Orts-Check Vielfältiger Einsatz für ältere Bürger

Rolf Rombach
Ob im Pflegeheim oder als Nachmittagstreff: Mit Sitztanz – hier im Emilienpark in Grenzach – können ältere Menschen weiter Spaß an gemeinsamer Bewegung und Rhythmus haben. Foto: Rolf Rombach

Den besten aller Werte vergibt Schönenberg beim Thema Senioren mit 9,25 von 10 Punkten. Der Schnitt von 6,23 im Landkreis hebt auch die Gesamtbilanz des Dreiländerecks (6,18) im Rahmen des Orts-Checks an.

Wie lebt es sich in den Kommunen des Landkreises im höheren Alter? Die Bewertung, die unsere Leser im Rahmen des Orts-Checks abgegeben haben, fällt sehr unterschiedlich aus. Sie spiegelt obendrein nicht die einzelnen Rückmeldungen wider, die hierzu abgegeben wurden. Rund 40 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage sind über 60 Jahre alt.

Obwohl in den Kommentaren häufig bemängelt wurde, dass Senioren mit öffentlichen Verkehrsmitteln wegen zu weit entfernter Haltestellen oder zu weniger Verbindungen schlecht mobil seien, bekommen ausgerechnet die Gemeinden mit wenig bis gar keiner Anbindung an Busse und Bahnlinien die besten Noten. Das Spitzentrio unseres Orts-Checks besteht im Bereich „Senioren“ aus Schönenberg (9,25), Böllen (8,0) und Schallbach (7,79). Schlusslicht ist Malsburg-Marzell (4,46) vor Wittlingen (4,55) und Fröhnd (4,57).

Neben der ÖPNV-Problematik fallen die weiteren Rückmeldungen sehr verschieden aus: Der Wunsch nach Vergünstigungen für Rentner in Bädern wird ebenso genannt wie die Beschwerde über schlechte Zustände bei Gehwegen, die mit Rollator oder – im Falle von Familien mit Kinderwagen – manchmal nur beschwerlich zu meistern seien. Und wie alle Bürger im Dreiländereck haben auch Senioren häufig ein Problem, geeigneten und bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Nicht mehr ganz so schlimm wie in den vergangenen Jahren, aber weiterhin mit Wartezeiten verbunden, sind Plätze in Pflegeheimen. Im Bereich der stationären Pflege gehören der Landkreis Lörrach sowie das Sankt Josefshaus Herten zu den größten Betreibern.

Gemeinsame Aktionen von Senioren und Menschen mit Behinderung – hier Plätzchenbacken in der Himmelspforte Wyhlen – bringen Menschen zusammen und bereiten Freude. Foto: Rolf Rombach

Der Eigenbetriebe Heime des Kreises hat seit Dezember 2022 mit dem „Haus an der Wiese“ in Hausen einen fünften Standort nach Weil am Rhein, Rheinweiler, Schliengen sowie Wiechs und betreut mit dem ambulanten Dienst Rheinweiler rund 500 Personen. Der Fachbereich Altenhilfe des Josefshauses hat inzwischen Standorte in Lörrach-Stetten, Zell im Wiesental, Bad Säckingen und Efringen-Kirchen und zeichnet auch für die kirchliche Sozialstation Oberes Wiesental sowie die Wyhlener Himmelspforte mitverantwortlich.

Doch auch die Kommunen sind nicht untätig: Um nur eine zu nennen, ist die Stadt Rheinfelden seit Januar an einer umfangreichen Sanierung und einem Teilneubau des 1959 in Betrieb gegangenen „Bürgerheims“ tätig, das derzeit 146 vollstationäre Pflegeplätze sowie 15 integrierte Kurzzeitpflegeplätze hat.

Der Bau barrierefreier Wohnungen ist seit Jahren Thema in den Kommunen. Derzeit entsteht in Grenzachs Ortsmitte ein Wohnhaus mit integrierter Tagespflege. Größter Kritikpunkt aus der Bevölkerung: Die Wohnungen des Investors seien aufgrund des Preisniveaus ausschließlich für Besserbetuchte erwerbbar.

Seit 2018 ist in Grenzach-Wyhlen ein Einkaufsbus für Senioren unterwegs. AWO-Mitglied Frieder Baginski (rechts), der den Bus jahrelang ehrenamtlich gefahren hat, kam sogar im Grenzach-Wyhlen-Film von Gusty Hufschmid zu Ehren. Foto: Rolf Rombach

Unabhängig von der Architektur sorgen ambulante Pflegedienste kreisweit dafür, dass Menschen trotz körperlicher Defizite so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Gudrun Schemel, Geschäftsführerin des Caritasverbands im Landkreis Lörrach, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung, dass in den vergangenen Jahren ein leichter Rückgang bei den Anfragen zu Pflegesachleistungen verzeichnet wurden. „Dies ist sowohl auf die zunehmende Altersarmut als auch auf den Fachkräftemangel zurückzuführen. Viele ältere Menschen sind finanziell eingeschränkt und können oft nur die Grundpflege im Rahmen dessen in Anspruch nehmen, was die Pflegekasse finanziert. Diese finanzielle Begrenzung führt dazu, dass die Daseinsvorsorge nicht immer vollständig gewährleistet werden kann, sodass viele Pflegebedürftige nicht alles Notwendige an Unterstützung erhalten.“ Auch sei die öffentliche Wahrnehmung der Pflege als Profession und die damit verbundenen Möglichkeiten zu gering.

Ein weiterer Aspekt, der den Zugang zu Pflegedienstleistungen beeinflusst, ist die individuelle Gesundheitskompetenz. Menschen mit höherem Bildungsstand und einem gut ausgebauten sozialen Netzwerk sind oft besser in der Lage, sich im komplexen Pflegesystem zurechtzufinden und die verfügbaren Leistungen optimal zu nutzen. Ältere Menschen mit geringeren Gesundheitskompetenzen hingegen haben häufig Schwierigkeiten, die passenden Angebote zu finden, und bleiben deshalb teils unversorgt. Dadurch ergibt sich eine Ungleichheit, bei der diejenigen, die auf Unterstützung besonders angewiesen sind, nicht immer die notwendige Hilfe erhalten“, kritisiert Schemel.

Um diesem Missstand entgegenzutreten gibt es seit 2009 die gesetzlich verankerte und durch die Kassen bezahlte Pflegeberatung. An den Pflegestützpunkten wird über die pflegerischen, medizinischen und sozialen Leistungen informiert.

Natürlich wollen ältere Menschen aber auch noch Dinge unternehmen. Hierzu gibt es dank des bürgerschaftlichen Engagements in den Kommunen unzählige Angebote. Seniorenstammtische, Ausfahrten, gemeinsame Theaterbesuche und Spielenachmittage sind nur eine Auswahl. Um die Ehrenamtlichen zu unterstützen und zu vernetzen, gibt es immer mehr Seniorenbeauftragte in den Rathäusern. Auch Seniorenräte sind im Kommen, die als Lobby-Organisation die Anliegen bündeln und kommunizieren.

Pionierarbeit, um Menschen verschiedenen Alters zu vernetzen, leistete das Familienzentrum Rheinfelden mit dem Projekt „Radeln ohne Alter“ (ROA). Geschulte Ehrenamtliche nehmen Gäste in einer Fahrradrikscha mit und machen eine Ausfahrt. Entweder zu einem festen Ziel oder um die Gegend zu erkunden und „den Wind in den Haaren“ zu spüren, wie das Motto verspricht. Vor allem Pflegeheimbewohner erfreuen sich an den Ausfahrten, kommen dadurch raus an die frische Luft und können die Heimat befahren.

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