„Wir feiern nicht einen Text, sondern eine gemeinsame Praxis“, hielt Voßkuhle im Anschluss an den Vortrag fest, der ihn „bewegt“ habe. Die Buchstaben des Gesetzes müssten mit Leben gefüllt werden. Ein ums andere Mal hob er hervor, dass sich die Macht des Bundesverfassungsgerichts, dem er zwölf Jahre lang angehörte, zehn davon als dessen Präsident, einzig und allein aus Vertrauen und den Respekt der Bürger und der Mächtigen ihm gegenüber speist.
„Nicht zu viel herumfummeln“
Dazu gehöre auch der Mut, den Gesetzestext so stehen zu lassen, wie er ist: „Ich glaube, das wir gut daran tun, am Grundgesetz nicht zu viel herumzufummeln“, sagte er auf die Frage Wirtz’ hin, wie er denn nun zu dem Begriff der „Rasse“ stehe und ob es ihm nicht lieber wäre, er stünde dort nicht.
Angesichts des hohen Vertrauens, dass das Bundesverfassungsgericht genießt, ist es von großer Bedeutung, wem die verantwortungsvolle Aufgabe zufällt, ein Richteramt zu übernehmen. Am Beispiel des US-amerikanischen Supreme Court, der zuletzt zum Spielball der Innenpolitik geworden ist, führte der Inhaber eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht vor Augen, wie schnell es dahin sein kann mit der Bedeutung eines Gerichts, dem Bürger kein Vertrauen mehr schenken.