Neuenburg am Rhein Die Zähringerstadt hat die Wahl

Alexander Anlicker
Die Kandidaten auf der Bühne (von rechts): Marco Sprengler, Daniela Saurer und Jens Fondy-Langela, daneben Moderator Thomas Uhlendahl Foto: Alexander Anlicker

Die Bürgermeisterkandidaten Daniela Saurer, Jens Fondy-Langela und Marco Sprengler stellen sich den Neuenburgern im Stadthaus vor.

Jens Fondy-Langela, Daniela Saurer und Marco Sprengler lautet die Reihenfolge nach Eingang der Bewerbungen auf dem Stimmzettel. Der stellvertretende Wahlausschussvorsitzende und Bürgermeister-Stellvertreter Christoph Ziel hieß die Besucher im voll besetzten Zähringersaal willkommen, insbesondere auch die jugendlichen Erstwähler. Moderator Thomas Uhlendahl gab jedem Kandidaten fünf Minuten Zeit für eine Vorstellungsrunde, bevor es Fragerunden zu unterschiedlichen Themenblöcken gab.

Vorstellungsrunde zum Auftakt

Er sei 2,06 Meter groß und habe Schuhgröße 49, beantwortete Jens Fondy-Langela die an ihn häufig gestellte Frage gleich vorneweg. Er sei vor 16 Jahren nach Neuenburg gekommen, wohne in Zienken und bewerbe sich aus voller Überzeugung, dass er als Bürgermeister fachlich und mit Führungserfahrung „viel für unsere Heimatgemeinde erreichen kann“.

Daniela Saurer bewirbt sich als parteilose Kandidatin, weil ihr die Stadt am Herzen liege. Ihr sei wichtig, über den Tellerrand zu schauen, sei es nach Müllheim, Chalampé oder Fessenheim, erklärte sie. Sie verwies auf ihr ehrenamtliches Engagement, etwa als Vorsitzende des Tourismusvereins oder in der Fasnacht.

„Kann ein Gewerkschaftschef ein guter Bürgermeister sein?“, fragte Marco Sprengler, um die Frage gleich zu beantworten. Er sei seit der Schulzeit politisch engagiert, sei es als Klassen- und Schulsprecher oder als Auszubildenden-Verteter, aber auch als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde habe er Erfahrung gesammelt.

Bildung, Betreuung und Älterwerden in Neuenburg

Wie sie dem Mangel an Erziehern in den Kindertagesstätten begegnen wollten, fragte Moderator Uhlendahl die Kandidaten. Für die Mitarbeiter in den Kindergärten wolle sie Attraktivität schaffen, damit sie in Neuenburg leben und arbeiten. Dabei würde sie auch das Thema Jugend und Ehrenamt integrieren, erklärte Saurer.

Sprengler verwies auf das große vorhandene Kindergärtenangebot. Mit der Eröffnung des zweiten Naturkindergartens auf dem Landesgartenschaugelände werde sich die Situation entspannen.

Fondy-Langela nannte das Thema Bezahlung, worauf die Stadt wenig Einfluss habe. Letzten Endes gehe es um Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima. Hier könne die Stadt unter anderem mit Weiterbildungsangeboten etwas tun.

Angesichts der Tatsache, dass viele Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium schicken, wollte Uhlendahl von den Kandidaten wissen, was sie für die Attraktivität der Werkreal- und Realschule tun wollten. Er werde schauen, dass das Angebot bestehen bleibt, sagte Sprengler. Er sehe nicht, dass der Trend, dass alle Kinder aufs Gymnasium gehen, nicht für Neuenburg zutrifft.

In Schulen investieren

Die Stadt müsse diese Schultypen nicht wie Schulen zweiter Klasse behandeln und genauso gut ausstatten wie Gymnasien, erklärte Fondy-Langela und kritisierte den Wegfall der Grundschulempfehlung.

Saurer plädierte dafür, weiter in die Schulen zu investieren, da diese den Standort stärken. Auch die verbindliche Ganztagsschule müsse kommen, sagte sie. Sie verwies darauf, dass auch die Grundschule aus allen Nähten platze und dringend erweitert werden müsse.

„Was braucht es an Angeboten für ältere Menschen?“, wollte der Moderator von den Kandidaten wissen. Die individuellen Wünsche und Bedürfnisse müssten berücksichtigt werden, damit ältere Menschen in Neuenburg leben können, sagte Saurer. Aus ihrer Sicht müssten das Angebot des Altenwerks erweitert werden und Begegnungsstätten geschaffen werden.

