Neujahrskonzert Jubel und Seufzen

Jürgen Scharf
Mit ihrer agilen Stimme gefiel die Sopranistin Gunta Smirnova, flexibel begleitet von dem Theorbespieler Juan Sebastian Lima. Foto: Jürgen Scharf

In die faszinierende Klangwelt der italienischen Barockmusik konnten die Zuhörer zum Jahreswechsel in Eichsel eintauchen.

Es müssen nicht immer Blechbläser und Orgel sein, um das alte Jahr gebührend zu verabschieden. Es darf auch mal feinsinnige frühbarocke Musik aus Italien sein, die sich um „Dolcissimi sospiri“, um Liebeslust und Liebesleid dreht. So wie beim traditionellen Silvesterkonzert in der St. Galluskirche mit Experten aus der Alten-Musik-Szene.

Ortsvorsteher Stefan Eckert freute sich, dass die Bankreihen in der „wunderbaren Kirche“ gut gefüllt waren und dankte besonders der Organisatorin Ulrike Küper, die das musikalische Programm schon seit Jahren betreut. Auch dieses Mal gelang es ihr, erstklassige Interpreten nach Eichsel zu holen: die lettische Sopranistin Gunta Smirnova und ihren Ehemann, den armenischen Geiger Rafayel Ter-Sahakyan, die seit über zehn Jahren als Duo auftreten, sowie als Gast den Lautenisten und gefragten Theorbespieler Juan Sebastian Lima.

Ihr Programm mit virtuosen Arien und farbigen Kantaten brachte viel Jubel und Seufzen in die Kirche. Schließlich ist die italienische Musik dieser Zeit - egal ob weltlich oder geistlich - leidenschaftlich und virtuos.

Da hörte man zarte Liebeserklärungen ebenso wie schmerzliche Seelenqualen. Und auch der Heilige Geist wurde in der „Cantate jubilate“ von Tarquinio Merula mit Seufzern begleitet. Dieser Komponist entpuppte sich überhaupt als eine wahre Entdeckung, seine „Canzonetta spirituale sopra la Nanna“ war für die Zuhörer eine kleine Offenbarung.

Die Sängerin, die in der Barockmusik zu Hause ist und mit internationalen Größen, Dirigenten und Orchester der historischen Musik auftritt, erwies sich auch in dem emotionalen und formalen Reichtum der Stücke von Barbara Strozzi in jeder Hinsicht als glänzende Interpretin. Zwei von Strozzis spannungsvollen Solowerken sang sie, wobei sie jede Zeile wie ein kleines Liebesdrama ausschmückte.

Ihr Sopran erfüllte die Kirche mit makellosen Tönen, schönem Timbre und leuchtender Höhe. Gunta Smirnova singt betörend, reich an Ausdruck und Farben und sicher in den Koloraturen.

Natürlich durften die „Greatest Hits“ des Frühbarocks von Claudio Monteverdi und die instrumentalen Einfälle eines Kapsberger nicht fehlen. Nach den gefühlsdramatischen Gesängen von Strozzi, die viel Emotionen transportierten, war es gut, zum Aufatmen ein Stück rein mit der Theorbe zu hören. Hier gefiel der fantastische Instrumentalpartner Juan Sebastian Lima als Solist mit kräftigen Bassnoten.

Rafayel Ter-Sahakyan spielte Barockgeige, stilecht, elegant und virtuos, und bereicherte das an sich rein italienische Programm zusätzlich mit der bewegenden armenischen Melodie „Der Kranich“.

Bei diesem musikalisch etwas anderen Jahresausklang war also ein stilkundiges Ensemble zusammen, das ebenso temperamentvoll wie sensibel über die ganze Gefühlspalette dieser kunst- und affektvollen, magischen italienischen Barockmusik verfügte. Für einmal wurde das 17. Jahrhundert wieder lebendig.

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