Orts-Check Lörrach Mobilität treibt in lebenswerter Stadt um

Marco Fraune
Der Themenkomplex Verkehr dominiert bei den Umfrage-Rückmeldungen. Foto: Marco Fraune

Unser Orts-Check zeigt, wo die Bürger Defizite sehen. Laut Urteil unserer Leser wird der Immobilienmarkt kritisch bewertet – ebenso wie Gesundheitsversorgung und Verkehr. Die Top-Werte liegen im Vereinsleben, dem Handel und der Lebensqualität.

Mit einer Gesamtbewertung von im Schnitt 6,17 Punkten befindet sich Lörrach beim Orts-Check Dreiländereck kreisweit im Durchschnitt aller Kommunen, der bei 6,18 Punkten liegt. Die Bandbreite reicht in der Lerchenstadt bei den Themenfeldern vom Top-Wert Sport & Vereine mit 7,17 Punkten bis zu 3,56 beim Immobilienmarkt auf der anderen Seite der Skala. Losgelöst von den umfangreichen nackten Zahlen haben die vielen Lörracher Teilnehmer noch fast 200 ergänzende Anmerkungen und Wünsche geliefert.

Der Verkehr Der Themenkomplex Verkehr dominiert, der gesamthaft angesichts von 4,95 Punkten als deutlich verbesserungswürdig bewertet wird. Fragen wurden zum Lärm und durch Verkehrsbelastung gestellt. „Die ewigen 30er-Zonen sollten tagsüber nicht gelten, sondern erst ab 20 Uhr“, so ein Vorschlag eines Umfrageteilnehmers. „Ausreichende Auto- und Fahrrad-Stellplätze sind für Pendler wichtig, da der ÖPNV das momentan nicht leisten kann“, heißt es von anderer Seite. Grundsätzlich sollten alle Bereiche für Fußgänger verbessert werden, so eine weitere Forderung. Der Autobahnverkehr sorge gerade abends und nachts für eine hohe Lärmbelastung in der Nähe der Brücke beim Hasenloch, wird kritisiert.

Der Abbau von Lärmschutz-30-Zonen wird gefordert: „Es bringt nichts und behindert dadurch noch mehr den Verkehr als davor.“ Mit den Aussagen konfrontiert, schildert die Stadtverwaltung verschiedene Gründe für Tempo 30. „Hierbei handelt es sich einerseits um Tempo 30-Zonen in Wohngebieten oder um Geschwindigkeitsreduzierungen aus unterschiedlichen Gründen“, verweist Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic auf die Sicherheit vor Schulen, Kindertagesstätten, Kindergärten und bei Unfallschwerpunkten. „Auch bei Lärmbetroffenheit im Rahmen der Ergebnisse des Lärmaktionsplans sind Maßnahmen festzusetzen.“ In der Regel bleibe für schnelle Lösungen nur die Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30. Neben der Kritik zu Tempo 30-Ausweisungen erreichen die Verwaltung ebenfalls Wünsche nach weiteren Ausweisungen, schildert Neuhöfer-Avdic.

Ein Verkehrskonzept Ein gesamthaftes Verkehrskonzept wird von Orts-Check-Teilnehmern eingefordert. Dies ist laut Verwaltung in Arbeit und verweist auf eine Ratsentscheidung von Ende 2023, dass das Gesamtmobilitätskonzept im Rahmen von vier Arbeitspaketen schrittweise erarbeitet wird. Zwei der vorbereitenden Arbeitspakete (Verkehrsbedarfsanalyse und Vorarbeiten für die Verkehrsmodellierung) für ein Gesamtmobilitätspaket sind vergeben und die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2025 vorgestellt werden. „Das dritte Arbeitspaket wird gerade vorbereitet.“

Baustellen unumgänglich Bürger sind teils von den Baustellen genervt, wie zuletzt am Aichele-Knoten. Doch für Verbesserungen und den Erhalt der Infrastruktur seien Baustellen unumgänglich, erklärt die Bürgermeistern. „Für die Bürgerschaft ist der Zustand unter der Erde in der Regel nicht feststellbar.“ Die Stadt habe nicht so viel Finanzmittel, dass sie ohne Grund und als Nice to have Baustellen einrichtet. Die Instandhaltungen der Leitungen, aber vor allem auch die Zunahme der Digitalisierung, der Wärmenetzausbau, auch die Bereitstellung ausreichender Stromkapazitäten (mehr Wärmepumpen, mehr PV-Anlagen, mehr E-Ladesäulen) werden dafür sorgen, dass die Baustellen in den nächsten Jahren eher zu- und nicht abnehmen, trotz Abstimmungen zwischen den Leitungsträgern, soweit dies möglich ist, so Neuhöfer-Avdic.

Der ÖPNV Der ÖPNV müsse ausgebaut werden, fordern Umfrage-Teilnehmer. „Der Nahverkehr sollte endlich aufeinander abgestimmt und vom Takt her verdichtet werden.“ Die Stadtspitze verweist hingegen darauf, dass der ÖPNV in den vergangenen Jahrzehnten bereits verbessert wurde. „Allein auf der Strecke der Garten- und Wiesentalbahn konnte das Fahrgastaufkommen in den letzten rund 20 Jahren mehr als verdoppelt werden, was wiederum den Fahrkomfort zu Stoßzeiten beeinträchtigt.“ Hier setze die Stadt sich für einen zweispurigen Ausbau sowie einen 15-Minutentakt der Linie S6 ein.

Die Stadtverwaltung hat zur Optimierung des Stadtbusverkehrs einen Entwurf für ein neues Liniennetz im Rahmen einer Untersuchung durch ein Planungsbüro in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und verschiedenen Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft entwickelt, heißt es. „Anlass für die Veränderungen ist das Ziel, den Stadtbusverkehr in Lörrach noch attraktiver zu gestalten.“ Der Entwurf wurde der Bevölkerung vorgestellt, die Kommentare oder Anregungen zum neuen Netzvorschlag liefern konnten. „Aktuell wird die Detailplanung erarbeitet.“

Der Radverkehr Ein besseres Radwegenetz wird teils gewünscht, aber von anderer Seite kritisch bewertet. Klar ist, dass der Rat 2019 eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils von 17 Prozent auf ein Drittel des Gesamtverkehrsaufkommens beschlossen hat. Die Stadt hat dazu die Fahrradstrategie 2025+ entwickelt, in der zahlreiche Maßnahmen festgeschrieben sind. In dem existierenden begrenzten Verkehrsraum seien daher gewisse Einschränkungen für den motorisierten Individualverkehr nicht zu vermeiden. Gleichzeitig erinnert sie an zurückliegende städtische Investitionen in Parkhäuser und Straßen. „Die Investitionen in den Radverkehr nehmen sich dagegen eher bescheiden aus.“

Positive Bewertungen Ein mit 7,17 Punkten positiver Wert steht im Bereich Sport & Vereine. Gesamthaft heißt es auch: „Lörrach könnte mehr, wenn es sich traute.“ Die Vorteile durch die Grenzsituation müssten zudem erwähnt werden, betont ein weiterer Leser. Positiv sieht ein anderer Leser, dass das allgemeine Stadtbild in den vergangenen Jahren ständig verbessert worden sei. Und: „Die Wohnqualität wurde verbessert. Für die Natur und die Umwelt wurde viel getan, das Stadtbild ist modern und trotzdem gemütlich.“

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