Das Schreiben der Lehrer
Fritz Böhler (Grüne) griff in seiner Stellungnahme ein Schreiben von Sport- und Schwimmlehrern des Campus Rosenfels auf. Sie sehen die neue Badeordnung mit Blick auf den Schwimmunterricht an Schulen kritisch. Der Text wurde unter Federführung einer Lehrerin der Theodor-Heuss-Realschule verfasst.
In dem Papier bitten die Pädagogen, die Kleiderordnung so anzupassen, „dass allen Kindern eine Teilnahme ohne Glaubenskonflikte möglich ist.“ Immer mehr Schüler könnten beim Eintritt in die fünfte Klasse nicht schwimmen – es sei wichtig, dass sämtliche Schüler schwimmen lernten.
„Nur sehr wenige Mädchen tragen einen Burkini“, betonen die Lehrer. Auch sei einigen Jungen das Tragen enger Badebekleidung aus religiösen Gründen untersagt. Als Konsequenz der neuen Badeordnung dürften einige Schüler aufgrund ihrer religiösen Vorschriften nicht mehr am Schwimmunterricht teilnehmen, heißt es. Im Schreiben wird auf Gerichtsurteile hingewiesen, „die muslimische Mädchen dazu verpflichteten, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Die Urteile wurden unter anderem damit begründet, dass den Mädchen das Tragen eines Burkinis offenstehe.“ Sollten diese Urteile angefochten werden, könnten „fundamentalistische Familien die Entscheidung erneut zum Anlass nehmen, zu versuchen, ihre Töchter vom Schwimmunterricht befreien zu lassen“, vermuten die Lehrer. Die geplante Kleiderordnung sei aus ihrer Sicht diskriminierend und könne mit Blick auf die Schüler „fatale Auswirkungen“ haben, so die Stellungnahme.
Die Fraktionen
Er habe Verständnis für die Argumente der neuen Badeordnung im Parkschwimmbad. Dies gelte aber nicht für den Schwimmunterricht, der fast ausschließlich im Hallenbad stattfinde, so Böhler. Der Aspekt des Schwimmunterrichts sei bei den Workshops nicht berücksichtigt sondern schlicht von allen Beteiligten vergessen worden, sagte er am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ein handwerklicher Fehler.“
Böhler plädierte deshalb dafür, den Schwimmunterricht aus der Bäderordnung auszuklammern. Auch Christiane Cyperrek (SPD) sah noch viele unbeantwortete Fragen in Zusammenhang mit der Vorlage.
Bernhard Escher (CDU) riet dagegen dringend davon ab, dass Konzept aufzuweichen. Es sei gegebenenfalls Sache der Schule, mit dieser Herausforderung umzugehen. Das Vorgehen sei mit mehreren Städten abgestimmt und sollte nun „strikt angewandt“ werden.
Matthias Lindemer (Freie Wähler) ergänzte, dass lediglich große Burkinis verboten seien, nicht aber Badebekleidung, die bis zu den Ellenbogen und bis zum Knieansatz reiche. Auch er warnte vor einem lokalen Alleingang. Auch Wolfgang Koch (AfD) unterstützte die vorliegende Variante der Stadt.
Andrés Ibarra, der als Externer Berater und Managementcoach bereits den Burghof interimsmäßig leitete und den Prozess begleitet, rechnete womöglich sogar mit rechtlichen Problemen, falls die von Böhler vorgeschlagene Variante umgesetzt wird. Und: Neue Regeln, die sogleich wieder aufgeweicht würden, seien nach außen kaum zu vermitteln. Er plädierte entschieden dafür, „ohne Wenn und Aber mit der neuen Badeordnung in die Saison zu gehen.“