Akribische Analyse statt Klatsch
Statt konkrete biografische Stationen aneinander zu reihen, widmet sich Lentz viel mehr der Exegese von Grönemeyers Gesamtwerk. Das Ziel: Die eingangs aufgeworfene Frage zu beantworten: "Was genau ist das "Geheimnis" von Grönemeyers Erfolg"?
Einem Archäologen ähnlich legt Lentz dabei Schicht um Schicht seines Schaffens frei: Er untersucht Texte auf Reimschema, Intonation, Motive, seziert seitenweise Grönemeyers Stimme und seinen Bühnenauftritt mit dem akribischen Blick eines Wissenschaftlers. Er beschreibt und sucht die Spuren, die Vorbilder wie Bob Dylan oder Randy Newman hinterlassen haben. Ihn interessiert, welche Musikstile Grönemeyer aufgesogen und bei allem Eigensinn adaptiert hat und wie Prägungen aus früher Kindheit bis heute seine Arbeitsweise formen.
Vom Kauderwelsch zum Grönemeyer-Text
Da sind etwa die "Bananentexte", eine Art sinnentleertes englisches Kauderwelsch, das Grönemeyer beim Komponieren seiner Melodien anstelle der späteren Lyrics setzt. Diese Technik gehe zurück auf eine Zeit, in der der noch kleine Herbert vor dem Radio saß und, ohne der Sprache mächtig zu sein, englische Songs im Radio hörte, aufsog und sich auf diese Weise präzise aneignete. Dies wirke sich bis heute aus, indem erst längst fertig gemischte Musik ihre späteren kunstvollen Texte bekommt: "Grönemeyer vertont keine Texte, sondern vertextet Musik", beschreibt Lentz die Prozedur.