Wen hat die Union auf ihrer Seite?
Die Wähler wünschten sich wie die Union einen möglichst frühen Termin. Nach dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend wollen 65 Prozent der Deutschen eine Neuwahl "zum frühesten Zeitpunkt". Nur 33 Prozent sind für einen Termin im März.
Was ist der aktuelle Diskussionsstand?
Scholz hat inzwischen eingelenkt. Am Sonntagabend hat er im ARD-Interview mit Caren Miosga erklärt, dass er die Vertrauensfrage auch schon vor Weihnachten stellen würde, wenn sich die Fraktionen darauf einigen. Anschließend gibt es die bereits genannten Fristen von zusammen 81 Tagen, in denen der Wahltermin liegen muss. Würde Scholz die Vertrauensfrage am 20. Dezember, dem Freitag vor Weihnachten, stellen, wäre der späteste Wahltermin der 9. März.
Warum würde dieser Termin der SPD gut passen?
Am 2. März wird in Hamburg gewählt, der Heimatstadt von Scholz. Die SPD geht davon aus, dass sie dort mit ihrem Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher wieder stärkste Kraft wird und könnte den Schwung mit in die Bundestagswahl nehmen. Die SPD argumentiert zwar mit organisatorischen Gründen für einen späteren Wahltermin. Für sie ist es aber auch strategisch günstig, möglichst viel Zeit für den Wahlkampf zu haben. Denn sie liegt in den Umfragen zwischen 15 und 18 Prozentpunkte hinter der Union. Die Sozialdemokraten setzen darauf, dass Merz im Wahlkampf Fehler macht wie 2021 der CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, und die SPD wie damals einen aussichtslos scheinenden Rückstand aufholen kann. Und je länger der Wahlkampf ist, desto mehr Zeit gibt es, solche Fehler zu machen.
Warum will die Union, dass es schnell geht?
Besser als in den aktuellen Umfragen kann es für die Union kaum werden. Sie liegt nicht nur mit großem Abstand vor SPD und Grünen, sondern auch vor der AfD. Je näher der Wahltermin liegt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorsprung schrumpft. Mit einem Termin im Februar würde die Union zudem den Schwung ausbremsen, den sich die SPD von Hamburg erhofft.
Wie geht es jetzt weiter?
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich will in vertraulichen Gesprächen mit Merz zu einer Verständigung kommen. Die Fraktionen von SPD und Grünen haben zudem für Dienstag eine öffentliche Sondersitzung des Wahlprüfungsausschusses des Bundestags beantragt. Es sei dort "mit der Bundeswahlleiterin zu diskutieren, wann die Neuwahl aus ihrer Sicht mit ihrer praktischen Erfahrung frühestens stattfinden kann", heißt es in einem Antragsschreiben an Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Am Dienstag kommen auch die Bundestagsfraktionen zu Beratungen zusammen. Am Mittwoch folgt dann die Regierungserklärung, bis zu der es eigentlich eine Einigung geben müsste. Klar ist das aber nicht.
Gibt es historische Vorbilder, an denen man sich orientieren kann?
Ja. Zum Beispiel die Vertrauensfrage, mit der Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) 2005 eine Neuwahl herbeigeführt hat. Zwischen seiner Entscheidung für das Vorziehen und dem Wahltermin lagen 119 Tage. Sollte die Union sich diesmal mit dem 23. Februar durchsetzen, wären seit dem Ampel-Aus am 6. November 109 Tage vergangenen. Bei einer Wahl am 9. März - wie von der SPD gewünscht - wären es 124 Tage. Beide Termine liegen also nicht weit von der Zeitspanne entfernt, die damals für eine ordnungsgemäße Organisation der Wahl gereicht hat.