrenzunft selbst sich durch Unbill wie etwa den Lagerhallenbrand im Dezember nicht hatte entmutigen lassen: „S’war alles futsch, s’war viel au weg, für alle war’s ä große Schreck“, machte er sich seinen Reim auf die Geschehnisse. Wenn es jemanden gebe, der überhaupt für seine positive Einstellung anzuklagen sei, dann seien es seine Vorfahren, meinte Giesler. Nicht zuletzt habe er sich in dem „lieben Gott“ einen Chef gesucht, der selbst nicht anders könne, als die frohe Botschaft zu verkünden. „Mit ä bissle derbere Wort: Sie (die Anklage) gehört eigentlich in den Abort“, sagte er und erhielt dafür regen Beifall von den Besuchern. Er brachte auch das dem Dichter Joachim Ringelnatz zugeschriebene Zitat: „Jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise.“

Abschied nach 33 Jahren

Schon zuvor hatte es stehende Ovationen gegeben.

Glattacker verabschiedete Karl-Heinz Sterzel (rechts). Foto: Adrian Steineck

Glattacker hatte die Aufgabe, Zunftmeister Karl-Heinz Sterzel zu verabschieden. Dieser hatte schon vor Beginn der aktuellen Fasnachtssaison, die seine 33. und damit ein närrisches Jubiläum darstellt, seinen Bühnenabschied angekündigt. Ob als TaTaBla (Tannenkircher Tagblatt) – in seine Paraderolle schlüpfte er bei der Rotssuppe noch ein letztes Mal – oder bei den Zunftabenden, wo er dieses Jahr unter anderem in die Rolle des Sängers Guildo Horn schlüpfte: Der sichtlich gerührte Sterzel wurde für seine Verdienste um die Lörracher Fasnacht gewürdigt.

Musikalisch eingeleitet wurde die Rotssuppe von der Guggemusik Ohreputzer.

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