Neue Mitte Grenzach Bäume sorgen für Streit

Tim Nagengast
Wer an dieser Stelle steht, blickt künftig nicht mehr nur auf das Haus der Begegnung (rechts) und die Zielmattenhalle, sondern auf einen mit Bäumen bestandenen und von Wohn- und Geschäftshäusern eingefassten großen Platz, auf dem eine Markthalle steht. Foto: Tim Nagengast

Die Gestaltung des zentralen Platzes in der Neuen Mitte steht weitgehend fest. Vertreter des Investors Treubau Freiburg stellten am Dienstag im Gemeinderat den aktuellen Planungsstand vor. Als es um die Frage der Bäume für den „Stadthain“ geht, wird es unruhig – und eine endlose Debatte hebt an.

Knappe zwei Stunden lang drehte sich im Ratsrund alles um das große Thema Neue Mitte Grenzach. Während sich an der geplanten Fassaden- oder Platzgestaltung des „Stadthains“ selbst die Ratsgeister nur wenig schieden, brach sich bei der Frage der Baumbepflanzung bei einigen Gremiumsmitgliedern der Unmut Bahn.

Extremer Baumstandort

Denn ein Problem ist die unter dem zentralen Platz vorgesehene Tiefgarage. Über einer solchen können nämlich keine allzu mächtigen Bäume gepflanzt werden. Und die, die dort einmal stehen sollen, werden sich nicht so gut entwickeln können. Auch werden sie wohl nur begrenzte Höhen erreichen. Dies, weil ihre Entwicklungsfläche, das Volumen für ihr Wurzelwerk und das Erdreich nach unten hin von der Decke der Tiefgarage begrenzt werden.

„Zukunftsbaumarten“

Von einem „Extremstandort“ für Bäume sprach in diesem Zusammenhang Susanne Mühlbauer vom Büro bhm (Bruchsal/Freiburg). Dieses plant die Außenanlagen für die Neue Mitte Grenzach. Man wolle durch die Schaffung von „Quartieren“ für jeweils zwei bis drei Bäume zwar gemeinsame Lebensräume ermöglichen. Aber eine Überpflasterung und Unterbauung eines Baumstandorts erlaube eben keine optimalen Entwicklungsbedingungen, sagt Mühlbauer. Gepflanzt werden sollen 20 Exemplare sogenannter Zukunftsbaumarten, die als besonders resistent gelten für die im neuen Grenzacher Ortskern zu erwartenden Bedingungen: Lederhülsenbaum, Schnurbaum und Fremanii-Ahorn.

Blubacher tritt Debatte los

Ralf Blubacher – FDP-Ratsherr und Betreiber einer Gärtnerei – kritisierte die vorgestellten Pläne als „Alibi-Grün“. „Spätestens dann, wenn die Tiefgarage in einigen Jahren saniert werden muss, kommt alles wieder weg und wird ersetzt. Was Sie hier präsentieren, wird hier so nicht dauerhaft funktionieren“, sagte Blubacher in Richtung der Planer. Er wette darauf, dass die Bäume auf dem „Stadthain“ im Rhythmus von 20 Jahren durch neue ersetzt werden müssten. Die Planung sei so nicht ausreichend. „Wir produzieren sonst Kosten ohne Ende“, hielt Blubacher fest.

Damit trat er eine Debatte los. Als er auf eine aus dem Jahr 2016 stammende „Stadthain“-Visualisierung zeigte, auf der hohe, mächtige Bäume zu sehen sind und „Das hatten wir bestellt!“ rief, war aus dem Publikumsbereich Applaus zu vernehmen. Mühlbauer wehrte sich dagegen mit deutlichen Worten: „Ich habe das Bestmögliche für die Bäume im Rahmen der mir vorgegebene Parameter herausgeholt.“

Keine mächtigen Bäume

„Dieser Platz soll unglaublich viel leisten“, ergänzte Astrid Fath vom Vorstand der Freiburger Treubau. Der „Stadthain“ werde Marktplatz, Fußgängerzone, Tiefgaragendach und Baumstandort in einem. Dass man Baumquartiere schaffe anstatt Einzelbäume zu setzen, werde den Gewächsen deutlich gerechter. Im Übrigen dürfe man die Planung nicht nur auf die Bäume reduzieren, sagte Fath. „Das Problem löse ich nicht, indem ich sage: Ich stelle da jetzt 25 Meter hohe Bäume auf die Tiefgarage drauf. Sie wollen da reinfahren und Ihr SUV abstellen. Es kommen nicht alle mit dem Lastenrad. So ist nun mal die Welt“, warb Fath im Ratsrund um Anerkennung der Realität. Mit Blick zu Ralf Blubacher sagte sie: „Das haben Sie bestellt – und nicht die Rahmenplanung.“

Stadthain/Marktplatz

Der zentrale „Stadthain“ wird als autofreier Marktplatz angelegt. Der mittlere Bereich bekommt eine wassergebundene Decke. Diese kann Wasser aufnehmen, was den umstehenden Bäumen zugute kommen soll. Außerdem soll so ein besseres Kleinklima entstehen. Drumherum wird mit großformatigen Platten mit drei verschiedenen Oberflächenbearbeitungen gepflastert. Eine zentrale Markthalle in Richtung Basler Straße wird frei auf dem Platz stehen. Sie soll zweigeschossig sein und eine gastronomische Nutzung erlauben, wie Jens Rothweiler vom Architekturbüro Rothweiler-Färber (Freiburg) darlegte.

Die Sitzmöblierung wird in zweierlei Art gestaltet: bei Bedarf umsetzbare Holzbänke in Richtung der Platzmitte und längere Betonbänke am Platzrand. Erhellt wird der Platz mit Stelen-Leuchten.

Tiefgarage

Die Tiefgarage unter dem zentralen Platz bekommt 251 Stellplätze. 89 davon werden in separaten „Buchten“ angelegt und den Wohnungen zugeordnet. 162 Plätze werden öffentlich beziehungsweise von den Geschäften nutzbar sein.

Bebauung

Rund um den „Stadthain“ werden in vier Baufeldern Wohn- und Geschäftshäuser errichtet. Die Erdgeschosse bleiben für die Handelsnutzung reserviert. Bereits genannt wurden ein Biomarkt, eine Drogerie und eine Apotheke. Die Wohnungen werden Laubengänge erhalten. Geplant sind außerdem Loggien anstelle von Balkonen. Der Löwenanteil der Wohnungen soll drei Zimmer haben und zwischen 75 und 85 Quadratmetern groß sein.

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