Österreichischer Skispringer Morgenstern erneut schwer gestürzt

SIR/dpa

Ein schwerer Trainingssturz von Thomas Morgenstern überschattet den Skiflug-Weltcup am Kulm. Der Österreicher erleidet schwere Verletzungen und liegt auf der Intensivstation. Die Springerwelt steht unter Schock.

Ein schwerer Trainingssturz von Thomas Morgenstern überschattet den Skiflug-Weltcup am Kulm. Der Österreicher erleidet schwere Verletzungen und liegt auf der Intensivstation. Die Springerwelt steht unter Schock.

Tauplitz/Salzburg - Nach seinem Horrorsturz am Kulm kämpft Thomas Morgenstern mit schweren Kopfverletzungen und einer Lungenquetschung auf der Intensivstation des Unfallkrankenhauses Salzburg um seine Gesundheit. „Er befindet sich durchaus in kritischem Zustand und muss ständig überwacht werden“, teilte der behandelnde Oberarzt Josef Obrist am Freitagabend mit. Der dreimalige Olympiasieger sei, anders als Formel-1-Ikone Michael Schumacher, aber bei Bewusstsein und schwebe nicht in Lebensgefahr.

Morgenstern wird in den nächsten 72 Stunden auf der Intensivstation medizinisch versorgt und beobachtet. „Das Risiko bei einer Kopfverletzung ist, dass sich der Zustand verschlechtern kann, da immer die Gefahr von Einblutungen besteht“, erklärte Wolfgang Voelckel, Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin am UKH Salzburg.

Als Morgenstern am Freitagmittag im Training mit 100 Stundenkilometern kopfüber auf den Hang krachte und für einen Moment bewusstlos im Auslauf liegen blieb, herrschte in der Party-Hochburg am Kulm gespenstische Stille. Das erneute Sturz-Drama des Gesamtzweiten der Vierschanzentournee löste tiefe Betroffenheit bei Teamkollegen wie Konkurrenten aus. „Das ist natürlich fatal. Er ist ein großartiger Sportler. Ich wünsche ihm, dass er schnell auf die Beine kommt“, sagte Bundestrainer Werner Schuster der Nachrichtenagentur dpa.

Morgenstern verdrehte sich im zweiten Trainingsdurchgang in der Luft und schlug ungebremst mit Rücken und Kopf auf dem Hang auf. Es war bereits der zweite schwere Sturz des dreimaligen Olympiasiegers innerhalb von vier Wochen, nachdem er sich am 15. Dezember in Titisee-Neustadt einen Fingerbruch und Prellungen zugezogen hatte. „Er ist ansprechbar und kann Arme und Beine bewegen. Das ist ganz wichtig“, berichtete Herbert Leitner, Physiotherapeut des österreichischen Teams, zunächst im ORF-Fernsehen. „Er wollte kurz wissen, was passiert ist.“

Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner war geschockt

Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner war geschockt. „Er ist das Herz unserer Mannschaft. Wenn er so schwer stürzt, tut das allen verdammt weh. Wenn es auf einer Skiflugschanze kracht, dann ordentlich“, stellte er sichtlich mitgenommen fest. Ein Materialfehler wurde als mögliche Sturzursache zunächst ausgeschlossen. „Die Ski haben sich in der Luft kurz berührt und danach gelöst. Da wirken dann Kräfte, die man nicht mehr regulieren kann“, berichtete Pointner. Auch Schuster sprach von einem „individuellen Fehler“ Morgensterns.

Der 27 Jahre alte Österreicher hatte 2003 beim Weltcup in Kuusamo schon einmal einen ähnlichen Horrorsturz erlebt, bei dem er wie durch ein Wunder keine schweren Verletzungen davontrug. „Dieser Sturz ist immer noch in meinem Kopf drin“, hatte Morgenstern vor kurzem eingeräumt. „Ich hatte bisher immer Glück bei meinen Stürzen. Ich habe Angst, dass irgendwann etwas passiert.“

Diese Befürchtung wurde nun wahr. Aufgrund der schweren Verletzung wird Morgenstern die Olympischen Winterspiele in Sotschi verpassen. Nach seinem starken Auftritt bei der Vierschanzentournee, wo der achtmalige Weltmeister nur seinem Landsmann Thomas Diethart den Vortritt lassen musste, hätte er dort zu den heißen Medaillenanwärtern gezählt.

Entsprechend geschockt waren Morgensterns Teamkollegen. „Wenn ein Freund von dir bewusstlos im Auslauf liegt, kann man nicht ruhigbleiben“, erklärte Martin Koch. Und Überflieger Gregor Schlierenzauer, der direkt nach Morgenstern vom Bakken musste, sagte: „Gott sei Dank habe ich den schweren Sturz nicht gesehen.“

Einen sportlichen Ausfall hatten die deutschen Springer zu beklagen, denn Richard Freitag blieb überraschend mit 168,5 Metern in der Qualifikation hängen. „Ich hatte die Hoffnung, dass er sich hier frei springt. Das ist ihm leider nicht gelungen. Wir müssen das akzeptieren und weiterarbeiten“, sagte Bundestrainer Schuster.

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