Neuenburg Wahrzeichen und Zeitzeugin

Bianca Flier
356 Jahre alt ist die historische Glocke, die in ihrem neuen Glockenturm vor dem Stadtmuseum am Franziskanerplatz aufgehängt ist und jeden Tag um 16 Uhr läutet. Foto: Bianca Flier

Geschichte: Historische Glocke der Stadt Neuenburg mit neuem Glockenturm.

Neuenburg am Rhein - Die historische Glocke der Stadt Neuenburg am Rhein, ein Wahrzeichen für 356 Jahre Geschichte der Zähringerstadt, hat seit kurzem ein neues „Domizil“. Sie hängt jetzt in einem modernen Glockenturm auf dem Franziskanerplatz vor dem Stadtmuseum.

Der Turm, der gleichzeitig ein modernes Kunstwerk darstellt, wurde von dem Architekten und Künstler Marion Eggen entworfen. Die Geschichte der Glocke hat eine mit der Stadt eng verbundene starke Symbolik.

1663 in Basel gegossen

Die Glocke wurde 1663 in Basel von Hans Ulrich Roth gegossen und per Schiff-„Shuttle“ nach Neuenburg gebracht. Als französische Truppen im Jahr 1675 Neuenburg niederbrannten, entging die Glocke der Zerstörung nur durch die abgelegene Lage der Kapelle. Dort hing sie gerade einmal 41 Jahre, als 1704 erneut französische Soldaten über Neuenburg herfielen, die Stadt dem Erdboden gleichmachten, und die Bürger für zehn Jahre ins Exil nach Steinenstadt gingen.

Die Neuenburger hatten in weiser Voraussicht ihre Glocke versteckt, so dass sie 1714, als die Einwohner in ihre Stadt zurückkehrten und auch die Heiligkreuzkapelle wiederaufbauten, erneut im Dachreiter des Kirchleins ihren Dienst tun konnte.

In den Weltkriegen

1917, während der Erste Weltkrieg tobte, sollte auch die Neuenburger Glocke im Zuge eines Erlasses des kaiserlichen Kriegsministeriums eingeschmolzen werden. Dass dies nicht geschah, ist wahrscheinlich dem damaligen Bürgermeister zu verdanken, der die Glocke einfach nicht in der Bestandsaufnahme aufführte.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Neuenburg und die Kapelle zerstört, und auch die Glocke wurde beschädigt. Doch man reparierte sie, und im Jahr 1958 schenkte die Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt die Glocke der Stadt, welche sie im Dachreitertürmchen des Rathauses aufhängen ließ, wo sie fortan täglich einmal läutete.

Neuer Glockenturm

Als 2016 festgestellt wurde, dass das Glockentürmchen statisch nicht mehr tragfähig war, beschloss der Stadtrat, einen neuen Glockenturm vor dem Museum zu errichten. Mit der Planung wurde der Architekt Marion Eggen von der Siefert-Eggen Architekten GmbH beauftragt. Die von ihm geschaffene Skulptur, so Bürgermeisterstellvertreter Christoph Ziel bei der Enthüllung im April, stelle „mit ihrem symbolischen Charakter die leidvolle Geschichte der Stadt dar“.

Laut dem Erschaffer des Turmprojekts, Marion Eggen, ist die Glocke „Zeitzeugin vieler Schicksale“ und gleichzeitig „Denkmal und Leuchtturm der Hoffnung“. Am Franziskanerplatz sei ein würdiger Standort gefunden worden, ein „Ort der Geschichte“. Auch habe ihn die Geschichte der Glocke inspiriert.

Symbolik der Skulptur

Der Turm sei eine Skulptur, die den Menschen, die Zerstörung, die Vergänglichkeit, den Wiederaufbau, die Hoffnung, die Zeit und die Geschichte in sich vereine. Der Mensch sei dabei das „Negativ“ für das Leid, aber auch das „Positiv“ für die Freude. Der Mensch fasse den Mut zum Wiederaufbau und gebe Hoffnung. Das sei dargestellt in einer Silhouette, „die sich gegen das Leid aufstemmt, aufersteht und die Last der Glocke auf sich nimmt“. Das Material „Cortenstahl“ sei Symbol für die Vergänglichkeit und die Zerstörung. Es sei ein Material, das sich wandelt, dessen Oberfläche vergänglich wirkt, und das durch die Umwelt zersetzt wird. Das Element Zeit werde symbolisiert durch die begrenzenden Elemente: Boden, Wand und Decke. Die Geschichte werde erlebbar durch das Spannungsfeld zwischen dem „Positiv“ und dem „Negativ“ des Menschen.

Seit April läutet die Glocke nun wieder täglich um 16 Uhr und erinnert an die Neuenburger Geschichte.

In Kürze soll auch ein Hinweisschild mit Informationen zu der Historie der Glocke und zur Konstruktion des neuen Glockenturms angebracht werden.

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