Neuenweg Gegen den Wassermangel auf Weiden

Manuel Hunn
Landwirt Fabian Eiche (links) und Florian Brosette vom Biosphärengebiet berichten an einer „labilen“ Tränke von den Anstrengungen zur Weidewasserversorgung in Neuenweg. Foto: Manuel Hunn

Zur Verbesserung der gefährdeten Wasserversorgung auf den Belchenweiden ist ein Konzept erarbeitet und vorgestellt worden. Rund 1,9 Millionen Euro werden benötigt, um marode Leitungen zu sanieren oder „labile“ Tränken zu erneuern.

Die Weiden in der Region haben zunehmend mit Wassermangel zu kämpfen. Das Biosphärengebiet Schwarzwald hat daher zusammen mit der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Freiburg ein Konzept zur Verbesserung der Wasserversorgung auf den Weiden erstellt. Die Sanierungspläne sind nun in Neuenweg vorgestellt worden.

Rund 20 Personen versammelten sich am Dienstagvormittag auf der Belchenweide. Darunter Landwirte des Weide- und Landschaftspflegevereins Neuenweg, aber vor allem auch Vertreter der (Lokal-)Politik. So auch Regierungspräsident Carsten Gabbert, für den es der erste Besuch in der Gemeinde war. Gabbert betonte, dass es „unheimlich spannend“ sei, dass die Projekte des Biosphärengebiets nun in eine neue Phase eingetreten sind und man sich mit den Ergebnissen auseinandersetzen könne. Bei diesem Projekt stelle sich vor allem die Frage, ob die Zusammenarbeit mit den Landwirten funktioniere: „Es geht darum, dass man miteinander im Austausch bleibt.“

Auch Naturschutz

Manuel Winterhalter-Stocker, Leiter der Umweltabteilung im Regierungspräsidium (RP), berichtete, warum seine Behörde das Projekt aus Mitteln für den Naturschutz finanziert hat: „Hier kreuzt sich das Thema Wassermangel mit dem Thema Naturschutz.“ Die Weiden am Belchen seien ökologisch hochwertige Flächen, die Lebensraum für viele Arten bieten. Auch daher gelte es, die Bergweiden zu erhalten. Und dafür brauche es die Beweidung durch Rinder. „Anders geht es nicht“, erklärte Winterhalter-Stocker.

Dem folge die einfache Logik: „Für die Beweidung durch Rinder braucht es genug Wasser.“ Dass die Wasserversorgung in Gefahr ist, würden die vergangenen sechs Jahre mit langen Trockenperioden beweisen, in denen die Quellschüttungen zurückgegangen und Wasserläufe vertrocknet sind. Dies habe zur Folge gehabt, dass der Bestand der Rinder auf den Weiden reduziert werden musste. Durch weniger Rinder auf den Weiden drohe dort wiederum eine Verbuschung – was eine Gefahr für die Artenvielfalt bedeute.

Florian Brosette vom Bioshärengebiet stellte das Projekt zur sicheren Wasserversorgung auf den Bergweiden des Südschwarzwalds vor. Das Konzept soll dabei als Vorbild für andere Bergweiden in den europäischen Mittelgebirgen dienen und umfasst die aktuelle Situation, die zukünftige Wasserverfügbarkeit sowie umfassende Sanierungspläne.

Als Anschauungsbeispiel besichtigte die Gruppe eine „labile“ Tränke. Brosette erklärte, dass dort nach wenigen Tagen Trockenheit nur noch tröpfchenweise Wasser fließt, nach etwa zwei Wochen ohne Regen sei die Tränke komplett wasserlos. Für das Konzept seien Klimadaten ausgewertet und es sei ermittelt worden, dass Quellen wie diese zwischen Mai und Oktober, der Zeitraum der Beweidung, bis zum Ende des Jahrhunderts 15 bis 20 Prozent weniger Wasser im Jahresdurchschnitt zur Verfügung haben werden.

Schönenbergs Bürgermeister Ewald Ruch, Wiedens Bürgermeister Michael Fischer, Biosphärengebiet-Geschäftsführer Walter Kemkes, Kleinwiesentäler Bürgermeister Gerd Schönbett und Regierungspräsident Carsten Gabbert (von links) begutachten das kostbare Nass der „labilen“ Tränke. Foto: Manuel Hunn

Zeitaufwand für Landwirte

Landwirt Fabian Eiche vom Weide- und Landschaftspflegeverein Neuenweg berichtete über die Wasserversorgung vor Ort. Die Weidegemeinschaft mit 38 Mitgliedern bewirtschaftet unter anderem die 44 Hektar große Belchenweide mit zehn Brunnen. Eiche erläuterte, dass sich die Landwirte in den vergangenen Jahren immer mehr anstrengen müssen, um die Weidewasserversorgung sicherzustellen. So wurden etwa Leitungen verlegt und etliche Wasserfässer transportiert. Insgesamt investiert die Gemeinschaft für rund 100 Hektar Fläche für Wasserversorgung und Enthurstung einen Zeitaufwand von 1200 bis 1500 Stunden jährlich.

Ein wichtiger Schritt bei der Erstellung des Konzept war es, die bestehende Infrastruktur der Wasserversorgung auf den Weiden zu erfassen und den Zustand zu bewerten, erläuterte Brosette. Demnach gibt es auf den rund 1600 Hektar Allmendweiden der Gemarkungen Neuenweg, Wieden, Aitern, Schönenberg und Böllen rund um den Belchen etwa 56 Kilometer Wasserleitungen, 130 Quellfassungen und 350 Viehtränken. Zusammen mit den Landwirten seien Probleme identifiziert und Möglichkeiten erarbeitet worden, um die Versorgung zu verbessern.

Das Regierungspräsidium hat das Ingenieurbüro dwd beauftragt, eine Übersicht über mögliche Sanierungsmaßnahmen zu erarbeiten, die von Simon Mutter vom Ingenieurbüro vorgestellt wurden. Er präsentierte den Anwesenden umfassende Pläne aus Karten und Tabellen mit Tränken, Quellen, Leitungen und Zwischenbauwerken. Etwa 500 Maßnahmen wurden entwickelt, wie die Weidewasserversorgung verbessert kann. Mutter berichtete, dass nach grober Schätzung etwa 1,9 Millionen Euro benötigt werden, um in den fünf Gemeinden marode Leitungen zu sanieren, Quellfassungen zu optimieren oder Tränken zu erneuern. Für jede Gemeinde wurde ein Plan erarbeitet. Die Umsetzung der Maßnahmen war indes nicht Teil des Projekts.

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