Fakt ist laut Mion auch, dass die Gesundheitskompetenz in Deutschland bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung lediglich gering ausgeprägt ist. Mehrere Studien belegten, dass eine gering ausgeprägte Gesundheitskompetenz im Zusammenhang mit mehr Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und einer häufigeren Nutzung von Notfalldiensten in Zusammenhang stehe.
Ziel: Patienten unterstützen
Ziel des Landkreises sei es deshalb, die Patienten zu unterstützen, „indem wir ein möglicherweise unzureichendes Wissen über den richtigen Weg zu den adäquaten Anlaufstellen adressieren“, erklärt Mion. Genau an diesem Punkt setzt das Konzept des „Digitalen Gesundheits- und Sozialkompass“ an.
Damit soll eine digitale Bündelung von Gesundheits- und Sozialinformationen sowie von medizinischen und sozialen Angeboten und Dienstleistungen im Sinne eines digitalen Lotsen geschaffen werden. Dieser soll auch bezüglich des monatelangen Wartens auch einen Facharzttermin Hilfe leisten können, indem er Verbindungen zu Angeboten im Bereich der Telemedizin schafft. Auch Carlo Wolf, stellvertretender Geschäftsführer der AOK Hochrhein-Bodensee, sieht in der Telemedizin eine Hilfe der Zukunft. Im Interview mit unserer Zeitung betonte Wolf: „Per Telemedizin können Daten und Befunde sogar in Echtzeit übermittelt werden wie ein laufendes Pilotprojekt zeigt. Zugegeben, noch ist die Telemedizin nicht ausdifferenziert, aber es gibt viele gute Ansätze.“ Am Ende bleibt nach Einschätzung von Wolf nichts anderes übrig, als bestehende Angebote auszubauen und neue Ideen zur sektorenübergreifenden Versorgung zu fördern.
Hoffnungsträger Zentralklinikum
Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung im Landkreis versprechen sich die Verantwortlichen vom neuen Zentralklinikum im Entenbad in Lörrach-Hauingen, das 2026 in Betrieb gehen soll. „Durch die Neuorganisation und Zusammenlegung der Abteilungen wird Fachkompetenz gebündelt. Die Wege verkürzen sich und die räumliche Nähe der Fachabteilungen schafft ein qualitativ verbessertes medizinisches Angebot“, ließ sich Tilman Humpl, Ärztlicher Direktor der Kliniken des Landkreises Lörrach, im April in einer Mitteilung der Kliniken GmbH zitieren. Landrätin Marion Dammann beschreibt die mit dem Zentralklinikum verbundenen Ziele der Kreisverwaltung so: „Insbesondere mit dem Bau des Zentralklinikums verfolgen wir das Ziel, eine bedarfsgerechte und leistungsfähige stationäre medizinische Infrastruktur und eine Basis für ein sektorenübergreifendes Arbeiten zu schaffen.“