Neuenburg Von der Neugier angetrieben

Alexander Anlicker
Nach 14 Etappen am Ziel in Santiago de Compostela (v.l.): Theresa und Angelika Lais. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Angelika Lais aus Neuenburg war mit ihrer Tochter Theresa auf dem Jakobsweg unterwegs.

Neuenburg am Rhein - Ein Buch schreiben und auf dem Jakobsweg pilgern: Das sind zwei Ziele, die viele Menschen auf einer Liste der Dinge haben, die sie einmal machen wollen. Den Punkt Buch hat Angelika Lais aus Neuenburg schon abgehakt, im Jahr 2010 erschien ihr historischer Kriminalroman „Ordo virtutum“ und 2013 die Fortsetzung „Die schwerste aller Sünden“. Mit ihrer Tochter Theresa hat sich die 56-Jährige nun auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht.

„Das habe ich mich zwischendurch auch gefragt“, antwortet sie auf die Frage nach dem Warum und lacht. Als sie das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling gelesen habe, habe sie gewusst, dass „ich das auch machen will“, sagt Lais. Allerdings sei ihr auch klar gewesen, „dass ich die Strecke über Spanien und die Pyrenäen nicht schaffe“. Auch die 27-jährige Theresa hatte – nach einem Referat über den Jakobsweg für die Schule – schon lange vor, den Weg zu gehen.

„Was erwartet mich auf dem Weg?“

Es gibt aber nicht den Jakobsweg, sondern viele. Der Satz „alle Wege führen nach Rom“ gilt auch für den nordspanischen Pilgerort Santiago de Compostela. Statt des klassischen „Camino Francés“, der vom französischen Grenzort St-Jean-Pied-de-Port über Nordspanien zum Ziel an der Atlantikküste führt, entschieden sich Mutter und Tochter für den portugiesischen Jakobsweg. „Eine Bekannte aus dem Chor hatte mir erzählt, dass sie mit Freunden von Portugal aus laufen will“, erzählt Angelika Lais. Der portugiesische Weg sei relativ flach, und die größte Steigung betrage gerade einmal 400 Höhenmeter.

Die Motivation für die Pilgerreise sei einfach die Neugier gewesen, erklärt sie. „Was erwartet mich auf dem Weg? Welchen Menschen begegnet man?“

Es sei weder um eine spirituelle, noch um eine sportliche Herausforderung gegangen, ergänzt sie. „Ich muss nicht zu Gott finden und auch nicht zu mir“, sagt die gläubige Katholikin. Auch mit Sport habe sie nichts am Hut und Wandern tue sie auch nicht. Die eigens für die Reise gekauften Wanderschuhe habe sie bei einem Spaziergang von Neuenburg nach Bad Krozingen in ein Café eingelaufen, erzählt sie.

Leichtes Gepäck, Pilgerbuch und Jakobsmuschel

Am 1. Oktober startete die Pilgerreise mit dem Flug nach Porto, wo zwei Tage Sightseeing auf dem Programm stand. Am dritten Oktober machten sich die beiden dann – ausgestattet mit leichtem Gepäck, Pilgerbuch und der obligatorischen Jakobsmuschel – auf den Weg ins rund 260 Kilometer nördlich liegende Santiago de Compostela.

Gelaufen sind sie etwas mehr als 300 Kilometer, denn manche der Herbergen liegen etwas abseits des Weges. „Während der Reise haben wir tageweise geschaut, wo wir unterkommen“, berichtet Lais. „Von der Herberge mit 20 Betten in einem Zimmer bis hin zum Kloster war alles dabei.“ Vor allem die Übernachtung im Kloster hat die beiden Pilgerinnen beeindruckt. Es gab eine Führung durchs Kloster, eine Pilgermesse, und abends hätten alle Pilger gemeinsam am Tisch gegessen.

Man weiß nicht, was der Tag bringt

„Man läuft morgens los und weiß nicht, was der Tag bringt“, berichtet Angelika Lais. Es sei unheimlich spannend, was man für Menschen kennenlernt. Eine österreichische Reisegruppe ist den Neuenburgerinnen ebenso begegnet wie Pilger aus Alaska oder ein Pärchen aus Italien. Beeindruckt habe sie eine 79-jährige Australierin, die von Lissabon nach Santiago die Compostela gelaufen ist. Getroffen haben sie auch Menschen, die tausende Kilometer von Jerusalem über Rom nach Santiago gepilgert seien.

Jeder gehe sein eigenes Tempo, erzählt Lais. So sind auch die beiden die meiste Zeit für sich gelaufen. „Man hat sich immer im nächsten Ort im Café getroffen“, ergänzt sie.

Begeistert ist Angelika Lais auch von der malerischen Landschaft. „Wir sind über mittelalterliche Brücken aus dem 14. Jahrhundert gelaufen“, sagt sie und ergänzt, dass es in der Zähringerstadt nichts mehr aus dieser Zeit gebe. Damit schließt sich der Kreis zu ihrer Romanheldin Philomela, die um das Jahr 1342 in Neuenburg Kriminalfälle löst.

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