Barrierefreiheit

Auf das Thema Barrierefreiheit angesprochen bezeichnete Fondy-Langela dies als wichtiges Thema, das bei städtischen Neubauprojekten bereits Standard sei. Im Bestand sei die Umsetzung schwieriger. Das Thema müsse bei jeder Maßnahme mitgedacht werden, sagte er und nannte als Beispiel den Generationenplatz in Neuenburg.

Uhlendahl sprach Sprengler auf das Projekt eines Mehrgenerationenhauses an. Dies könne er sich auf dem Zipperplatz mit Ärzten und Kindergarten vorstellen.

Raum für Jugendliche

Zuhörerin Katharina Franz erinnerte an das frühere Jugendkulturzentrum Jamhouse, für das es bislang keinen Ersatz gebe. Sie wollte wissen, was die Kandidaten hier tun wollen. „Wir brauchen dringend stadtnahen Raum – mit und ohne Wände – für Jugendliche“, sagte Jens Fondy-Langela. Da brauche es aber auch die Beteiligung der Jugendlichen.

Sie könne sich vorstellen, das katholische Gemeindehaus St. Bernhard, zu einem Jugendzentrum auszubauen, sagte Saurer.

Das Thema sei für ihn eine Herzenssache, betonte Sprenger und verwies darauf, dass man nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Ortsteilen ein Angebot schaffen müsse.

Soziales, Vereine und Wirtschaftsförderung

Wie sie sich zum 23 Hektar großen Baugebiet „Mittlere Riese“ positionieren, fragte Uhlendahl die Kandidaten. „Das Baugebiet ,Mittlere Riese’ muss peu à peu kommen, damit die Infrastruktur mitwächst“, sagte Saurer. Die Kindergärten müssten mitwachsen und auch die Grundschule sei schon am Limit.

Mit Blick auf bezahlbaren Wohnraum sei die Situation bei der aktuellen Baupreisentwicklung schwierig, meinte Fondy-Langela. Die Stadt werde nicht umhin kommen, eigene Wohnungen zu bauen, sei es mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft oder möglicherweise in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen.

Neues Gemeindeentwicklungskonzept

Es gehe um 23 Hektar, für die der Regionalverband vorgeschlagen habe, alle fünf Jahre fünf Hektar zu entwickeln, erklärte Sprengler und betonte, dass es auch ein Verkehrskonzept geben müsse.

Beim Thema Entwicklung des Wirtschaftsstandorts und der Innenstadt plädierte Sprengler für ein neues Gemeindeentwicklungskonzept. Alleine wenn die Schlüsselstraße aufgemacht würde, wäre schon viel erreicht.

Es sei wichtig, die Innenstadt neu zu denken und zu beleben, erklärte Saurer. Wichtiges müsse erhalten und Neues geschaffen werden, sagte sie und forderte eine Begegnungsstätte in der Stadt.

Aufenthaltsqualität schaffen

Aufenthaltsqualität schaffen will Fondy-Langela. Er nannte unter anderem beschattete Aufenthaltsmöglichkeiten mit Spielgeräten für Kinder, beispielsweise auf dem Rathausplatz.

Uhlendahl wollte von den Kandidaten wissen, wie ein Branchenmix gesichert werden soll, angesichts der Tatsache, dass die Stadt keine eigene Gewerbeflächen mehr habe. „Wir brauchen zusätzliche Gewerbeflächen für das Handwerk“, sagte Saurer und betonte, dass sie insbesondere kleinere Betriebe ansiedeln wollen.

Potenzial nutzen

„Meine Vision ist ein Markgräfler Gewerbepark“, sagte Sprengler. Diesen würde er, mangels städtischer Fläche, gemeinsam mit den Nachbargemeinden Auggen und Müllheim im Bereich Richtberg entwickeln.

Es gebe Potenziale, aber im Bestand zu entwickeln sei schwierig, erklärte Fondy- Langela. Man müsse bauplanungsrechtlich sämtliche Mittel nutzen, sagte er mit Blick auf Logistiker, die am verkehrsgünstigen Standort Neuenburg interessiert seien.

Inhaltlich sind die drei Kandidaten nur wenig auseinander, auch was die weiteren Fragen zu Mobilität, Photovoltaik, Klimaschutz, Sportentwicklungsplan, Vereinsförderung oder die interkommunale Zusammenarbeit angeht. Einem gemeinsamen Mittelzentrum mit Müllheim oder einer vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft stehen alle drei positiv gegenüber, allerdings sei dies letztlich die Entscheidung des Gemeinderats, betonten alle drei unisono.

Die Kandidatenvorstellung wurde per Live-Stream übertragen und kann unter dem folgenden Link nochmals bei Youtube angesehen werden: www.youtube.com/watch?v=TAqUIYd OUUc

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