Von Dorothee Philipp Neuenburg / Chalampé. Rund 400 Menschen aus Baden und dem Elsass mobilisierte die jüngste Demonstration des Aktionsbündnisses „Stop Fessenheim“ am Samstag. Vom Neuenburger Stadthausplatz zogen die Demonstranten über die Rheinbrücken nach Chalampé und zurück auf die Rheininsel, wo sich die Teilnehmer zu einer Kundgebung versammelten. Auch wenn es nicht so viele waren wie bei den früheren Demonstrationen, waren sie vor allem eines: laut. Und auffallend war wieder, dass alle Altersgruppen vertreten waren. Während sich der Zug durch die Spitalstraße und die Breisacher Straße in Richtung Grenze bewegte, skandierten die Teilnehmer lautstark ihre Protestparolen in Deutsch und Französisch, sangen Lieder und ließen Trillerpfeifen und Warnsirenen schrillen. Ein Thema stand im Mittelpunkt des Protests: Der schwere Störfall am 9. April, der erst viel später publik wurde und der verheerende Folgen hätte haben können: Beim Befüllen war im nicht nuklearen Bereich des Atomkraftwerks ein Wassertank übergelaufen. Da der Überlauf verstopft war, kam es in mehreren Räumen zu Überschwemmungen und mehrere elektrische Anlagen wurden beschädigt, so dass sich der Reaktor nicht mehr mit den Steuerstäben herunterfahren ließ. Seine Leistung musste durch eingespritztes Bor gedrosselt werden. Inzwischen ist bekannt, dass der Sensor für die Befüllung des Behälters falsch angebracht war, was bisher nicht bemerkt wurde, da bei diesem Vorgang immer ein Arbeiter vor Ort war, am 9. April aber nicht. Dies alles rief Claude Ledergerber, der schon seit der Bauzeit des 1977 in Betrieb genommenen Fessenheimer Meilers Mitglied bei CSFR (Comité de Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin) ist und auch dem Trinationalen Atomschutzverband TRAS angehört, den Demonstranten ins Gedächtnis. Er prangerte das Kraftwerk als „großes Flickwerk“ an, das, stünde es zwei Kilometer weiter östlich, bereits geschlossen wäre. „Geben keine Ruhe“ „Am 9. April war alles unter Kontrolle außer Reaktor 1 während 45 Minuten“, machte Ledergerber das Gefahrenszenario deutlich. Dass man keine Ruhe geben will, bis Fessenheim vom Netz ist, bekräftigte Ulrich Rodewald, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses unter lautstarkem Beifall der Teilnehmer, die immer wieder ihr „Abschalten! Jetzt!“ und „Fermons Fessenheim“ skandierten. Trotz der Zusage von Frankreichs Staatspräsident Hollande, das AKW Ende 2016 abzuschalten, gebe es widersprüchliche Signale der französischen Regierung, die befürchten ließen, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wird, sagte Rodewald. Axel Mayer, Geschäftsführer des Regionalverbandes BUND südlicher Oberrhein, wies auf die 30 000 Flyer hin, mit denen der BUND auf die Gefahr direkt an der Grenze aufmerksam macht. Weitere 30 000 sollen noch verteilt werden. Die Polizei hatte wenig zu tun, sie sperrte während des Demonstrationszugs die entsprechenden Straßen für den Autoverkehr. Viele Autofahrer hatten während des Wartens die Scheiben heruntergelassen, um die Protestparolen zu hören und die Banner zu studieren.