Die S-Bahn-Linie 6 verbindet das Obere Wiesental mit dem urbanen Raum und der Schweiz. Foto:
Wie stark die Belastung durch den Verkehr empfunden wird, hängt von der Lage des jeweiligen Wohnortes ab. Orte im ländlichen Raum des Landkreises Lörrach sind meist ruhiger gelegen, dafür aber nicht direkt an den Nahverkehr angebunden.
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Der Verkehr wird im Landkreis Lörrach unterschiedlich bewertet, je nach Lage des Wohnorts. So schafft es die Gemeinde Schönenberg im Oberen Wiesental mit 9,1 Punkten auf den ersten Platz im Ranking. Die Belastung durch den Verkehr wird dort als sehr gering wahrgenommen. Denn Schönenberg im Verwaltungsverband Schönau im Schwarzwald liegt fernab der stark befahrenen Bundesstraße 317 und nicht an einer Durchgangsstraße. Dasselbe gilt für Tunau, das mit 8,3 Punkten auf Rang zwei kommt. Doch viele Städte und Gemeinden haben mit dem einen oder anderen Verkehrs- oder Nahverkehrsproblem zu. So rollt der Durchgangsverkehr der Bundesstraße 3 durch Schliengen, weshalb die Bürger dort nur 5,42 Punkte vergeben haben. Die hintersten Plätze im Ranking belegen Rheinfelden (4,1), Weil am Rhein (3,85) und Schwörstadt (3,29) auf Platz 35.
Planungen für Hochrhein-Autobahn älter als viele Bürger
Die Gemeinde leidet seit Jahrzehnten unter der Bundesstraße 34, die den lang gestreckten Ort durchzieht. Die Planungen der Hochrhein-Autobahn als Umgehungsstraße sind inzwischen älter als viele Bürger. Seit Sommer 2021 läuft die Entwurfsplanung für den Abschnitt 6 von Schwörstadt nach Murg. Bis dahin wird weiterhin täglich eine Blechlawine auf der B 34 durch Schwörstadt rollen. Ebenso lang wie Schwörstadt warten die Bürger in Grenzach-Wyhlen (4,5) auf die Realisierung der Umgehungsstraße B 34.neu, die die Ortszentren massiv vom Durchgangsverkehr entlasten soll, wie auf der Webseite der Gemeinde nachzulesen ist. Im Jahr 2007 wurde die Planfeststellung der Umgehungsstraße rechtskräftig. Im Juli 2015 erfolgte die Finanzierungszusage für den Bauabschnitt Wyhlen, im August 2017 fand der Spatenstich statt. Die Ortsumfahrung Wyhlen befindet sich aktuell im Bau und wird voraussichtlich Ende 2026 fertiggestellt, schreibt das Regierungspräsidium Freiburg (RP) auf seiner Webseite. Danach beginnt die Ausführung des Bauabschnitts Grenzach.
Die Ampel an der Hasenlochkreuzung der B317 bei Lörrach sorgt für lange Staus. Foto: Maja Tolsdorf
Eine weitere Verkehrsbelastung bringt die B 317 zwischen Weil am Rhein und dem Wiesental. Für Berufspendler kann sie zum Nadelöhr werden, denn dort ist immer etwas los. An zügiges Fahren ist auf der 70 Kilometer langen Schnellverbindung meist nur in den Schulferien zu denken. Ansonsten bilden sich dort wegen Überlastung rasch längere Staus, zum Beispiel an Ampelanlagen. Die Bewohner von Gemeinden wie Zell im Wiesental, wo die B 317 direkt durch den Ort läuft, leiden darunter ebenso wie unter den vielen Autos und Lastwagen. Auch auf dem Teilstück zwischen Schopfheim und Lörrach geht es oft nur langsam voran, auch nach dem Ende offensichtlicher Baustellen für Sanierungen, Felssicherungsarbeiten oder Mäharbeiten.
Hasenloch-Kreuzung überlastet
Nach dem Grund gefragt, geben das Regierungspräsidium (RP) Freiburg und das Landratsamt Lörrach den überlasteten Verkehrsknoten Autobahnanschlussstelle A 98/Bundesstraße B 317 an. „Das Hasenloch ist sehr stark überlastet“, teilt Stefan Heigl, Pressesprecher des Landratsamts Lörrach, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dass diese einer der am stärksten belasteten Knotenpunkte im Regierungsbezirk Freiburg ist, schreibt das RP in seiner Mitteilung. Die Rückstaus reichen weit auf der B 317 bis auf die A 98 zurück. Deshalb soll dieser Anschluss verbessert werden, doch vor 2029 wird das wohl nichts, denn die Planungen ziehen sich hin. Derzeit befindet sich das Projekt in der Vorplanung, bei der verschiedene Varianten untersucht und miteinander verglichen werden, teilt RP-Pressesprecher Matthias Henrich auf Anfrage mit.
Dammann: Verkehrssektor erfordert mehr Aufmerksamkeit
Und auch wenn mancher Ort im ländlichen Raum vom Durchgangsverkehr entlastet ist, so fehlt oftmals die direkte Anbindung an den Nahverkehr. So kommt Schönenberg als Sieger der Kategorie Verkehr (9,1) beim Nahverkehr mit 4,4 Punkten nur auf Rang 30. Das beim Verkehr zweitplatzierte Tunau (8,3) ist Schlusslicht beim Nahverkehr mit 1,5 Punkten. „Der Verkehrssektor erfordert mehr Aufmerksamkeit, um insbesondere im ländlichen Raum eine bessere Anbindung zu gewährleisten“, erklärt Landrätin Marion Dammann auf Anfrage unserer Zeitung.
Die Tram 8 verbindet Weil am Rhein mit der Schweiz. Foto: zVg
Zwar schränkten die derzeit knappen finanziellen Mittel einige Maßnahmen ein, dennoch stünden alternative Mobilitätslösungen im Fokus der Planung, wie der flexible On-Demand-Verkehr im Wiesental. Denn nicht jeder entlegene Ort im Wiesental ist direkt an den Nahverkehr angebunden. Die Buslinie 7300 ab Titisee über den Feldberg verbindet das Obere Wiesental aber über Schönau und Todtnau mit Schopfheim, Lörrach und Basel. In Zell im Wiesental gibt es die Möglichkeit zum Umstieg auf die S-Bahn-Linie 6, die in Basel endet. Die Buslinie 55 verbindet Kandern und die Buslinie 38 Grenzach-Wyhlen mit Basel. Von Schwörstadt und Rheinfelden aus geht es mit dem Zug nach Basel. Grenzen überschreitet auch die Tram 8, denn sie verbindet die Stadt Weil am Rhein mit Basel.
Grenzüberschreitender Nahverkehr
Mit dem grenzüberschreitenden Nahverkehr hat der Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg ein Alleinstellungsmerkmal. Zwischen den Tarifverbünden Nordwestschweiz (TNW) und Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL) besteht eine gegenseitige Abo-Anerkennung. Ab Dezember startet der grenzüberschreitende Busverkehr nach Frankreich und zum EuroAirport. „Dadurch wird der Alltag im Dreiländereck erleichtert und steigert weiter die Lebensqualität“, meint Dammann.
Mal zwei, mal vier Kanzlerkandidaten, mal Spitzenkandidaten der kleinen Parteien. Vom Duell bis zum Quadrell im TV, vor Bürgern, vor Kindern: Beeinflussen die vor der Bundestagswahl gezeigten TV-Duelle ihre Wahlentscheidung?