Hitzfeld erklärt, wie er sich kurzzeitig aus dem Fußballgeschäft zurückzog, weil er unter einem Burn-Out litt. Er hatte mit den Bayern gerade die Champions League gewonnen und war „angeschlagen vom Stress“. Die Erwartungshaltung der Bayern ist höher als bei anderen Vereinen. Am besten man gewinnt alles. „Wenn man gewonnen hat, ist man voller Adrenalin. Ich habe mich damals aber nur gefreut, dass wir nicht verloren haben“, sagt Hitzfeld. Er zog den Stecker, entspannte in Engelberg, wo er früher Ski gefahren ist. Psychologische Hilfe und Medikamente halfen bei der Rekonvaleszenz.
Dass er später noch einmal die Bayern trainieren sollte, hängt auch mit der Neigung von Uli Hoeneß zusammen, verdiente Ex-Trainer nach einigen Jahren erneut zu verpflichten (siehe auch Jupp Heynckes). Nach der Saison 2007/2008 war dann aber endgültig Schluss. „Ich habe gemerkt, dass die Kraft nachlässt und die Euphorie verflogen war. Ich fasste den Beschluss: jetzt höre ich auf!“ Die Schweizer Nationalmannschaft hat er trainiert, weil er dort nur noch 15 statt 60 Spiele pro Jahr betreuen und für den Job nicht umziehen musste.
Inzwischen widmet sich der Lörracher mehr den Enkelkindern als dem Fußball. Die Kinder seines Sohnes wohnen in München. Einmal im Monat fahren die Hitzfelds in die bayrische Hauptstadt, wo sie den Nachwuchs betreuen. Letztens waren Alt und Jung im Zirkus „Krone“, was insbesondere dem Großvater großen Spaß gemacht hat.
Hitzfeld ist einer der wenigen Deutschen, der auch den Papst treffen durfte. Er ist gläubiger Christ – bei den Fußballspielen hatte er immer einen Rosenkranz dabei - hat aber nicht den Ehrgeiz, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Was sagt man dem Papst, wenn man ihm begegnet? „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich freue, dass er Papst geworden ist.“
Gutes Moderatorenpaar
Ein großes Kompliment muss man den beiden Moderatoren machen, die sich ausgezeichnet auf ihren Gast vorbereitet haben und die spannende und für Hitzfeld überraschende Fragen stellen. Immer wieder wird der Fußballehrer auch nach politischen Themen gefragt.
Wie er das Wirken von Otto Maximilian Hitzfeld bewertet, dessen Neffe er ist und der führende Positionen in der Wehrmacht inne hatte? Kein schlechtes Wort über ihn. „Er hat Großartiges geleistet für das Vaterland.“
Was hält er vom umstrittenen FIFA-Präsidenten Giovanni Infantino? „Er ist ein guter Verhandler und hat gute Verträge ausgehandelt.“
"Kein Politikprofi"
Auch als er nach dem Erstarken populistischer Kräfte gefragt wird, hört man zwar ein „Rassismus gehört zum Schlimmsten, was es in der Welt gibt“, aber auch einen Verweis darauf, dass er „kein Politikprofi“ sei und die Politik gefordert sei, um fremdenfeindlichen Tendenzen entgegenzutreten.
Auch zum Künstler fühlt er sich nicht berufen. Nur zaghaft malt er ein Lätzchen an, das er seiner Enkelin mitbringen will.
Schade ist, dass man dem Publikum nicht erlaubt, der Trainerlegende Fragen zu stellen. Denn obwohl Ottmar Hitzfeld in der unmittelbaren Umgebung wohnt - so oft trifft man ihn ja doch nicht.
- Opposition ist Mist: Bei der nächsten Veranstaltung der Reihe „Nachgefragt“ am Freitag, 8. März, von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Aula des Neuenburger Kreisgymnasiums (KGN) ist SPD-Urgestein Franz Müntefering zu Gast.