Orts-Check Teures Wohnen schmälert Inzlingens gute Bilanz

Rolf Rombach
Das über 500 Jahre alte Wasserschloss dient Inzlingen als Verwaltungssitz und Ort für besondere Konzerte. Außerdem beherbergt es ein bekanntes Restaurant in seinen Mauern. Foto: Rolf Rombach

Die Miet- und Immobilienpreise liegen in Inzlingen bisweilen beinahe auf Großstadtniveau. Beim Orts-Check kommt die Gemeinde dennoch sehr gut weg. denn die Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs ist sehr gut und die Kriminalität sehr niedrig.

Das quirlige Leben und die Infrastruktur in Lörrach oder Basel genießen und dennoch ruhig wohnen: Das hat (nicht nur, aber auch) in Inzlingen seit Jahren einen hohen Preis. Da jeder dritte Berufstätige als Grenzgänger aus der Wasserschlossgemeinde in die Nordwestschweiz pendelt – der höchste Wert im Landkreis Lörrach –, hat dies sich auf die Miet- und Kaufpreise für Immobilien ausgewirkt. Wer mobil sein will – vor allem abends und am Wochenende –, benötigt in der Regel ein Auto. Oder er muss die Besonderheiten des Busverkehrs kennen.

ÖPNV: Der öffentliche Personennahverkehr erreicht in Inzlingen mit lediglich 4,7 Punkten den vorletzten Platz bei den Umfragethemen. Bürgermeister Marco Muchenberger und der Gemeinderat hätten zwar gerne mehr Busfahrten, doch scheitert dies bisher an den Kosten. „Wollen wir den 35er der BVB bis ans Wasserschloss fahren lassen statt nur an den Zoll, wäre ein weiteres Fahrzeug notwendig wegen der Umlaufzeiten. Das würde uns rund 250 000 Franken kosten“, zieht der Rathauschef einen Vergleich. Da die Gemeinde das nicht bezahlen kann, hofft Muchenberger auf eine Veränderung der Basler Verkehrsbetriebe, die einen Leerlauf am Zoll mit sich bringt. „Die Zeit könnten wir dann nutzen.“ Im Halbstundentakt verbindet dieser Schweizer Bus nämlich den Zoll mit dem Bahnhof von Riehen.

Die Lörracher Linie 3 fährt werktags im Stundentakt und verbindet die Riehener Weilstraße bei der Fondation Beyeler und den Busbahnhof Lörrach mit Inzlingen. Wer den letzten 3er-Bus um 19 Uhr ab Lörrach verpasst, kann in Lörrach immerhin noch den Bus der Linien 7304 nach Rheinfelden nehmen, der, wenn man es dem Fahrer beim Einsteigen sagt, eine Extraschleife zum Inzlinger Wasserschloss fährt, um einen dort aussteigen zu lassen. Ein Zustieg mit eventueller Weiterfahrt in Richtung Rheinfelden ist allerdings nicht möglich. Um hier auch innerhalb des Ortes kurze Wege zu schaffen, plant die Wählervereinigung „Gemeinsam für Inzlingen“ gegenwärtig die Einführung eines Anrufsammeltaxis (ASTI) auf Vereinsbasis. Erste Gespräche mit den Behörden liefen bereits. Dadurch soll es möglich werden, abends besser nach Hause zu kommen.

Verkehr: Zwei Durchgangsstraßen hat Inzlingen. Dazu kommen peripher noch die Bundesstraße und die Autobahn von Lörrach nach Rheinfelden. 5,19 Punkte wurden im Rahmen des Orts-Checks durchschnittlich vergeben, stören sich die Bürger doch an den Verkehrsbehinderungen auf der Riehenstraße und offenbar fehlender Verkehrsberuhigung in den Nebenstraßen.

Gastronomie: Mit 7,6 Punkten liegt Inzlingen hier deutlich über dem Schnitt. Hauptkritikpunkt der Leser bei der Online-Umfrage: eine an Schweizer Kaufkraft orientierte Preisgestaltung so mancher örtlicher Restaurants. Im Vergleich zur Einwohnerzahl ist as gastronomische Angebot in Inzlingen allerdings enorm groß und die Bandbreite sehr vielseitig.

Immobilienmarkt: Mit 4,26 Punkten ist dies der schlechteste Umfragewert in Inzlingen. Die Gemeinde hat allerdings nur wenig Spielraum. Gemeindeeigene Wohnungen werden in der Regel an Bedürftige vergeben, die Grundstücke im Neubaugebiet anhand einer bestimmten Sozialauswahl.

Gesundheitsversorgung: Obwohl im Waieland neben einer Apotheke auch noch ein Zahnarzt und ein Allgemeinmediziner vor Ort sind, wurden im Rahmen des Orts-Checks nur 5,25 Punkte vergeben. Fehlende Möglichkeiten für grenzüberschreitende Behandlungen werden von Leserseite kritisiert, obgleich die Gemeinde dafür selbst nichts kann.

Sauberkeit: In der Regel wöchentlich kümmert sich der Werkhof um die Reinigung der Gemeinde. Mit 8,47 von zehn Punkten sind die Bürger offenbar sehr zufrieden damit und leisten bekanntlich auch selbst viel für ein ordentliches Dorf. Zum Teil kümmern sich Bürger mit dem eigenen Rasenmäher um kleine Gemeindeflächen, wie Bürgermeister Muchenberger dankbar erzählt. In Hinblick auf Starkregenereignisse – Inzlingen ist hier gebranntes Kind – wurden Bürger daran erinnert, Abflüsse zum Schutz der Gebäude freizuhalten.

Sicherheit: Mit 7,14 ist das Sicherheitsgefühl in Inzlingen gut. Eine gut aufgestellte Feuerwehr mit jungen Führungskräften sorgt dafür, dass aus kleinen Unglücken keine Katastrophen werden.

Einzelhandel: 6,2 Punkte vergeben die Teilnehmer am Orts-Check für den Bereich Einzelhandel. Denn auch hier ist die Gemeinde vergleichsweise gut versorgt. So gibt es neben einem kleinen Vollsortimenter auch einen Bäcker und einen Metzger. In Inzlingen bekommt man somit nahezu alle wichtigen Dinge des täglichen Bedarfs.

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