Oberes Wiesental/Kleines Wiesental Warum Lögo nicht überall hinfährt

Verena Wehrle
Der On-Demand-Bus fährt nicht alle Orte im Oberen Wiesental an. Das Landratsamt erläutert die Hintergründe. Foto: Anja Bertsch

In vielen Orten des Oberen Wiesentals gibt es einen sehr spärlich ausgebauten oder gar keinen ÖPNV. Warum kann hier nicht das Angebot des neuen „Lögo“, des On-Demand-Bus, genutzt werden? Wir haben beim Landratsamt nachgefragt.

„Smart mobil im Wiesental!“ heißt der Slogan des neuen On-Demand-Verkehrs Lögo, den es seit dem 15. Dezember 2024 gibt. Das Ziel: Das bestehende Bus- und S-Bahn-Netz im Wiesental zu erweitern und in Schopfheim den Citybus zu ersetzen. „Dadurch werden auch Ortsteile an das ÖPNV-Netz angebunden, die zuvor nicht erreichbar waren“, heißt es auf der Internetseite des Landkreises, die das Projekt beschreibt.

Doch diese Aussage gilt sehr eingeschränkt und trifft auf viele Orte im Oberen Wiesental eben nicht zu. Schon in manchen Ratsgremien hatten Gemeinderäte die Frage gestellt, warum der „Lögo“ nicht auch die Orte im Oberen Wiesental anfährt, in denen es teilweise gar keinen oder nur einen sehr eingeschränkten öffentlichen Nahverkehr gibt. Beispiele wären hier Tunau, Wieden, Schönenberg oder auch die Zeller Ortsteile im Bergland und die die Ortsteile von Todtnau.

Dieses Gebiet deckt Lögo ab

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Torben Pahl, Pressesprecher des Landratsamts, die Hintergründe. Die genannten Orte befänden sich nicht im Linienbündel Wiesental, sondern im Linienbündel Schwarzwald. Lögo sei jedoch ausschließlich für das Linienbündel Wiesental geplant worden. Zum Linienbündel Wiesental gehören die Verbindungen 7305 von Steinen über Hüsingen, Hägelberg nach Endenburg sowie die Linie 7308 von Schopfheim nach Gersbach. Auch die Linie 7310 von Schopfheim über Tegernau nach Schönau gehören zum Linienbündel Wiesental. Darüber hinaus gehört auch die Linie 9002 von Tegernau über Zell nach Gersbach dazu. Und letztlich werde auch das Stadtgebiet Schopfheim abgedeckt.

Das Landratsamt sei an den Nahverkehrsplan gebunden und müsse die ÖPNV-Struktur an den Linienbündeln ausrichten. Aufgrund genehmigungsrechtlicher und vertragsrechtlicher Vorgaben mit den Verkehrsunternehmen sei Lögo nicht ohne Weiteres auf Gebiete anderer Linienbündel erweiterbar, erläutert Pahl.

Wie Lögo entstand

Hintergrund sei, dass das Kleine Wiesental aufgrund seiner räumlichen Struktur, seiner bewegten Topographie mit ausgeprägten Tallagen und Bergrücken sowie durch die kleinen Orte schwierig mit Linienverkehren zu bedienen ist, erläutert Torben Pahl. Die zerstreuten Strukturen würden keine Bündelung der Fahrgastströme erlauben, die für eine regelmäßige, wirtschaftlich tragbare Linienbedienung notwendig wären. Zudem erschwerten die Straßenverhältnisse den Verkehr mit dem Linienbus. Ursprünglich sollte der Nahverkehrsplan der Linie 7310 geprüft werden. Hier sei es vor allem um den Erhalt der vier Fahrtenpaare von Tegernau nach Schönau, eine flexible Mobilität im hinteren Kleinen Wiesental und die Einführung eines Stundentakts von Schopfheim nach Tegernau und weiter nach Schönau gegangen. Aufgrund der Endpunkte sei dann entschieden worden, dass die Zentren von Schönau, Wembach und Kandern zusätzlich angefahren werden, erläutert Pahl die Entstehung des Lögo-Gedankens.

Ausbau möglich

Dennoch gibt es weiterhin Orte im Oberen Wiesental, deren ÖPNV-Ausbau nötig ist. Gerade in Orten, in denen kaum eine Infrastruktur vorhanden ist, gibt es wenige bis keine Busverbindungen. Die Menschen sind also auf ein Auto angewiesen. Ein Beispiel für quasi keinen ÖPNV ist Tunau. Diese Problematik wurde auch im Ortscheck unseres Verlags im vergangenen Jahr immer wieder von den Umfrageteilnehmern deutlich gemacht. Über einen möglichen ÖPNV-Ausbau sagt Pahl: „Das Landratsamt steht im Austausch mit sämtlichen Gemeinden des Landkreises, um das Thema nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum zu stärken und so Alternativen oder Anbindungen zum ÖPNV anzubieten.“

Über 100 Haltestellen

Im Wiesental und im Bereich Schopfheim sind jeweils etwa 100 Lögo-Haltestellen definiert. Zu diesen sagt der Sprecher des Landratsamts, dass man für Vorschläge für weitere virtuelle Haltestellen offen sei. Diese könnten jederzeit hinzugefügt werden. Auch bereits vorhandene virtuelle Haltestellen könnten verschoben werden, wenn sie sich in der Praxis als unpassend herausstellen, sagt Pahl. „Verbesserungsvorschläge nehmen wir gerne an.“ Zu beachten sei, dass mindestens 300 Meter zwischen den Haltestellen liegen müssen.

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