Neuenburg Motto: Sonniges Südbaden

Alexander Anlicker

Blumen: Birgit Rosenberger-Rausch hat die bunten Beete der Landesgartenschau geplant

Die Rheingärten mit ihren unspektakulären, aber ökologisch wertvollen Magerwiesen sind wichtiger Bestandteil der Landesgartenschau. Die großflächigen Wiesenlandschaft ist von bunten Beeten durchzogen, die sich wie der Rhein durch die Landschaft schlängeln.

Von Alexander Anlicker

Neuenburg am Rhein. Bei den bunten und abwechslungsreichen Wechselflorbeeten wird von den Besuchern mit schöner Regelmäßigkeit der Fotoapparat oder die Smartphonekamera gezückt. Geplant wurden die Wechselflorbeete von der Gartenarchitektin Birgit Rosenberger-Rausch. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt sie, welche Ideen hinter der Bepflanzung stecken und welche Herausforderungen zu beachten sind.

Frage: Nach dem Frühling blüht nun aktuell der Sommerflor in den Beeten der Landesgartenschau. Wie schaffen Sie es, die Pflanzen so aufeinander abzustimmen, dass immer etwas blüht?

Wenn man die Pflanzen kennt, ist das gar nicht so schwierig. Seit 1993 beschäftige ich mich intensiv mit den Wechselflorsortimenten. Ich weiß inzwischen genau, welche Pflanzen normal zu welchem Zeitpunkt aufblühen. Natürlich ist man da auch vom Wetter und den Produzenten abhängig, aber bei mindestens acht Arten auf jedem Beet blüht immer etwas.

Frage: Dieser Sommer ist ja richtig heiß, der Standort mit dem Kiesuntergrund zudem recht trocken. Haben Sie die Pflanzen gezielt für diese Bedingungen ausgewählt?

Wir haben bei der Pflanzenauswahl die Arten, die für diesen Standort gar nicht passen, nicht eingeplant. Unter dem Motto „Sonniges Südbaden“ gibt es im Blumenband einen Bereich, auf dem nur sehr hitzestabile und trockenheitsverträgliche Arten kombiniert sind. In den übrigen Bereichen ist die Bandbreite etwas größer.

Frage: Nach welchen Kriterien gehen Sie überhaupt bei der Auswahl der Pflanzen vor?

Soweit dies nicht von der Gesamtplanung vorgegeben ist, suchen wir uns zuerst Themen, die zum Motto der Gartenschau und zum Gelände passen. Für Neuenburg ist diese zum Beispiel der Rhein, der als blaues Band dargestellt in die Wiesen eingefügt wurde. Entlang dieses „Flusses“ haben wir dann verschiedene Themen angelegt, die Beziehung zu Südbaden und dem Markgräflerland haben. Danach erstellen wir ein Farbkonzept und wählen die zu Thema und Farbkonzept passenden Pflanzen aus den Angeboten der Jungpflanzengärtnereien und den Saatgutkatalogen aus.

Frage: Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Sowohl die Sortimente der Jungpflanzengärtnereien als auch die Samenangebote passen sich von Jahr zu Jahr etwas mehr an die Situation an. Wir suchen daraus natürlich die Pflanzen aus, von denen wir erwarten, dass sie am jeweiligen Standort über den Sommer durchhalten können. Je nachdem wie die klimatischen Bedingungen einer Gartenschau sind, bedeutet das auch eine andere Arten- und Sortenzusammenstellung.

Frage: Wie insektenfreundlich ist die Pflanzenauswahl?

Wir haben darauf geachtet, dass in jedem Beet Pflanzen vorhanden sind, die Insekten anziehen. Allerdings wissen wir im Vorfeld nicht, welche Insekten die Pflanzen tatsächlich anfliegen werden, da wir nicht wissen, welche Arten in der jeweiligen Region vorhanden sind.

Frage: In den Wechselflorbeeten finden sich einige Pflanzen, die man auf den ersten Blick dort nicht vermuten würde. Mir persönlich sind Tabakpflanzen und verschiedene Kohlarten aufgefallen. Eignen sich diese Pflanzen auch für den Privatgarten?

Eigentlich kann man alle Arten des Sommerflors auch im Privatgarten anpflanzen. Bei Tabak wird das vielleicht eher eine Frage der Beschaffung von Pflanzen oder Saatgut sein. Bei den Kohlarten handelt es sich um einen rotblättrigen Grünkohl und einen Palmkohl aus der Toskana, der wie Grünkohl zubereitet werden kann. Sie wachsen unter den gleichen Bedingungen wie andere Kohlarten auch.

Frage: Wann steht der Wechsel auf die Herbstbepflanzug an? Und was erwartet die Gartenschaubesucher dann an blühenden Pflanzen?

Bisher ist keine Herbstpflanzung vorgesehen. Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Pflanzung bis Anfang Oktober durchhält. Die spätblühenden Arten wie Dahlien und Gräser kommen ja gerade erst so richtig zur Entfaltung und werden das Bild bis zum Ende prägen.

Frage: Sie haben ja nicht nur den Wechselflor auf der Landesgartenschau geplant, sondern auch den neuen Kreisverkehr beim Parkhaus am Rheintor auf der B378. Wie unterscheiden sich die Konzepte der Bepflanzungen?

Die Konzepte unterscheiden sich grundlegend in der Zielsetzung. Der Kreisverkehr wurde als Dauerbepflanzung geplant. Die verwendeten Stauden, Gräser und Blumenzwiebeln sind an das kiesige Substrat und die extremen Bedingungen die durch Fahrtwind und Asphalthitze entstehen angepasste Arten. Darunter sind auch viele heimische Arten, die ursprünglich von Trockenstandorten stammen. Viele dieser Arten entwickeln sich langsam, so dass sie erst in den nächsten Jahren zur vollen Größe kommen.

Beim Wechselflor ist das Ziel, den Park über das sommerlange Einweihungsfest zu schmücken und die Besucher zu erfreuen. Er soll an Gartenthemen interessierten Besuchern Ideen liefern, Neuheiten zeigen und über die Themen auch das Bild der jeweiligen Gartenschau prägen.

Sie absolvierte zunächst eine Gärtnerlehre. Anschließend studierte sie Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität München-Weihenstephan. Von 1993 bis 1998 war sie für die grünen Ausstellungsbereiche bei den baden-württembergischen Landesgartenschauen verantwortlich. Seit 1999 hat sie eine eigenes Planungsbüro in Kirchheim am Neckar. Ihr Schwerpunkt liegt bei Pflanzplanungen für das öffentliche Grün. Neben hochwertigen Stauden-und Gehölzpflanzungen und temporären gärtnerischen Ausstellungen sind dies besonders Wechselflorpflanzungen. Die von ihr entworfenen Beete waren auf bisher 15 Landesgartenschauen und Grünprojekten zu sehen, darunter in Kehl, Bad Rappenau, Lahr und Schwäbisch Gmünd.

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