Ortscheck Zell Ärztliche Versorgung ist Sorgenkind

Verena Wehrle
Nur ein Hausarzt und kaum freie Wohnungen – das sind die Sorgenkinder der Zeller. Foto: Verena Wehrle

In Zell wird die Gesundheitsversorgung von den Teilnehmern des Ortschecks am schlechtesten bewertet. Bürgermeister Peter Palme sagt, dass diese sichergestellt ist. Auch der Immobilienmarkt und die Verkehrssituation schneiden schlecht ab.

Ein Stimmungsbild über die Stadt Zell zeigt der Ortscheck auf. Im Vergleich zum Landkreis werden die Kategorien Familie & Kinder, Sauberkeit, Senioren und Einzelhandel noch überdurchschnittlich bewertet und liegen damit im guten Mittelfeld. Die Lebensqualität, Digitalisierung & Klima, Sicherheit und Kultur sowie Freizeit werden unterdurchschnittlich bewertet. Weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen landen die Verkehrssituation, der Immobilienmarkt und die Gesundheitsversorgung. Ein Überblick.

Gesundheitsversorgung:

Landkreisweit ist die Gesundheitsversorgung Schlusslicht im Ortscheck und damit auch Sorgenkind. So wie auch in Zell selbst. Mit einem Wert von 4,5 liegt die Bewertung hier aber noch etwas unter dem landkreisweiten Durchschnitt (4,7). Woran das liegt? Aktuell gibt es nur einen niedergelassenen Hausarzt in der Schwanenstadt und dieser steht mit seinen 68 Jahren eigentlich schon vor dem Ruhestand. Deshalb hatte sich erst kürzlich auch eine Bürgerin im Gemeinderat danach erkundigt, was die Stadt zu tun gedenkt. In der Sitzung als auch im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Bürgermeister Peter Palme: „Die Gesundheitsversorgung ist sichergestellt.“ Die Kassenärztliche Versorgung stufe die Versorgung nicht als kritisch ein und Dr. Andreas Koch würde noch einige Jahre weitermachen. „Wir sind mit Dr. Koch und seiner Praxis gut versorgt und wir profitieren auch vom guten Ärzteangebot in Schönau“, sagt Palme. Er sehe keinen Mangel in diesem Bereich. Besteht Handlungsbedarf? Aktuell nicht, sagt er. Die Stadt könne nichts tun. Sobald Koch nicht mehr praktiziere, suche die KV einen Ersatz, erklärt das Stadtoberhaupt. Aber die Bürger zeigen sich in den Kommentaren der Umfrage unzufrieden mit der Gesundheitsversorgung in Zell. „Mehr Ärzte wären wünschenswert“, heißt es. Oder: „Die ärztliche Versorgung ist sehr zäh.“

Immobilienmarkt:

Das Bild des Landkreises spiegelt sich auch in der Kategorie Immobilienmarkt in Zell wieder, die auf dem vorletzten Platz landet. Auch Bürgermeister Palme begründet dies mit der „allgemeinen Situation“. Der Wohnungsmarkt in Zell sei aufgrund der Flüchtlingssituation angespannt. Während immer mehr Wohnungen gesucht werden und die Stadt zusätzlich für die Flüchtlinge Wohnraum finden muss, würden etwa frei stehende Einfamilienhäuser gar nicht mehr nachgefragt. Palme sei froh über die Wohnungsbaugesellschaft, die immer wieder neuen Wohnraum schaffe.

Familien und Kinder:

Die Kategorie „Familien & Kinder“ steht in Zell auf einem guten vierten Platzt und damit im guten Mittelfeld. Nur in einem Kommentar wünscht sich ein Umfrageteilnehmer: „Mehr Freizeitangebote für Kinder.“ Palme führt die gute Bewertung in dieser Kategorie auf die Millionen-Investitionen der vergangenen Jahre im Bereich Kita und Schulen zurück. Die Realschule wurde umfassend saniert, die Bauarbeiten für den neuen Kita-Campus in der Bahnhofsstraße sind in vollem Gange und auch der Kindergarten in der Gottfried-Fessmann-Straße wurde umfassend saniert, inklusive neuer Außenanlagen. Und: Auch das Jugendzentrum ist nach längerer Flaute wieder in Betrieb mit zahlreichen Angeboten.

Einzelhandel:

Der Einzelhandel in der Schwanenstadt liegt mit Blick auf den Landkreis gerade noch im überdurchschnittlichen Bereich. Und das, obwohl es in der Kirch- und in der Schönauerstraße – also mitten in der Stadt – immer mehr Leerstände gibt. „Wir wünschen uns natürlich, dass hier wieder jemand reinkommt“, sagt Palme. Doch durch den Strukturwandel würden überall mehr und mehr alteingesessene Geschäfte verschwinden. Hingegen seien die Zeller „wunderbar versorgt“ durch die Supermärkte – und diese bleiben. Allein der Edeka Schmidts Markt wird schon bald Millionen von Euros investieren, um sich am Standort Zell zu erweitern und die Filiale auf den neusten Stand zu bringen.

Bahnhofsareal:

In einem Kommentar hat ein Teilnehmer der Umfrage das Endlos-Thema Bahnhofsareal angesprochen, das im Zeller Ratsgremium schon seit Jahren für Diskussionen sorgt. Bisher scheiterte die Sanierung des Platzes an der Finanzierung wegen explodierender Kosten. So musste das geplante Großprojekt immer wieder verschoben werden. Der Umfrageteilnehmer fordert eine „dringend notwendige Sanierung des Bahnhofsareals, welches die Eingangspforte der Stadt ist, mit einer zweckdienlichen, praktikablen und finanzierbaren Lösung.“ Erst im Oktober im Rahmen der Haushaltsplanung hat die SPD-Fraktion die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes gefordert. Das Vorhaben dürfe nicht aus den Augen verloren werden. Auch die Kunden der S-Bahn würden die Neugestaltung gutheißen und Zell dann nicht nur als Ausgangspunkt für Wanderungen, sondern auch als Einkaufs- und Erlebnisort aufnehmen, hofft die SPD. Palme informiert nun, dass der Platz in den nächsten Wochen weiterhin Thema sein wird – auch im Rahmen der Haushaltsplanberatungen. Man wolle in einer abgespeckten Version eine Lösung finden. „Wir müssen schauen, was wir uns leisten können und wünschen, dass wir das Projekt 2025 angehen können“, kündigt Palme im Gespräch mit unserer Zeitung an. „Eine große Lösung halte ich momentan für nicht stemmbar.“

Er gibt zu, dass es im „Eingangstor nach Zell“ in Sachen Attraktivität tatsächlich noch viel Luft nach oben gebe. „Es ist auch mein Wunsch, hier etwas zu tun.“

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