Orts-Check Böllen Mehr als nur schöne Aussichten

Alexandra Günzschel
Klein – aber oho: Die Böllener zeigen sich zufrieden mit ihrer Heimatgemeinde. Foto:  

Böllen als kleinste Gemeinde Baden-Württembergs erreicht bei unserem Orts-Check den dritten Platz. Die Bürger zeigen sich mehr als zufrieden mit ihrer idyllischen Heimatgemeinde.

Mit 95 Einwohnern ist Böllen die kleinste Gemeinde in Baden-Württemberg. Dennoch hat sie sich mit ihrem Hauptort und den Ortsteilen Oberböllen, Niederböllen und Haidflüh ihre Selbstständigkeit als Mitglied des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau bewahrt.

Die abgelegene Lage mitten im Südschwarzwald, eine kleine Dorfgemeinschaft, in der jede jeden kennt, eine landwirtschaftliche Prägung, schöne Aussichten, aber wenig Infrastruktur: Es liegt auf der Hand, dass ein solcher Wohnort sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Unterm Strich haben die Böllener ihr Dorf in der Gesamtwertung mit 6,89 etwas besser bewertet als im Landkreisdurchschnitt (6,18), fortan kurz „LK“ genannt. Die Gemeinde heimst den dritten Platz in unserem Orts-Check ein – ein gutes Zeugnis der Bürger.

Lebensqualität

Bei der Lebensqualität, die auch touristische Aspekte mit einbezieht, vergaben die Einwohner eine glatte sechs (LK 7,29); in Worten: eine hohe Zufriedenheit mit kleinen Abstrichen.

Oberhalb von Wembach am Fuß des Belchens gelegen bietet das Dorf zahlreiche Wandermöglichkeiten, wie der nach 24 Jahren scheidende Bürgermeister Bruno Kiefer jüngst in einem Interview erwähnte.

Senioren/Familien & Kinder

Auffallend ist: Sowohl Senioren als auch Familien mit Kindern scheinen sich in Böllen sehr wohlzufühlen. Für die älteren Einwohner wurde das Angebot mit einer glatten acht (LK 6,23) bewertet, für die jüngeren sogar mit 8,67 (LK 6,93).

Sport & Vereine

Ausgesprochen gute Werte bekommt mit 8,25 (LK 7,12) auch die Kategorie „Sport und Vereine“. Besonders stolz ist das Dorf auf seine Tauziehfreunde Böllen, die neben 20 deutschen Meistertiteln sogar schon einmal den Weltmeistertitel errungen haben. Darüber hinaus gibt es eine Feuerwehrabteilung, einen Landschaftspflegeverein für die gemeindeeigenen Weideflächen und sogar eine Fasnachtsclique in Böllen. Gründe genug also für die sehr gute Bewertung der Kultur- und Freizeitmöglichkeiten mit 7,5 (LK 5,92).

Sauberkeit/Sicherheit

Das klingt fast schon nach einer Menge Trubel im Dorf. Doch im Großen und Ganzen scheint es in Böllen doch eher beschaulich zuzugehen. Dafür sprechen unter anderem die hohen Werte bei Sauberkeit und Sicherheit: Diese liegen bei 8,5 (LK 7,29) beziehungsweise 8 (LK 6,83).

Gastronomie

Hinzu kommt: Bereits seit zehn Jahren gibt es keine Gaststätte mehr im Ort. Auch ein Hotel ist nicht vorhanden, allerdings drei private Anbieter von Ferienwohnungen. Folglich bekommt die Gastronomie in der Bewertung auch nur drei Punkte auf der Skala (LK 5,33).

Gesundheitsversorgung/Einzelhandel

Wer gerne auf dem Land lebt, hat vielleicht ganz andere Erwartungen als ein Stadtbewohner. Wenn ein Dorfbewohner zum Arzt muss oder Einkaufen will, fährt er eben in die nächstgelegene größere Gemeinde. Zwar verfügt Böllen noch über vier kleine Handwerksbetriebe. Alle Bedürfnisse des täglichen Bedarfs werden dadurch aber sicherlich nicht abgedeckt.

Dennoch sind die Böllener offenbar zufrieden mit der Gesundheitsversorgung und dem Einzelhandel, der ihnen zur Verfügung steht. Für beides vergeben sie eine glatte Sechs.

Die meisten anderen Bewohner im Landkreis erwarten da offenbar mehr. Im Schnitt wurden für die Gesundheitsversorgung 4,7 und für den Einzelhandel 5,36 Punkte vergeben.

Immobilien/Verkehr/ÖPNV

Für ihren vergleichsweise sicherlich weniger angespannten Immobilienmarkt wiederum vergeben die Einwohner gute 6,75 Punkte (LK 5,04). Überraschend durchschnittlich sind die Werte bei der Verkehrsbelastung (5,75) und dem ÖPNV (6).

Landkreisweit wurden hierfür im Schnitt die Werte 5,61 und 5,65 vergeben. Auch hierbei könnten enttäuschte oder übertroffene Erwartungen eine Rolle spielen.

Nun bekommt die kleinste Gemeinde im Bundesland mit Susanne Broghammer ihre erste Bürgermeisterin. 71 von 79 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab, was einer Wahlbeteiligung von fast 90 Prozent entspricht. Was bleibt da noch zu sagen, außer: Klein, aber oho!

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