Orts-Check Häg-Ehrsberg Hier fühlt man sich sicher

Gerald Nill
Mit dem Theater in den Bergen hat die Gemeinde ein kulturelles Highlight zu bieten. Foto: Gerald Nill

In Häg-Ehrsberg mit seinen insgesamt 825 Einwohnern fühlen sich die Leute so sicher wie in keiner anderen der 35 Gemeinden im Dreiländereck: Platz 1 in dieser Kategorie in unserem Ortscheck.

Warum nur dieses ausgeprägte Sicherheitsgefühl, fragen sich Außenstehende. Wer ins Seitental fährt, sieht schon unten das Begrüßungsschild „Guede Dag im Hinterhag“ und das ist schon die halbe Antwort auf die Frage. Wann immer es kritisch wurde im mittleren Wiesental, errichteten die Bewohner einen Verhau und riegelten sich ab vom Rest der Welt. Aus dieser Historie leitet sich wohl das tief verwurzelte Urvertrauen der Menschen von Häg-Ehrsberg ab. Zuletzt erinnerte Alt-Bürgermeister Bruno Schmidt an die überlieferte Abriegelung, als die Gefahr der Pandemie vor den Toren stand. Doch in dem Fall nützte auch der Verhau im Angenbachtal nichts, denn die Leute mussten zum Schaffen und Shoppen hinaus in die Welt.

Sport & Vereine:

Weitere Top-Bewertungen vergaben unsere Leser für die Attraktivität der Vereine - Platz 3 von allen – sowie die Kinder- und Familienfreundlichkeit in Häg-Ehrsberg. „Wir haben elf Vereine in unserer Gemeinde“, wundert sich Bürgermeister Dirk Philipp überhaupt nicht über das positive Abschneiden. „Wir haben ein starkes Vereinsleben, was auch wichtig ist, da das Ehrenamt einen großen Stellenwert in einer Dorfgemeinde hat“, erklärt der Bürgermeister. Für das Gemeindeleben seien die Vereine Anlaufstelle für Jung und Alt, „was mehrere Generationen verbindet und auch die Ortsverbundenheit stärkt“, so Philipp.

Freizeit & Kultur:

In puncto Freizeit und Kultur landet Häg-Ehrsberg in der vorderen Hälfte der 35 befragten Gemeinden. Dieses gute Abschneiden ist für eine kleine ländliche Gemeinde sicherlich nicht selbstverständlich. Ein Glücksfall ist freilich, dass sich das Theater in den Bergen in Häg-Ehrsberg befindet. Für die Freilicht-Aufführungen des Theaters auf wechselnden Schauplätzen können stets zahlreiche einheimische Akteure aktiviert werden. Bürgermeister Philipp weist aber auch auf die reichhaltigen Outdoor-Erlebnisse hin: „In der Freizeit kann man in Häg-Ehrsberg viele tolle Orte mit dem Fahrrad oder zu Fuß entdecken. Die Auswahl an Wegen ist sehr groß.“

Gastronomie: Das Manko verschweigt er nicht: „Die Auswahl an Verpflegungsstätten leider nicht.“ Es fehlen in der Gemeinde die Gastronomen. „Früher gab es fast in jedem Teilort eine Gastwirtschaft, heute gibt es noch eine Gastwirtschaft, welche am Wochenende die Türen geöffnet hat.“ Damit teilt Häg-Ehrsberg das Schicksal vieler anderer Gemeinden.

Senioren/ ÖPNV:

Fast ganz am Ende der Zufriedenheitsskala rangiert Häg-Ehrsberg beim Aspekt der Seniorenfreundlichkeit – Platz 30 – und bei den Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs – Platz 31. Das wundert Dirk Philipp nicht: „Es gibt einen Linienbus 9003, der am Tag sechs Touren fährt.“ Und: „Dabei werden einige Teilorte gar nicht angefahren, was natürlich auch das schlechte Ergebnis beim ÖPNV widerspiegelt.“ Häg-Ehrsberg ist eine Streugemeinde, aufgeteilt in elf Ortsteile und Weiler über eine Fläche von rund 25 Quadratkilometer. Neben den Hauptorten Häg mit 180 Einwohnern und Ehrsberg mit 276 Einwohnern gibt es noch die folgenden, teils sehr entlegenen Weiler: Altenstein mit 49 Einwohnern, Happach (49), Rohmatt (77,) Rohrberg (64), Schürberg (15), Sonnenmatt (41), Stadel (25), Waldmatt (20) und Wühre mit 29 Einwohnern. „Beim ÖPNV bzw. der Mobilität will ich etwas verändern“, sagt Philipp. „Es muss jedem klar sein, dass es nicht wirtschaftlich vertretbar ist, in jeden Teilort mehrmals am Tag einen Bus fahren zu lassen, welche dann meist nur Luft transportieren.“ Philipp weiter: „Ich denke in der heutigen Zeit und mit der heutigen Technik gibt es andere Lösungen, um die Mobilität im ländlichen Raum zu verbessern. Zum Beispiel Bürgertaxis, Mitfahrapps oder Carsharing.“ Leider sei eine Umsetzung dieser Themen nur mit den nötigen finanziellen Mittein möglich. „Aufgrund der aktuellen finanziellen Lage der Gemeinde ist dies nur schwer bis nicht umsetzbar.“ Aber: „Wir prüfen daher Maßnahmen, welche mit wenig Mitteln und Aufwand durchgeführt werden könnten.“

Immobilienmarkt/Familie:

Auf Platz 7 und damit weit vorne steht die Gemeinde mit ihrem Wohnraum-Angebot. „Dieses Thema haben wir bereits angegangen, da wir das Neubaugebiet Schäfig I im Ortsteil Ehrsberg erschlossen haben und hier in Kürze die Veräußerung der Bauplätze erfolgt“, sagt der Bürgermeister. „Das letzte Wohnbaugebiet wurde um die 2000er-Wende ausgewiesen. Wir hoffen mit neuen Bauplätzen junge Familien in der Gemeinde halten zu können oder neue zu gewinnen.“ Diese seien wichtig für den Erhalt der folgenden Einrichtungen: die Kita für die Betreuung unter 3-Jähriger in Häg, der Kindergarten St. Michael in Häg und die Grundschule in Häg.

Häg-Ehrsberg soll seine Selbstständigkeit erhalten: Im kommenden Jahr wird die Gemeinde 50 Jahre alt, was im Rahmen eines größeren Neujahrsempfangs gefeiert werden soll. „Auch mit kleineren Projekten soll der Wohnort Häg-Ehrsberg als lebens- und liebenswerter Ort wahrgenommen werden“, sagt der Bürgermeister abschließend.

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