Oper Basel feiert seinen „Siegfried“

Beatrice Ehrlich
Glänzt in der Titelrolle: Rolf Romei als Siegfried. Foto: Ingo Höhn

Alter Stoff in fantasiereichen Bildern: Das Theater Basel zeigt eine zugängliche Version des dritten Teils von Wagners Ring-Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Am Sonntag folgt die Premiere der „Götterdämmerung“.

Minutenlanger Applaus und immer wieder „Bravo“ waren der Lohn für eine gelungene Umsetzung von Richard Wagners Oper. Mehr als fünf Stunden waren wie im Flug vergangen, gelang es doch Sängern und Orchester im Zusammenspiel mit Wagners Musik, das Publikum bis zum letzten Augenblick zu fesseln.

Einige Szenen dieser Inszenierung von Benedikt von Peter (Ko-Regie: Caterina Gianfarini) haben sich besonders eingeprägt: Etwa, als Siegfried – Rolf Romei spielt die abendfüllende Rolle überzeugend als durch nichts zu beeindruckender, groß gewordener Junge – mit wuchtigen Schlägen sein Schwert neu schmiedet.

Starke Szenen, die sich einprägen

Denn damit nimmt er seine Zukunft selbst in die Hand und entfernt sich endgültig von seinem ungeliebten Ziehvater Mime. Aber auch, als das erschrockene Kind Siegfried Stunden später minutenlang den verbluteten Fafner anstarrt, den der erwachsene Siegfried gerade erschlagen hat. Buchstäblich in Blut gebadet, führt dieser plötzlich zum Menschen gewordene Drache (Runi Brattaberg), dem späteren Helden das ganze Grauen vor Augen, das dieser Geschichte auch innewohnt.

Und schließlich Mime, als er mit von Karl-Heinz Brandt fabelhaft ausgespielter, hinterhältiger Boshaftigkeit dem Ziehsohn ankündigt, dass er ihm den Kopf abschneiden werde.

Dabei ahnt Mime nicht, dass Siegfried, gebadet in Drachenblut, jeden seiner düsteren Gedanken verstehen kann.

Ein Stück, passend zum Fantasy-Boom

Dass in solchen Szenen an Effekten wie sprühenden Funken, Bühnennebel und Kunstblut nicht gespart wird, macht das Bühnenspektakel komplett.

Überhaupt fehlt es in einer Zeit von Fantasy-Sagas und boomender magischer Welten auf dieser Bühne an nichts. Ein freundlicher Drache, der auf seiner Beute – dem Nibelungenschatz – friedlich schläft, bis ihn der Held zum Leben erweckt, melancholische Wölfe und glitzrige Meerjungfrauen sind zu sehen. Von Puppenspielern werden sie zum Leben erweckt. Sie schlagen als Figuren aus der Vergangenheit für den Zuschauer einen Bogen zu allem, „was bisher geschah“. Eine liebenswertere Geisterschar hat man selten gesehen. Die Puppenspieler, allesamt Laien, beweisen in dieser Aufführung großes Stehvermögen.

Szenen des großen Lebenstheaters

Sogar ein leibhaftiges Pferd wird schließlich auf die Bühne geführt. Bei Vollmond harrt es seiner Reiterin Brünnhilde. Durch alle vier Teile hindurch, ist in dieser Rolle die jederzeit sehr präsente Trine Møller zu erleben. Der über sie verhängte Bann soll durch den Helden Siegfried endlich durchbrochen werden. Das Unausweichliche des Bühnengeschehens, wird den Zuschauern immer wieder vor Augen geführt durch Auftritte Siegfrieds und seiner späteren Geliebten Brünnhilde als kleine Kinder. Oft sind sie in Begleitung ihres Göttervaters Wotan, Wagners „Wanderer“. Von Nathan Berg wird dieser raffiniert zwischen machtbewusstem Verführer und gescheiterter, von Selbstvorwürfen geplagter Existenz angesiedelt. Wie ein vermeintlich guter, mit ihnen verbündeter Großvater zeigt er den Kindern Szenen des großen Lebenstheaters auf der Bühne. Und das, obwohl er doch, gewissermaßen als Strippenzieher einer sich stetig mehr verstrickenden Familiengeschichte, am besten weiß, wie unheilvoll sie enden werden.

Dynamisch fein abgestuft und reich an Farben

Regieeinfälle wie diese, die Auftritte der Puppen, die gesprochenen Einspielungen von Gedanken der Hauptfiguren, machen diesen „Siegfried“ zugänglich auch für jene, die sich bisher nicht an den abendfüllenden Stoff herangewagt haben.

Und dann die Musik: Dynamisch fein abgestuft und reich an Farben untermalt das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Jonathan Nott das Bühnengeschehen. Vor allem an den lauteren Stellen wirkt der Orchesterklang durch die Platzierung unter der Bühne gedämpft – manchmal vielleicht eine Spur zu viel. Dafür können die herausragenden Stimmen der Titelrollen durch diesen Effekt um so mehr glänzen.

An diesem Sonntag feiert „Götterdämmerung“, der vierte Teil von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ Premiere. „Siegfried“ sollte man aber unbedingt auch gesehen haben.

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