Naturschutz in Weil Für den Erhalt der Artenvielfalt

Saskia Scherer
Biotope: Magerrasen am Spitzacker am Tüllinger Berg... Foto: Truz

In der 3-Länder-Stadt wird eine Biotopverbund-Planung in Angriff genommen, damit sich Pflanzen ausbreiten und Tiere bewegen können. Die Bürger waren zu einer Auftaktveranstaltung im Rathaus eingeladen, denn sie sollen mit ins Boot geholt werden.

Bei der Biotopverbund-Planung handelt es sich um ein Projekt des Landes Baden-Württemberg, das es auch fördert, erläuterte Bürgermeister Lorenz Wehrle bei der Auftaktveranstaltung. Fast 50 Prozent der hiesigen Arten seien vom Aussterben bedroht. „Es gilt, zu handeln“, betonte Wehrle. Kreisläufe der Natur und Lebensräume sollen erhalten werden.

... eine durch Mahdgutübertragung entwickelte artenreiche Magerwiese im Weiler Mattfeld... Foto: Truz

Das aktuelle Aussterben von Arten weltweit sei massiv, ergänzte Vivien von Königslöw vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Lörrach. Sie ist Biotopverbund-Botschafterin des Landkreises. „Das ist vergleichbar mit dem Aussterben der Dinosaurier.“ Dabei seien funktionierende Ökosysteme für den Menschen essenziell, betonte sie und verwies etwa auf Bestäubung, Schädlingsbekämpfung oder Klimaregulierung und darüber hinaus auf die Schönheit sowie Vielfalt der Landschaften.

Was ist ein Biotopverbund?

Biotopverbund bedeute, dass sich Pflanzen ausbreiten und Tiere bewegen können – über größere Bereiche. „Doch es gibt viele Barrieren, wie Straßen, Siedlungen oder Steinbrüche“, erinnerte der Bürgermeister. Deshalb gelte es, Verbindungen der Biotope zu erhalten und auszubauen. „Es gibt viele Biotope, aber sie sind oft isoliert“, sagte von Königslöw. Verbindungsräume und sogenannte Trittsteine seien nötig. Das Naturschutzgesetz sieht 15 Prozent Biotopverbunde im Offenland bis 2030 vor – baden-württembergweit, nicht auf Gemeindebene.

Welche Biotope gibt es?

Ein Biotop ist ein Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Es gibt Trockenbiotope wie Magerrasen oder Trockenmauern, mittlere Biotope wie Streuobstwiesen, blütenbunte Wiesen oder Feldhecken, Feucht-Biotope wie Teiche und Gräben sowie Gewässerlandschaften wie Fließgewässer und ehemalige Auen.

Wie läuft die Planung ab?

Bei der Biotopverbund-Planung handele es sich um einen längeren Prozess, stellte Wehrle klar. In einem ersten Schritt wird das Trinationale Umweltzentrum (Truz) sich um eine Bestandsaufnahme kümmern – als Grundlage für mögliche Maßnahmen. Von diesen gelte es dann möglichst viele in die Tat umzusetzen. Die Ergebnisse fließen beispielsweise auch in den Flächennutzungsplan ein. Zunächst gelte es, relevante Flächen zu identifizieren, dann sollen Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung des Biotopverbunds folgen. Nach der Planung folgt die Umsetzung, diese ist für Frühjahr 2026 geplant.

... der Altrhein nördlich von Märkt im Winter... Foto: Truz

Das Truz sei eigentlich schon seit Jahrzehnten mit Biotopverbund-Planung beschäftigt, sagte Birgit Frosch, im Fachbereich „Grenzüberschreitender Naturschutz“ zuständig für Gutachten und Planung. Das Untersuchungsgebiet umfasst Weil, Haltingen, Ötlingen und Märkt. Aber auch länderübergreifend müsse die Situation betrachtet werden, da es auch Verbindungen in die Schweiz und Frankreich zu schaffen gelte.

Für Schwierigkeiten würden vorhandene Barrieren sorgen. „Weil ist dicht besiedelt und deutlich industriell geprägt“, sagte Frosch. Und der Wald, der bei der Planung nicht mit betrachtet werde, stelle eine Barriere für Offenlandarten dar. Dazu kommen die Fließgewässer wie Rhein, Wiese, Krebsbach & Co., aber auch Verkehrswege wie die Autobahnen und Bundesstraßen oder die Schienen. Wobei manche Arten sich im Bereich letzterer auch wohl fühlen würden.

Was können die Bürger tun?

Die Bürger sollen angeregt werden, sich einzubringen – Landwirte, Kleingartenbetreiber oder Streuobstwiesenbewirtschafter, aber auch alle anderen. „Sie haben Orts- und Sachkenntnis, ohne Sie wird es kaum erfolgreich sein“, meinte der Bürgermeister. Die Stadt, Privatpersonen, Vereine und Unternehmen könnten sich beteiligen, sagte von Königslöw. Wichtig war ihr zu betonen: „Die Umsetzung von Maßnahmen ist freiwillig.“

... das Naturschutzgebiet Kiesgrube Käppelin mit einem Tümpel und der Abbauwand im Hintergrund – mit Gehölzen bewachsen Foto: Truz

Die Finanzierung könne zum Bespiel über die Landschaftspflegerichtlinie erfolgen. Mit dieser fördert das Land Naturschutzmaßnahmen für die Pflege der Kulturlandschaft und unterstützt unter anderem Landwirte, Verbände und Kommunen. Es können sowohl wiederkehrende Maßnahmen wie Mahd oder Beweidung als auch einmalige Maßnahmen wie Pflanzungen oder Mistelbekämpfung gefördert werden. Des Weiteren nannte von Königslöw das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (Fakt) sowie Ökoregelungen, Ausgleichs- und Ökokontomaßnahmen. Es handele sich um eine Einkommensmöglichkeit für Landwirte.

Über die aktuelle Verbundsituation in Weil am Rhein, die Korbinian von Königslöw vom Truz vorstellte, sowie die Fragen der Bürger werden wir noch berichten.

  • Bewertung
    1

Umfrage

Donald Trump

Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus  heißt. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading