Neuenburg Schule, Festsaal, Gottesdienstraum und Kino

Winfried Studer
Das Bahnhofshotel in Neuenburg im Jahr 1932 Foto: zVg/Stadtarchiv Neuenburg

Historie: Aus der Geschichte des Hotel-Restaurants „zum Bahnhof“, dem heutigen „Neuenburger Hof“

Neuenburg am Rhein - Das Stadtarchiv Neuenburg am Rhein hat eine historische Aufnahme des „Hotel-Restaurants zum Bahnhof“ aus dem Jahr 1932 in seiner Bildsammlung. Ein Gasthaus wie das Bahnhofshotel, heute Neuenburger Hof, erzählt eine Geschichte. Viele Gäste sind seit seinem Bestehen hier ein- und ausgegangen.

Das Haus ist ein Ort kultureller Identität für die Stadt und ihre Bewohner und hat seit seiner Gründung, 1926/1927, viel zum Entstehen und Bewahren von Traditionen und zum Zusammenhalt der Bürger in Neuenburg beigetragen. Legendär ist die in Neuenburg und in der Region beliebte Stammtischtradition des Hauses.

Es lohnt sich deshalb, der Geschichte des Gasthauses nachzuspüren, das von seiner Besitzerin Silvia Hein-Bender in jüngster Zeit mit großem Einsatz umfassend renoviert worden ist. Silvia Hein-Bender hat mit ihrem Engagement für das historische Gasthaus nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Stadtbild, sondern auch zum Erhalt eines Neuenburger Kulturobjekts beigetragen.

Der große Saal mit Theaterbühne des Bahnhofhotels war viele Jahre Mittelpunkt kultureller Veranstaltungen. Hier wurde 1939 die alte Narrenzunft mit dem neuen Namen „D‘Rhiischnooge“ aus der Taufe gehoben und hier spielte sich die traditionsreiche Neuenburger Fasnacht ab.

Im kriegszerstörten Neuenburg diente der 300 Besucher fassende Saal teilweise als Schulraum und stand als Ersatz für die zerstörte Stadtpfarrkirche zur Verfügung. Nach der Wiedereröffnung, 1947, bis in die 1958er-Jahre, wurden hier alle größeren Vereinsveranstaltungen durchgeführt. Nicht zuletzt stand der Saal für viele Jahre als Kino zur Verfügung.

Bauherr des stattlichen Hauses war der Küfermeister Robert Rueb. Mit finanzieller Unterstützung der Lörracher Brauerei Lasser konnte der Bauherr das für den Hotelbau nötige Kapital aufbringen. Bauleitung und Planung lagen in den Händen des Neuenburger Bauunternehmers Josef Unser.

Am 17. Mai 1930 hat der Gastwirt Arthur Hummel aus Furtwangen von Robert Rueb das Anwesen gekauft. Bereits drei Jahre später, 1933, kam Hummel, bedingt durch „starken Umsatzrückgang“ in finanzielle Bedrängnis. Bürgermeister Eduard Linsenboll schreibt am 12. Dezember 1936: „Mit dem allmählich immer stärker werdenden Verkehrsrückgang von Frankreich (Elsass), der schon gegen Ende 1932 einsetzte und nunmehr bereits seit längerer Zeit in eine völlige Erstarrung übergegangen ist, ist auch der Wirtschaftsbetrieb immer mehr zurückgegangen und nach meiner Wahrnehmung hat dieser seit etwa einem Jahr einen derartigen Tiefstand erreicht, dass es Hummel völlig unmöglich sein dürfte, seinen Verpflichtungen voll nachzukommen“.

Auch ein starker Rückgang der örtlichen Veranstaltungen und Vereinsfeierlichkeiten wirkten sich auf den Umsatz des Hauses aus.

Bei der Zerstörung Neuenburgs wurde auch das Bahnhofshotel beschädigt und musste deshalb bis Oktober 1947 geschlossen werden.

Im Oktober 1950 hat Marie Egel „Miggi“, die Tochter der Gastwirtseheleute Egel, die viele Jahre, bis zu seiner Zerstörung 1940, das renommierte Neuenburger Gasthaus „Zu den zwei Schlüsseln“ geführt haben, das Bahnhofshotel von Arthur Hummel gepachtet. Von der Familie Egel ging es mit dem neuen Namen „Neuenburger Hof“ an Irene Bender und von dieser an die Tochter Silvia Hein-Bender über.

Für Neuenburger, aber auch für Gäste aus der Region, ist das Gasthaus mit vielen Erinnerungen verbunden.

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